Wir Middle-Ager -Unsere besten Jahre
Grundlage hat. Sie ist praktisch und natürlich auch lustig – und zwar so sehr, dass selbst Männer sich gern darüber unterhalten. Und was für Männer noch attraktiver ist, ist ihre Abstraktheit – ein Konzept, indas jeder Moment der Unruhe oder Sorge hineingepackt werden kann wie in ein Kästchen, das man verschließt und belächelt. Es gibt auch die Überlegung, ob die Midlife-Crisis vielleicht erst in den vergangenen Generationen entstanden sein könnte, als eine Art Ausgleich für nicht erlebtes Leid in Kriegen oder Wirtschaftskrisen – wobei man natürlich annimmt, dass Männer sich dafür schämen, zu keinem Zeitpunkt richtig (und männlich) gelitten zu haben, und das durch eine erfundene »Midlife-Crisis« kompensieren. Aber jetzt mal im Ernst: Brauchen wir solche Überlegungen, um zu erklären, warum die Menschen gerne über Männer im mittleren Alter lachen?
Der Autor, wie mich dünkt, beklaget sich zu viel, höre ich da manche sagen (frei nach Shakespeare). Vielleicht kann ein Mann Anfang vierzig in diesem Punkt ja auch nicht überzeugen. Und vielleicht ist ein vehementes Leugnen einer Krise ja auch nur mein persönlicher Umgang mit ihr. Wie dem auch sei, ich möchte diese Midlife-Crisis jetzt Midlife-Crisis sein lassen und weitermachen. Es gibt einfach, und das wissen alle Männer, eine Menge Dinge zu erledigen.
16. Sollten Middle-Ager noch Kinder bekommen?
Ich war von Anfang an etwas ganz Besonderes. Nicht nur, dass ich mit dem Hintern voran und im Beisein von rund zwanzig Medizinstudenten zur Welt kam, die diesen während ihrer Geburtshilfeschulung einzigartigen Vorgang staunend verfolgten, ich war auch das Kind einer Mutter, die offiziell als alt galt.
Heutzutage ist es eher normal, mit einunddreißig ein Kind zu bekommen, aber im Jahr 1968 war man da als Frau schon kurz vor dem Ruhestand. Aus dem Grund lag sie in der Geburtsklinik auch in der Sonderabteilung für »Ältere Mütter«. Vielleicht hatten die Ärzte Angst, dass die anderen Frauen sich bei ihr anstecken und Alter kriegen. Heute sieht man das anders, auch hat sich in den Jahren, die das Erzeugnis des Jahres 1968 brauchte, um das Middle-Age zu erreichen, das Elterndasein gewaltig verändert. Wir alle wissen, dass die Leute heutzutage später eine Familie gründen als damals, und in diesem Kapitel möchte ich auf ein entscheidendes Problem bei dieser Entwicklung eingehen. Im dritten Teil dieses Buches haben wir uns bereits mit dem Sexualverhalten sowie der weiblichen und männlichen Fruchtbarkeit beschäftigt, den Komponenten, die im Verbund eine Schwangerschaft ermöglichen. Jetzt will ich mal überprüfen, ob das bei mittel-alterlichen Eltern auch wirklich so eine gute Idee ist.
Von den Statistiken her ist alles klar. In Großbritannien hat sich die Zahl der Frauen, die jenseits der vierzig ein Kind bekommen haben, zwischen 1989 und 2009 verdreifacht, wohingegendie Zahl der Frauen unter fünfundzwanzig zurückgegangen ist. In den USA ist in dem Jahrzehnt zwischen 1991 und 2001 die Zahl der Frauen, die jenseits der fünfundvierzig ein Kind bekommen haben, um 190% gestiegen. Es handelt sich hier also wirklich um eine allgemeine Entwicklung, wobei natürlich kein Schicksal dem anderen gleicht. Bei vielen Frauen funktioniert die Empfängnis im Middle-Age auf natürlichem Wege, andere sind auf moderne Befruchtungsmethoden angewiesen. Wieder andere müssen gar auf fremde Eizellen zurückgreifen. Und wenn die Mütter älter sind, bedeutet das natürlich, dass auch die Väter ein paar Jährchen mehr auf dem Buckel haben – was man oft vergisst, weil manche Männer mittleren Alters ja durchaus auch mit einer neuen, jungen Frau eine zweite Familie gründen.
Mütter mittleren Alters sind jetzt nichts ganz Neues, aber sie sind heute einfach anders als früher. Bis vor wenigen Jahren hatten Frauen bei Erreichen des mittleren Alters schon Jahre des Kinderkriegens hinter sich (seit ihrer Eheschließung), weshalb die Kinder, die dann im Middle-Age kamen, einfach eine Abrundung von großen und wahrscheinlich ziemlich anstrengenden Familien darstellten. Heute ist es aber so, dass Eltern erst mit Ende dreißig oder gar Anfang vierzig überhaupt mit dem Kinderkriegen anfangen . Und es hat den Anschein, als würden die Frauen dabei gegen ihre biologische Uhr ankämpfen, denn statistisch gesehen, ist der Abstand zwischen erstem und zweitem Kind bei Middle-Agern kleiner als bei jüngeren Frauen, obwohl sie weniger fruchtbar sind. Das belegt,
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