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Wir Middle-Ager -Unsere besten Jahre

Wir Middle-Ager -Unsere besten Jahre

Titel: Wir Middle-Ager -Unsere besten Jahre Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Bainbridge
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bestimmen, weil ihnen der Zustand der Milchzähne oder der Fortschritt des bleibenden Gebisses als genaue Orientierung dienen. Wir hingegen haben Pech, denn bei Erwachsenen gibt es keine Regeln beim Zahnausfall. Immerhin konnten Anthropologen aus dem Umstand, dass Zähne sich über ein Menschenleben hinweg abnutzen, Verbindungen zur Lebensdauer herstellen. Zunächst untersuchte man Gebisse von jüngeren Vertretern einer prähistorischen Population, bei denen noch neue Zähne nachwuchsen. Damit konnte man berechnen, wie schnell sich das Gebiss in einem Zeitraum abnutzte, der zwischen dem Ausfall des einen und dem Nachwachsen des anderen Zahns lag (und dieser Zeitraum unterliegt kaum Schwankungen). Überträgt man diese Abnutzungsrate auf Erwachsene, kann man bei einem fossilen Zahn berechnen, wie viel Jahre von seiner Entstehung im kindlichen Gebiss bis zum Tod des Individuums vergangen sind. Und dann ist es nicht mehr schwer, die ungefähre Lebensdauer dieses Individuums herauszufinden.
    Die direkten Methoden der Altersberechnung haben gezeigt, dass das Leben für den Großteil der Jäger und Sammler mitnichten kümmerlich, roh und von kurzer Dauer war. Eher verhielt es sich so, dass im Jungpaläolithikum, das vor etwa 50 000 Jahren begann, die Anzahl älterer Erwachsener bereits zu beeindruckender Größe angewachsen war. Man kann die Lebensdauer des Menschen auch rund um den Erdball vergleichen – sowohl beim Homo sapiens als auch beim Homo neanderthalensis war die Wahrscheinlichkeit, das Middle-Age zu erreichen, durchaus unterschiedlich, manchmal jedoch recht hoch – je nachdem, wo sich ihr Lebensraum befand.
    Das erstaunlichste Ergebnis bei einer direkten Ermittlung des Todeszeitpunkts bei menschlichen Ausgrabungsfunden ist, dass in der Periode, in der sich die Landwirtschaft durchsetzte, die Anzahl der älteren Erwachsenen abnahm . Kann das sein? Dachten wir nicht immer, dass die Landwirtschaft in der Geschichte des Menschen einen gewaltigen Fortschritt darstellt? Was ist da passiert?
    So wie es aussieht, war daran ein veränderter Speiseplan schuld. Durch den Ackerbau wird die Vielfalt der Nahrung eingeschränkt: Oft werden nur ein oder zwei Pflanzenarten angebaut, was die Zufuhr von Vitaminen, Mineralien und diversen Eiweißen reduziert. Außerdem konnte eine misslungene Ernte katastrophale Folgen haben. Wie man an heutigen Urvölkern herausgefunden hat, muss bei der Landwirtschaft für den gleichen Nahrungsertrag mehr Aufwand betrieben werden. Im südlichen Afrika arbeiten Jäger und Sammler vom Volk der !Kung weniger hart als landwirtschaftlich ausgerichtete Nachbarstämme, und doch sind sie besser versorgt. Von den Hazda, ebenfalls Jäger und Sammler, weiß man, dass sie etwa fünf Stunden pro Tag für den Nahrungserwerb aufwenden, wohingegen die benachbarten Bauern sich von früh bis spät abquälen müssen. Und es verwundert kaum,dass die Ackerbauer oft in enger Gemeinschaft mit solchen Stämmen leben, um Hungersnöten, von denen das südliche Afrika regelmäßig heimgesucht wird, besser begegnen zu können.
    Für diese post-ackerbauliche Negativtendenz häufen sich tatsächlich die Beweise. Mit dem Aufkommen der Landwirtschaft wurden die Gliedmaßen von Kindern kürzer und brüchiger, bei Erwachsenen sank die Größe des Körpers ebenso wie die der Zähne – und all diese Veränderungen traten so schnell auf, dass sie nicht anders zu erklären sind als durch schlechte Ernährung. Andere Auswirkungen wurden noch direkter vom Speiseplan verursacht. Veränderungen in der äußeren Zahnschicht (Schmelzhypoplasie) nahmen ebenso zu wie die Porosität der Schädelknochen, welch letztere einer Blutarmut durch Eisenmangel zu verdanken war (porotische Hyperostose). Insgesamt ist über diesen Zeitraum ein Rückgang der – ebenfalls nahrungsabhängigen – Knochendichte feststellbar.
    Was in ackerbaulichen Gemeinschaften auch zu einer verminderten Lebenserwartung beitrug, waren ansteckende Krankheiten. Als die Menschen noch als verstreute, in Bewegung befindliche Stämme unterwegs waren, um zu jagen und zu sammeln, wurden sie durchaus von Krankheiten heimgesucht, die uns Menschen allem Anschein nach über unsere gesamte Geschichte hinweg verfolgt haben – etwa der Tuberkulose oder irgendwelchen Darmparasiten. Landwirtschaft und Sesshaftigkeit brachten jedoch eine ganze Reihe neuer Krankheiten mit sich. Man kann davon ausgehen, dass die ersten Niederlassungen schmutzig und dicht besiedelt waren, und

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