Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Wir kommen von der Presse

Wir kommen von der Presse

Titel: Wir kommen von der Presse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Walter Gronemann
Vom Netzwerk:
wär’ das ‘ne Wucht, wenn ausgerechnet ich den Leuten von der Kolonie helfen könnte!
     
    Am nächsten Morgen in der Schule fragte Klaus Ute, ob sie am Nachmittag lieber zu Herrn Neuberts Freundin Lisa oder zum Architekten Meier gehen wolle.
    Doch Ute antwortete zunächst gar nicht. Düster blickte sie vor sich hin. Schließlich brummte sie: »Du kannst komisch fragen! Ich hab’ heute Ausgehverbot. Bloß, weil ich gestern so spät nach Hause gekommen bin.«
    »Und wer hat das verhängt? Deine Eltern?«
    »Wer sonst? Meinst du vielleicht, unser Kanarienvogel?« Utes Laune war ausgesprochen mies.
    »So was Doofes!« rief Klaus ärgerlich. »Dabei war’s doch gar nicht so spät. Höchstens kurz nach sechs. Mensch, sind deine Eltern pingelig!«
    Ute zuckte nur mit den Schultern.
    Doch noch vor der nächsten Pause hatte Klaus eine Idee. »Gut, daß wir gerade Biologie hatten. In der Biostunde hab’ ich meistens die besten Einfälle«, sagte er.
    »Und was ist dir eingefallen?« fragte Ute gespannt.
    Sie solle verhandeln, meinte Klaus, einfach mit ihren Eltern verhandeln. Ausgehverbot sei doch im Grunde eine blöde Strafe. Dagegen sei Fernsehverbot für manche viel schlimmer. Es gäbe sogar Leute, die bekämen nervöse Zuckungen, wenn sie nicht fernsehen dürften. Manche kriegten auch Magendrücken oder Ohrensausen oder sogar Haarausfall.
    »Ich aber nicht!« Ute lachte.
    »Siehste, das hab’ ich mir gedacht«, sagte Klaus erleichtert, denn er freute sich, daß Utes Laune sich gebessert hatte. »Dir würde es also auch gar nichts ausmachen, wenn du zu deinen Eltern sagtest, sie sollen das Ausgehverbot aufheben und dir dafür lieber am Abend das Fernsehen verbieten.«
    Ute fand den Vorschlag nicht schlecht. Aber sie wollte nicht mit ihren Eltern darüber verhandeln. »Die sind in der Beziehung stur«, erklärte sie.
    Klaus stöhnte. »Also, dann muß ich mir eben etwas Neues einfallen lassen.«
    Und es fiel ihm etwas ein. Fest entschlossen, seiner Reporterkollegin aus der Klemme zu helfen, machte er sich am frühen Nachmittag auf den Weg zu Ute. Ihre Mutter öffnete ihm die Wohnungstür.
    »Guten Tag, Frau Krauß. Kennen Sie mich noch? Ich bin Klaus Möllmann aus Utes Klasse«, sagte er höflich. »Ich habe Schwierigkeiten bei den Hausaufgaben und würde Ute gern mal um Rat fragen.«
    »Handelt es sich etwa um die Mathematikaufgaben auf Seite achtunddreißig?« wollte Frau Krauß wissen.
    Au Backe, dachte Klaus, die weiß aber genau Bescheid! »Nee«, sagte er unsicher. »Um Biologie. Ich weiß auch nicht, warum, aber ich konnte mich heute in der Biostunde unheimlich schlecht konzentrieren.«
    Frau Krauß führte ihn in Utes Zimmer. »Du kannst aus bestimmten Gründen allerdings nicht lange bleiben«, erklärte sie.
    Ute war sprachlos. Mit Klaus hatte sie an diesem Nachmittag wirklich nicht gerechnet.
    »Leg dein Biobuch auf den Tisch«, flüsterte Klaus, als er mit Ute allein war. »Damit die Sache echt wirkt.« Dann setzte er sich neben sie.
    »Willst du etwa wegen des Ausgehverbots mit meiner Mutter verhandeln?« wollte Ute wissen.
    »Vielleicht. Ich weiß allerdings noch nicht, ob’s hinhaut. Übrigens, hast du dir schon überlegt, was für einen Text du zu unserer Reportage über die Kolonie schreiben könntest?«
    Ute schüttelte den Kopf. »Heute fällt mir überhaupt nichts ein«, erklärte sie. »Mir kommen keine guten Gedanken. Ich hab’ im Moment so miese Laune, daß ich höchstens Matheaufgaben hinschmieren kann.«
    »Laß den Kopf nicht hängen.« Klaus versuchte sie zu trösten. »Morgen hast du bestimmt wieder gute Ideen. Oder auch erst übermorgen. Ist ja egal, uns drängt doch niemand.«
    In diesem Augenblick kam Frau Krauß schon wieder ins Zimmer. »Na, kommt ihr zurecht mit Biologie? Sonst könnte ich euch vielleicht abfragen.«
    »Nein, nein, ist nicht nötig«, entgegnete Klaus rasch. »Wir hatten in der Biostunde über schädliche Nagetiere im Garten gesprochen. Ich wußte nur nicht mehr, ob es hauptsächlich die Ratten oder die Mäuse waren.«
    »Und über welche Tiere habt ihr hauptsächlich gesprochen?« fragte Utes Mutter.
    Klaus lächelte verlegen. »Weder über Ratten noch über Mäuse, sondern über Wildkaninchen.«
    Frau Krauß mußte lachen. Dann sagte sie entschuldigend: »Klaus, es tut mir leid, aber du kannst heute nicht länger bleiben. Komm ein andermal wieder, ja? Denn heute... ja, also... heute hat Ute — «
    »Ausgehverbot«, unterbrach Klaus sie.
    »So, Ute hat wohl schon

Weitere Kostenlose Bücher