Wir Middle-Ager -Unsere besten Jahre
recht verwirrende Ergebnisse zustande. So schneiden Männer im Middle-Age in puncto positivem Gesamtwert besser ab als Frauen. Middle-Ager-Männer schneiden auch ein klein wenig besser ab als jüngere Männer. Frauen erleben im Middle-Age hingegen einen leichten Emotionsabfall. Und bemerkenswerterweise verzeichnen beide Geschlechter einen Anstieg der positiven Emotionen, wenn sie die sechzig überschreiten. Bei dieser Analysemethode können Forscher auch die negativen Emotionen betrachten, und zwar unabhängig von den positiven. Middle-Ager-Männer haben demnach weniger negative Emotionen als Middle-Ager-Frauen, und die, die sie haben, sind gegenüber der Jugend fast unmerklich zurückgegangen. Frauen hingegen verändern sich in puncto Negativemotionen gegenüber ihrer Jugend kaum. Und mit Erreichen des hohen Alters gehen die negativen Emotionen bei beiden Geschlechtern zurück.
Was lernen wir aus all dem? Es scheint, als würde bei Männern eine bereits angelegt Tendenz, »glücklicher« zu sein als Frauen, im Middle-Age verstärkt (wenn es denn wirklich Glück ist, was diese Studien messen). Der Unterschied zwischen Middle-Age und Jugend ist aber weniger deutlich. Und ich vermute mal, dass dieser weniger deutliche Unterschied genau das ist, was man bei zwei Lebensphasen erwarten würde, die einen Menschen vor komplett unterschiedliche Probleme stellen – und gleichzeitig zwei Lebensphasen, die von der natürlichen Selektion unabhängig voneinander herausgeformt wurden, um diese Probleme bewältigen zu können. Erneut präsentiert sich das Middle-Age als präzise gesteuerter, eigenständiger Übergangszeitraum – und keineswegs als eine Zeit unkontrollierten Verfalls. Mit Erreichen des hohen Alters hält uns dann eher ein deutlicher, pauschaler Anstieg unserer Glückssumme über Wasser.
Neben all diesen »Endsummen« gibt es noch andere Belegedafür, dass sich der emotionale Haushalt im Lauf unseres Lebens verändert. Die alltäglichen Situationen, in denen sich Middle-Ager wiederfinden, wirken sich stärker auf ihre Emotionen aus – das Leben wird immer komplizierter und erfordert von jedem Individuum eine so kompromisslose wie unermüdliche Bewältigung vieler verschiedener Aufgaben. Wenngleich sich auch junge Erwachsene großen Anforderungen zu stellen haben, gelingt es ihnen oft besser als Middle-Agern, dem tagtäglichen Druck auszuweichen – wobei unter Druck hier Dinge wie Wohlstand und Geld zu verstehen sind. Wenn man in jungen Jahren knapp bei Kasse ist oder kaum was zu beißen hat, ist das meist nicht mehr als eine Unannehmlichkeit. Menschen mittleren Alters erinnern sich stets gern an ihre bohèmehaften Jugendjahre zurück, als alles, was man benötigte, jemand zum Lieben, ein Ort zum Lieben und der Blick in die rosige Zukunft war. Im Middle-Age – unter dem Zwang, andere zu versorgen und sich über die nächsten Schritte im Klaren zu sein – ist es kein Wunder, dass unsere zeitliche Eingespanntheit sich stärker auf unsere Emotionen auswirkt.
Der konstante Wandel im emotionalen Haushalt legt aber nahe, dass daran keine äußeren Faktoren schuld sind. Und tatsächlich passiert vieles im Inneren. Emotionen haben demnach eine stark entwicklungsbedingte Komponente – die genetische »Lebensuhr« verändert nicht nur Intensität und Wichtigkeit der einzelnen Emotionen, sondern auch die Art und Weise, wie sich Umwelteinflüsse dabei auswirken können. Es gibt sogar Forscher, die sagen, unser Glück sei zu 50% oder mehr von unseren Genen bestimmt. Das ist eine erstaunliche Behauptung, die im Hinblick auf den Emotionshaushalt wenig Spielraum für Lebenserfahrungen lässt – insbesondere, wenn man bedenkt, dass die Gene ja auch bestimmen, wie stark diese Erfahrungen sich in den verschiedenen Lebensphasen auswirken. Es sieht also ganz so aus,als sei unser Gefühlsleben erschreckend vorherbestimmt. Und es wurde sogar vermutet, spezifische psychologische Prozesse würden über das ganze Leben hinweg den Grad unseres Glücks an einen festgelegten Kurs anpassen. Wenn unsere Leistungen besser oder schlechter sind als erwartet, oder wenn unser Vermögen mal zu- und mal abnimmt, zeigen wir nach dieser Theorie eine kurzzeitige Gefühlsreaktion, die ein sofortiges Justieren unserer Erwartungshaltung nach sich zieht, auf dass wir wieder genauso glücklich sind wie vorher . Plus ça change …
Die ständige »Rekalibrierung« von Emotionen passt gut zu der alltäglichen Beobachtung, dass manche Leute
Weitere Kostenlose Bücher