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Wir Middle-Ager -Unsere besten Jahre

Wir Middle-Ager -Unsere besten Jahre

Titel: Wir Middle-Ager -Unsere besten Jahre Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Bainbridge
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Erwachsenen.)
    Psychologen haben sich mit dieser Depressionsabnahme im Middle-Age intensiv beschäftigt, denn sie wollten sichergehen, dass das auch stimmt. Es gab etwa den Einwand, Middle-Ager würden bei Befragungen im Gegensatz zu jüngeren Leute schon mal vergessen, dass in der Vergangenheit Phasen der Depression aufgetreten sind. Nun berichten Middle-Ager aber nicht nur von weniger »erinnerten« Depressionen, sondern auch von weniger »gegenwärtigen«, weshalb ein Gedächtnisverlust eher nicht der Grund für weniger Depressionen sein kann. Da die Gedächtnisleistung bei Menschen mit zunehmendem Alter meist nachlässt, führte man dagegen an, dass Phasen der Depression, vergangene wie gegenwärtige, einfach aus Gründen der Zerstreutheit nicht erinnert würden. Wenngleich derlei für die Befragung ganz alter Menschen zutreffen könnte, sind Verwirrung und Zerstreutheit mitnichten Merkmale des Middle-Age  – und dies nicht einmal im Fall einer klinischen Depression. Als Drittes wurde vermutet, Middle-Ager würden das Auftreten von Depressionen vielleicht nur ungern zugeben und sich einer Behandlung eher verweigern. Doch auch hier sieht es anders aus: Psychologen sind nämlich der Ansicht, dass Middle-Ager viel eher bereit sind, über negative Erlebnisse oder Stimmungen zu reden, als etwa jüngere Leute. Ichmöchte einen vierten Grund anfügen, warum mittel-alterliche Depression sich statistisch nicht so stark niederschlägt, zumindest im Vergleich zu Teenagern oder Senioren. Unterliegen Erstere der Schulaufsicht, sind Letztere meist in ständigem Kontakt mit Ärzten. Im Gegensatz zu den Middle-Agern bleibt in diesen beiden Altersgruppen eine auftretende Depression also kaum unbemerkt. Doch auch diese Überlegung erklärt nicht, warum Depressionen bei Middle-Agern um so vieles seltener auftreten als bei jungen Erwachsenen, schließlich sind die genauso unbeaufsichtigt.
    Wenn mit beginnendem Middle-Age die Depressionen weniger werden, wer ist es denn dann, der immer noch daran erkrankt? Unzählige Studien haben versucht, das zu beantworten, aber wie wir sehen werden, kommt man ganz schön ins Schleudern, wenn man herausfinden will, was zu Depressionen führt, was andersherum Depressionen bewirken und was sonst noch ausgelöst wird, ohne Teil der Depression zu sein.
    Verheiratete Personen berichten zum Beispiel seltener von depressiven Krankheitssymptomen. Das liegt nun wahrscheinlich eher daran, dass sie weniger unter Depressionen leiden als Unverheiratete, und nicht etwa daran, dass die Verheirateten aus Depressionen ein Geheimnis machen. Man kann aber nicht ohne Weiteres folgern, dass eine Ehe ein wirksamer »Schutz« gegen Depression ist  – denn genausogut könnte man vermuten, dass depressiv veranlagte Menschen entweder nicht so oft heiraten oder sich öfter scheiden lassen. (Ähnliches könnte man über die Schizophrenie sagen, denn die tritt bei Verheirateten auch weniger häufig auf.) Ein Indiz dafür, dass eine Ehe vielleicht in der Tat Depressionen verhindert, könnte der Umstand sein, dass sich bei verwitweten Personen das Gegenteil feststellen lässt. Sie leiden öfter unter Depressionen, und der Verlust des geliebten Menschen wirkt sich bei Männern stärker aus als bei Frauen. Bei Männernist auch der Zusammenhang von Ehe und »Nicht-Depression« größer. Für Frauen scheint dabei nicht das Verheiratetsein als solches, sondern vor allem die Qualität und der Erfolg der Ehe wichtig zu sein.
    Ob Kinder bei mittel-alterlichen Depressionen eine Rolle spielen, ist unklar. Einigen Studien zufolge tun sie es nicht, andere behaupten, dass Eltern, und insbesondere Mütter, eher Depressionen bekommen als Kinderlose. Wobei der Zusammenhang nicht zwingend ist und deshalb wohl eher vernachlässigt werden kann. Menschen, die zu Depressionen neigen, bekommen nach der Statistik sogar relativ früh im Leben Kinder. Kinder führen also nicht zwangsläufig zu Depressionen – eher »führen« Depressionen zu Kindern. Unter evolutionären Gesichtspunkten macht es durchaus Sinn, dass junge Menschen auf Probleme im Leben so reagieren, dass sie schnell Kinder in die Welt setzen – denn wenn die Umweltbedingungen schwierig sind, bringt man die Fortpflanzung ja wohl am besten so schnell wie möglich hinter sich.
    Auch wenn ich oben wenig gute Worte für Sigmund Freund gefunden habe, besteht wohl kein Zweifel daran, dass die prägenden Jahre des Menschen durchaus beeinflussen können, ob im Middle-Age Depressionen

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