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Wir Middle-Ager -Unsere besten Jahre

Wir Middle-Ager -Unsere besten Jahre

Titel: Wir Middle-Ager -Unsere besten Jahre Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Bainbridge
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Wohlstand so hoch einschätzen, denn Geld ist natürlich das, was man tatsächlich am ehesten mit Händen fassen und auch messen kann. Trotzdem ist die Bedeutung des Wohlstands überraschend groß, wenn man bedenkt, wie wenig Einfluss er angeblich auf das Wohlbefinden hat. Ist die relative Irrelevanz des Geldes ein weiteres Beispiel für unsere emotionale Rekalibrierung? Passen sich Lebenswandel und innere Einstellung an eine eventuelle Gehaltserhöhung an, sodass man davon ein paar Monate später gar nichts mehr spürt? Middle-Ager haben außerdem zu Geld ein anderes Verhältnis als junge Erwachsene  – für diese ist es ein unverzichtbares Mittel, um die zwingend notwendige Versorgung der Kinder zu sichern und nebenher vielleicht auch noch dem einen oder anderen Verwandten oder Freund unter die Arme zu greifen. Für das praktisch veranlagte Middle-Ager-Gehirn ist Wohlstand etwas viel Greifbareres als die Vorstellung, Kinder zu versorgen oder anderen unter die Arme zu greifen. Macht es da nicht Sinn, ihn auf der Wohlfühlliste ganz oben anzugeben, als eine Art Talisman für die Bewältigung der anderen Faktoren?
    Studien zum sozioökonomischen Status kommen zu ähnlichen Ergebnissen wie die zum bloßen Reichtum. Obwohl Middle-Ager mit niedrigem sozioökonomischem Status tendenziell mehr gesundheitliche Probleme, eine höhere Scheidungsrate, früher verstorbene Eltern und logischerweise auch weniger Geld haben, unterscheiden sie sich in puncto Wohlbefinden nicht sonderlich von ihren Altersgenossen am oberen Ende der Leiter. Das ist eine erstaunliche Beobachtung, bei der ich mich ernsthaft frage, ob uns überhaupt noch irgendetwas Greif- und Messbares über den Weg läuft, das in einem einigermaßen brauchbaren Verhältnis zum Wohlbefinden steht. Nun ja, selbst wenn das Wohlbefinden nicht vom sozioökonomischen Status abzuhängen scheint, ist daszumindest bei den Faktoren so, die zum Wohlbefinden beitragen. Der Oberschicht angehörige Individuen mittleren Alters geben etwa an, dass Sinnerfülltheit, Erfolge und neue Erkenntnisse für ihr Wohlbefinden am wichtigsten sind. Menschen mit niedrigem gesellschaftlichem Status legen hingegen mehr Gewicht darauf, sich an veränderte Situationen anpassen zu können.
    Insgesamt sieht es in Sachen Wohlbefinden für die Middle-Ager also ganz gut aus. Etliche der auf Fragebögen beruhenden Untersuchungen kommen zu dem Schluss, dass das Wohlbefinden zu keinem Zeitpunkt des Erwachsenenlebens so hoch eingeschätzt wird wie im Middle-Age. Es zeigt einen ähnlichen Verlauf wie die kognitive Entwicklung  – und wirkt wie ein breiter, flacher und ungemein beruhigender Hügel. Diverse Untersuchungen meinen allerdings, dass das mittel-alterliche Wohlbefinden noch darüber hinaus eine wichtige Rolle spielt. Ganz offenbar wird das Middle-Age von Erwachsenen aller Altersstufen als der bedeutendste Lebensabschnitt eingeschätzt. Junge Leute machen ihr aktuelles Wohlbefinden davon abhängig, wie und wo sie sich selbst mit vierzig oder fünfzig sehen – sie projizieren sich quasi in ihr eigenes Middle-Age hinein. Die Alten berücksichtigen bei Einschätzung ihres Wohlbefindens ebenfalls ihr Middle-Age – und versetzen sich also in die eigene Vergangenheit zurück. Es scheint, als seien wir Menschen in gewisser Weise auf das Middle-Age fixiert, um Erfolg und Zufriedenheit im Leben von diesem Richtwert abzuleiten.
    Und wo bleibt bei all dem unsere U-förmige Glückskurve? So ansprechend sie auf den ersten Blick gewirkt hat, korrespondiert sie doch ebensowenig mit den behandelten Untersuchungen zum Wohlbefinden wie mit denen zum Glück. Könnte es sein, dass die komplizierten Verwicklungen der menschlichen Glückseligkeit uns in die Irre geführt haben?
    Es gibt Forscher, die diese U-Hypothese heute für einen Trugschluss oder schlichtweg für falsch halten. Wie wir gesehen haben,  müssen wir bei Untersuchung des Zusammenspiels von Alter und Glück aufs Genaueste das statistische Verhalten von Faktoren wie Kinder, Ehe oder Arbeit berücksichtigen. Gegner der U-Theorie haben da den Finger draufgelegt und kritisiert, dass die U-Form vielleicht zeigt, wie und wie (un)sorgfältig die vielen Komponenten in der ursprünglichen Studie ausgewertet wurden, diese aber mitnichten den Beleg einer im Middle-Age zunehmenden Traurigkeit darstellt. Zum Beispiel scheint die Ehe als solche die Menschen glücklich zu machen. Und andersherum gilt, dass glückliche Singles öfter heiraten und glücklich

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