Wir Middle-Ager -Unsere besten Jahre
zuverlässige Zahlen zu gewinnen, ist doch ziemlich deutlich, dass Fehlgeburten mit fortschreitendem Alter zunehmen, und zwar immer mehr, je älter die Frau wird. Der Zeitpunkt, an dem rund die Hälfte der auftretenden Schwangerschaften zu einem Abbruch führt, liegt irgendwo zwischen vierzig und fünfundvierzig, wobei das alles nicht so genau berechnet werden kann, weil Abgänge in einem frühen Stadium oft gar nicht wahrgenommen werden. Die Gefahr einer Fehlgeburt ist im Middle-Age also viel größer als die eines Downsyndroms, und in der Tat sind Fehlgeburten der Hauptgrund dafür, dass Frauen im Middle-Age weniger Kinder zur Welt bringen (gefolgt von weniger Sex und Unregelmäßigkeiten im Zyklus). Da aber Fehlgeburten ein trauriger Vorfall sind, der meist in der Familie bleibt und auf den oft genug dann doch noch das freudige Ereignis einer glücklichen Schwangerschaft folgt, schlagen sie auch nicht so hohe Wellen wie Chromosomenfehler.
Aus unerfindlichen Gründen bekommen ältere Frauen kleinere Kinder. Je nach Untersuchung wird das Ausmaß dessenmehr oder weniger dramatisch eingeschätzt, doch einig sind sich die Studien darin, dass Frauen über vierzig eher Kinder zur Welt bringen, die nach den gängigen Standards als »untergewichtig« eingestuft werden müssen. In manchen wird sogar behauptet, dass Frauen über dreißig kleinere Kinder gebären als Frauen unter dreißig. Es gibt noch eine andere Gruppe von Frauen, die kleinere Kinder zur Welt bringen, nämlich die Teenager, wobei man dieses Phänomen vielleicht besser durch die sozioökonomischen Benachteiligungen der jungen Frauen erklären kann. Es gibt allerdings Forscher, die gewisse Ähnlichkeiten der Mutterschaft bei Teenagern und Middle-Agern tatsächlichen biologischen Konkordanzen zuschreiben – bei Tierversuchen hat sich etwa gezeigt, dass die Hormonausschüttung bei sehr jungen und sehr alten Müttern vor und während der Schwangerschaft ähnlich hoch ist. Babys von Middle-Ager-Frauen können noch aus einem anderen Grund untergewichtig sein, nämlich, weil kurze Intervalle zwischen den Schwangerschaften bekanntermaßen zu reduziertem Geburtsgewicht führen. Und wie wir ja gesehen haben, sind kurze Intervalle eines der Merkmale der heutzutage spät erfolgenden Familiengründung.
Abgesehen von diesen Überlegungen können Middle-Ager-Mütter sich freuen – es gibt weder Hinweise darauf, dass jenseits der vierzig vermehrt Frühgeburten auftreten, noch darauf, dass die Babys unmittelbar nach der Geburt wenig Reaktion zeigen oder sogar öfter sterben. Bei einer der Untersuchungen kam sogar heraus, dass bei Frauen im mittleren Alter die Chancen auf Zwillinge oder gar Drillinge größer sind.
Der dritte Aspekt einer mittel-alterlichen Elternschaft wird meist übersehen, dabei ist er der überraschendste und interessanteste: Ein fortgeschrittenes Alter des Vaters kann sich nämlich ebenfalls negativ auf die Gesundheit des Kindes auswirken.
Wir kennen alle die Geschichten von Männern, die noch im hohen Alter Kinder gezeugt haben (Charlie Chaplin wurde mit dreiundsiebzig noch einmal Vater; der Vater des Schlagersängers Julio Iglesias, wie durch Zufall Gynäkologe, zeugte noch mit neunundachtzig ein Kind), und ich vermute mal, dass diese tattrigen Fortpflanzungsleistungen, so selten sie auch sein mögen, dem Macho in uns Männern runterlaufen wie Öl. Und vermutlich denkt auch niemand, dass eine derart späte Vaterschaft sich negativ auswirken könnte, vor allem, weil sie wenig mit bekannten Problemen wie etwa Downsyndrom zu tun hat.
In der Tat spielt das Alter des Vaters beim Auftreten von Chromosomen-Anomalien so gut wie keine Rolle. Sagen wir so: Das Alter des Vaters kann sich minimal auf ein Downsyndrom auswirken, aber abgesehen davon gibt es keine Belege dafür, dass ältere Väter häufigere Aneuploidien verursachen. Wie man ja zu wissen glaubt, entströmen die so kurzlebigen wie todesmutigen Samenzellen einer nie versiegenden testikulären Quelle – ganz im Gegensatz zu den Eizellen, die jahrzehntelang im Innern der Eierstöcke auf ihren Einsatz warten. Dieses eher grobe Verständnis der männlichen Biologie hat zu der allgemeinen Überzeugung geführt, dass das Alter des Vaters bei Zeugung eines Kindes unerheblich sei.
Jüngere Studien belegen jedoch, dass eine späte Vaterschaft doch nicht so unproblematisch ist wie gedacht. Demnach gibt es eine Gruppe von Erkrankungen, die bei Kindern mit alten Vätern vermehrt auftreten. Es
Weitere Kostenlose Bücher