Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Wir Middle-Ager -Unsere besten Jahre

Wir Middle-Ager -Unsere besten Jahre

Titel: Wir Middle-Ager -Unsere besten Jahre Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Bainbridge
Vom Netzwerk:
diese Tätigkeit.
    Eine der großen Veränderungen im beginnenden Middle-Age scheint zu sein, dass wir der Zeit eine ganz neue Aufmerksamkeit schenken. Während die Kinder erwachsen werden und es im Berufsleben ruhiger wird, haben Middle-Ager zunehmend Gelegenheit, der Zeit ganz allgemein beim Verstreichen zuzusehen – sich zurückzulehnen und darüber zu rätseln, wohin sie verschwindet.Nun sind aber Middle-Ager meist viel mehr von Routine und äußeren Zwängen bestimmt als jüngere Leute, weshalb sie sich gar nicht überlegen können, wie sie ihre Zeit am besten einteilen. Bleibt Middle-Agern also nichts anderes übrig, als hin und wieder zurückzublicken und eine Träne darüber zu vergießen, dass wir im Grunde vollkommen ignorieren, wie die Zeit vergeht?
    Zurückliegende Zeit, jetzige Zeit, dazu neue, lustige und langweilige Dinge: Subjektive Zeitwahrnehmung ist ein ganz schön buntes Durcheinander. Und gibt es eigentlich im Kopf des Menschen überhaupt so etwas wie eine Uhr?
Theorie Nr. 6: Wir haben viele Uhren, aber die meisten taugen nichts
    Jetzt kommt die Theorie mit der meisten Wissenschaft, und sie beschäftigt sich mit den Uhren in unseren Köpfen.
    Es gibt ausreichend Belege dafür, dass sich in unserem Gehirn Uhren befinden, und zumindest eine davon geht ziemlich genau. Im Zentralhirn befindet sich ein Zeitschaltkreis aus Nervenzellen, der sogenannte Suprachiasmatische Nucleus, der ziemlich exakt in vierundzwanzigstündigen Zyklen tickt  – er ist hauptsächlich dafür verantwortlich, dass unser Wach- und Schlafverhalten einem Tagesrhythmus folgt. Es gibt eine Hamsterzüchtung, bei der ein am Suprachiasmatischen Nucleus beteiligtes Gen verändert ist. Bei Hamstern, die dieses Gen doppelt vererbt bekommen haben, sind die Wachphasen zwanzig Stunden lang (wohingegen die mit nur einem Gen netterweise glauben, der Tag hätte zweiundzwanzig Stunden, und deshalb so lange schlafen). Die suprachiasmatische Uhr kann erstaunlich zuverlässig sein, und Leute wundern sich immer wieder darüber, dass sie quasi »lernen«, wenige Sekunden vor dem morgendlichen Gebimmel des Weckers aufzuwachen. Obwohl wir diese innere »Tagesuhr« besitzen, brauchenwir sie im Grunde gar nicht – denn in unserer Geschichte konnten sich die Menschen beim Schlafengehen und Aufstehen auch stets nach der Sonne richten.
    Anderweitige Messungen von Zeiträumen, die länger oder kürzer als ein Tag sind  – bei denen eine äußere Orientierung wie die an Tag / Nacht nicht möglich ist –, unterliegen größeren Schwankungen und gehen geheimnisvoller vor sich. Einer der existierenden Theorien zufolge werden diese Zeitspannen durch eine Reihe zusätzlicher Uhren gemessen, die ähnlich funktionieren wie der Suprachiasmatische Nucleus und allesamt drei Bestandteile haben: einen »Ticker«, einen Zähler der Ticks und einen Gedächtnisspeicher voller vergangener Zeiträume, mit denen der aktuell abgezählte verglichen werden kann. Einer anderen Theorie zufolge haben wir keine speziellen inneren Uhren, sondern eine eher umfassende Zeitwahrnehmung – eine kumulative Messung der Aktivitäten oder eingegangenen Informationen, mit denen das Gehirn sich befassen musste.
    Diese Theorie würde auch erklären, warum die Zeit sich ausdehnt oder verkürzt, je nachdem, ob wir aufgeregt oder gelangweilt sind, aber sie könnte auch spezielle Bedeutung für das Middle-Age und seinen Umgang mit der Zeit haben. Wenn im Middle-Age durch abnehmende Sinnesleistungen immer weniger Information im Gehirn ankommt, könnte es da nicht sein, dass dadurch die Tage nicht mehr so voll sind und rückblickend betrachtet schneller vergehen? Und wenn die Stoffwechselrate im Middle-Age niedriger wird, muss doch auch die Hirntätigkeit zurückgehen – was eine gefühlte Beschleunigung der Außenwelt zur Folge hat. Beide Argumente könnten allerdings durch den einfachen Umstand entkräftet werden, dass Middle-Ager weniger Schlaf brauchen als junge Leute, weshalb sie mehr Stunden zur Verfügung haben und dadurch sowohl mehr Eindrücke empfangen als auch mehr nachdenken können.
    Vielleicht lassen wir dieses Spekulieren jetzt auch mal sein und überlegen lieber, ob man nicht konkrete Versuche anstellen kann, wie Menschen unterschiedlichen Alters die Zeit messen. Leider gibt es hier aber ein Problem, denn man kann die Zeit auf ganz unterschiedliche Art und Weise schätzen.
    Man kann Leute auffordern, aus der Erinnerung Zeiträume miteinander zu vergleichen, außerdem

Weitere Kostenlose Bücher