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Wir neuen Großvaeter

Wir neuen Großvaeter

Titel: Wir neuen Großvaeter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rainer Holbe
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begreifen.
    Ja, Virginia, es gibt einen Weihnachtsmann. Es gibt ihn so gewiss wie die Liebe und die Großherzigkeit und die Treue. Und du weißt ja, dass es all das gibt, und deshalb kann unser Leben schön und heiter sein. Wie dunkel wäre die Welt, wenn es keinen Weihnachtsmann gäbe! Sie wäre so dunkel, als gäbe es keine Virginia. Es gäbe keinen Glauben, keine Poesie – gar nichts, was das Leben erst erträglich machte. Ein Flackerrest an sichtbarem Schönen bliebe übrig. Aber das ewige Licht der Kindheit, das die Welt erfüllt, müsste verlöschen.

    Es gibt einen Weihnachtsmann, sonst könntest Du auch den Märchen nicht glauben. Gewiss, Du könntest Deinen Papa bitten, er solle an Heiligabend Leute ausschicken, den Weihnachtsmann zu fangen. Und keiner von ihnen bekäme den Weihnachtsmann zu Gesicht – was würde das beweisen?
    Kein Mensch sieht ihn einfach so. Das beweist gar nichts. Die wichtigsten Dinge bleiben meistens Kindern und Erwachsenen unsichtbar. Die Elfen zum Beispiel, wenn sie auf Mondwiesen tanzen. Trotzdem gibt es sie. All die Wunder zu denken – geschweige denn sie zu sehen –, das vermag nicht der Klügste auf der Welt.
    Was du auch siehst, du siehst nie alles. Du kannst ein Kaleidoskop aufbrechen und nach den schönen Farbfiguren suchen. Du wirst einige bunte Scherben finden, nichts weiter. Warum? Weil es einen Schleier gibt, der die wahre Welt verhüllt, einen Schleier, den nicht einmal die größte Gewalt auf der Welt zerreißen kann. Nur Glaube und Poesie und Liebe können ihn lüften. Dann werden die Schönheit und Herrlichkeit dahinter auf einmal zu erkennen sein. »Ist das denn auch wahr?«, kannst du fragen. Virginia, nichts auf der ganzen Welt ist wahrer und nichts beständiger.
    Der Weihnachtsmann lebt, und ewig wird er leben. Sogar in zehnmal zehntausend Jahren wird er da sein, um Kinder wie dich und jedes offene Herz mit Freude zu erfüllen.«
    Frohe Weihnacht, Virginia!
    Dein Francis Church

Bobby war der Graf von Luxemburg
    Wie Tiere mit ihrem Charme, ihrer Klugheit, ihrem Witz und ihrer Liebe eine Familie verzauberten
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    Kinder und Tiere sind ein schier endloses Kapitel, das ganze Generationen von Pädagogen beschäftigt hat. Zu meinem großen Erstaunen haben weder Max, Leo noch Ferdinand bisher den Wunsch nach einem Tier im Haus geäußert. Dabei kommt irgendwann jedes Kind auf den Hund. Zweijährige schauen aus ihrem Wägelchen verzückt auf den ihnen entgegenkommenden Dackel oder schreien vor Schreck, wenn ein Schäferhund an ihnen herumschnüffelt. Haustiere, ob Vögel, Hamster, Katzen oder Hunde, bedürfen besonderer Aufmerksamkeit. Dass Kinder, die auf Bauernhöfen aufwachsen, ein stabileres körpereigenes Abwehrsystem haben, hängt auch mit den Tieren zusammen, mit denen sie aufwachsen. Die Immunkräfte werden nachhaltiger trainiert und damit gestärkt.
    Ob ein Tier in einer Familie die nötige Aufmerksamkeit erhalten wird, muss in jedem Fall vorher besprochen werden. Ich kann hier nur von meinen Erfahrungen mit Tieren in unserem »Maison sur les collines« in Luxemburg berichten, wo wir über dreißig Jahre gelebt haben, und in dem unsere Töchter aufgewachsen sind. Max, Leo und Ferdinand hören besonders gern zu, wenn es um »Erasmus, Graf von Luxemburg« geht, der zu jenen geheimnisvollen Mitgeschöpfen gehörte, die das
Zeug dazu haben, die Welt zu verändern. Leider fehlten ihm trotz seines überragenden Geistes, seiner unendlichen Toleranz und seines außerordentlich menschenfreundlichen Wesens ein paar Grundvoraussetzungen, die heute zu einer charismatischen Persönlichkeit gehören: Der Graf konnte nicht sprechen, er hatte kein Geld und er war ein Hund. Genauer gesagt: ein Neufundländer mit schwarzbraunem Fell. Ein ausgesprochen attraktives Exemplar seiner Gattung.
    Manchmal scheint es mir, als hätte sich Erasmus Graf von Luxemburg – der viel lieber auf den Namen Bobby hörte – mehr über seine Umgebung und die Welt Gedanken gemacht, als wir gemeinhin ahnten.
    Wie oft ist er meinen nächtlichen Gesprächen mit Freunden vor dem prasselnden Kaminfeuer aufmerksam gefolgt, obwohl er so tat, als schliefe er. Ein kaum merkbares Zucken seines Kopfes mag Unwillen, Zustimmung oder Ratlosigkeit ausgedrückt haben. Erst nach seinem Tod ist mir bewusst, dass ich die Reaktionen dieses weisen

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