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Wir müssen leider draußen bleiben

Wir müssen leider draußen bleiben

Titel: Wir müssen leider draußen bleiben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: K Hartmann
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Beschäftigten des Unternehmens hätten sich nur einhundert aktiv beschwert – »das ist weit unter einem Prozent«.
    »Glauben Neoliberale wirklich daran, dass der freie Markt Unterentwicklung behebt, wie sie so oft beteuern, oder sind all ihre Ideen und Theorien nur vorgeschoben, um maßlos gierig sein zu dürfen und sich aber doch auf altruistische Motive berufen zu können?«, fragt Naomi Klein in ihrem Buch Die Schock-Strategie. Der Aufstieg des Katastrophenkapitalismus . 322 Eine rhetorische Frage. Denn die Zerstörung sozialversicherungspflichter Arbeit geschah im Dienste des Kapitals, der Wettbewerbsfähigkeit der deutschen Exportwirtschaft auf den globalen Märkten und des Profits. Das Ergebnis: Eine riesige Reservearmee billigster Arbeiter, die so gebrochen, mürbe und angstzerfressen ist, dass sie ganz sicher nicht mehr aufmuckt, auf der einen Seite, auf der anderen eine verunsicherte Mittelschicht, die nach oben buckelt und nach unten tritt. Darüber: Wirtschaftsmächtige, die die tiefe Kluft zwischen Arm und Reich mit »sozialem Engagement« auffüllen wollen, um davon abzulenken, dass sie nicht bereit sind, faire Löhne und angemessene Steuern zu bezahlen.
    ******* Namen geändert
    ******** Namen geändert
    ******** Namen geändert
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» Barmherzigkeit ist endlich – Business ist unbegrenzt.«
    Muhammad Yunus 323
    7. Die Privatisierung der Weltrettung
    Social Business oder Profite mit den Ärmsten
    »Don’t wait. Innovate!«, steht auf den Fahnen, die im eisigen Aprilwind vor der Universität Potsdam flattern. Drei Tage lang soll der Campus Griebnitzsee zum »Vision Campus« werden; hier findet der vierte »Vision Summit« statt, das weltgrößte Forum für Soziales Unternehmertum. Das Taxi rollt über den voll besetzten Parkplatz zum Eingang. »Wat is’n hier los, wenn man fragen darf?«, fragt der Fahrer. »Ein Kongress für Sozialunternehmer«, sage ich. »Aha. Wat soll dit sein?« – »Hier zeigt die Wirtschaft, wie sie mit sozialen Ideen Geld verdienen will.« Der Mann lacht: »Ne, wat’n Quatsch. Soziales kostet Geld, da kannste doch keen Geld mit verdienen!« Volkes Stimme.
    Aber was weiß schon das Volk? Zum Glück werden in den nächsten Tagen nur noch Experten sprechen, von denen jeder einzelne Visionen haben wird, und Unternehmer, die sich für einen Kapitalismus mit Herz engagieren. Denn das ist soziales Unternehmertum: Kapitalismus mit Herz. »Social Entrepreneurship« heißt: Gesellschaftliche Probleme wie Armut sollen nicht mehr von der Politik gelöst werden, sondern von Unternehmen. Soziales Unternehmertum wird derzeit als Paradigmenwechsel der Wirtschaft gefeiert. Und die Fürsprecher und Vordenker des »Social Entrepreneurship« sparen nicht an schönen Worten: »Ob Zugang zu Trinkwasser, zu Energie in den armen Ländern oder soziale Probleme bei uns: Sie lassen sich viel öfter, als wir denken, auf wirtschaftlich tragfähige und nachhaltige Weise lösen. Und zwar jenseits von Charity, jenseits von Hilfszuweisungen durch den Sozialstaat.« Das sagt etwa Peter Spiegel, der Gründer des Vision Summit. 324
    Spätestens seit die Unternehmensberatung McKinsey in einer Studie belegt hat, dass ethisches Wirtschaften profitabel sein kann, ist die Verknüpfung von Ökonomie und Moral zur marktwirtschaftlichen Binse geworden. Es dürfte heute kaum mehr ein Unternehmen geben, das sich nicht »verantwortliches Handeln« auf die Fahnen schreibt und die PR -Abteilung um CSR erweitert hat, wobei CSR für Corporate Social Re sponsibilty steht, für Unternehmensverantwortung also. In die sen Firmenabteilungen wird, in der Regel mit Sozialprojekten oder (selbstverständlich freiwilligen) Selbstverpflichtungen, dem schlechten Ruf entgegenzuwirken versucht, den die meis ten Unternehmen sich durch ihr verheerendes soziales und ökologisches Wirtschaften zu recht erworben haben. 325 Social Entrepreurship aber will mehr als das: Die Lösung sozialer Probleme soll der Geschäftszweck dieser Unternehmen sein.
    »›Eine bessere Welt ist möglich‹, war das Motto der globalen Zivilgesellschaft in der letzten Dekade. Die Botschaft der jetzigen Dekade soll heißen: ›Eine bessere Welt ist unternehmbar‹ – durch die selben engagierten Bürger, die nun lernen, nicht länger auf den Staat zu warten, sondern selbst innovative Lösungen für die sozialen und ökologischen Herausforderungen im Kleinen wie Großen zu entwickeln und selbsttragend umzusetzen«, sagt Peter Spiegel. Ein

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