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Wir neuen Großvaeter

Wir neuen Großvaeter

Titel: Wir neuen Großvaeter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rainer Holbe
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Geheimnis, wie der Mann an einem Sonntag zu einem echten Messgewand, einer Mitra und dem vergoldeten Bischofsstab gekommen ist. Ich muss mich wohl damit abfinden, dass nicht nur der Nikolaus für Wunder und Mirakel zuständig ist, sondern auch seine Lieferanten. Als wir vor einigen Jahren unseren Wohnsitz von Luxemburg nach Frankfurt verlegten, fanden sich Mitra, Krummstab und der heilige Rock in unserem Umzugsgepäck. Frank wollte die sichtlich kostbare Ausstattung nicht wiederhaben.
    Inzwischen gehört die Darstellung des Heiligen Nikolaus – der ja bekanntlich als Bischof von Myra amtierte – zu meinen Lieblingsbeschäftigungen im Dezember. Einige Kindergarten-Generationen
habe ich damit bereits beglückt. Nur vor das Angesicht von Max, Leo und Ferdinand bin ich noch nie als Nikolaus getreten. Beim Barte des Heiligen: Ich bin davon überzeugt, dass sie mich hinter der Maskerade erkennen würden. Es gibt doch so etwas wie die Stimme des Blutes ...

    Nur der liebe Gott kann mehr
    Â 
    Â»Dein Großvater kann alles, nur der liebe Gott kann mehr«, pflegte meine Großmutter über ihren Mann zu sagen. Ich habe diesen Satz nie vergessen. Denn Oma hat nicht übertrieben. All die Jahre habe ich ein besonders inniges Verhältnis zu ihm gehabt. Er war Bäcker, und ich bin in seiner Backstube groß geworden. Schon als kleiner Kerl durfte ich Brötchen, Brot und Kuchen mit ihm backen. Gerne erinnere ich mich auch an unsere gemeinsamen Ausflüge in den wunderschönen Duisburger Buchenwald, wo er mir das Wesen von Blumen und Bäumen nahebrachte. Als ich später aus der Schule kam, hat er mit mir Hausaufgaben gemacht. Er war ein besonders guter Rechner, ich dagegen hatte da meine Schwächen. Wenn ich einen Drachen bauen wollte, hat er mir gezeigt, wie so etwas geht.
    Als Zehnjähriger wollte ich natürlich Fußball spielen in einem Verein in Duisburg, wo ich aufgewachsen bin. Weil es damals noch keine Fußballschuhe gab, hat mir mein Opa auf die Sohlen meiner Straßenschuhe Stollen genagelt, die er zuvor aus alten Fahrradmänteln ausgeschnitten hatte.
    Eigentlich wollte Opa Lehrer werden und war Absolvent einer sogenannten Präparandie. Präparanden sind Vorschüler, die Lehrer werden wollen. Dafür hatten sie ihn von Duisburg an den Niederrhein nach Kleve geschickt. Er blieb nur ein halbes Jahr,
weil er vor Heimweh fast gestorben wäre. Also durfte er Bäcker werden. Ich durfte das nicht. Er hat es mir streng verboten. Seine Begründung war: Es ist schon genug, dass ich mich hier rumquälen muss. Morgens um halb drei aufstehen, um für andere Leute Brötchen zu backen, das machen wir nicht. Um ein Haar wäre ich also Bäcker geworden, auch sehr gerne. Denn es war eine wunderbare Atmosphäre in dieser Backstube.
    Also wurde ich – zum Leidwesen meines Vaters – Journalist. Als wir 1963 von Duisburg nach Mainz umgesiedelt sind, haben wir Großvater einfach mitgenommen. Da leider meine Mutter und auch meine Großmutter früh verstorben sind, war er als Einziger übriggeblieben. Er hat sich dann in unserer Wohngemeinschaft noch ein paar Jahre wohlgefühlt und ist Ende der Sechziger im Alter von 79 Jahren gestorben. Ich denke mit großer Freude an diesen geliebten feinen Mann zurück.
    Dieter Kürten, Fernsehjournalist

Wie ein Brief die Herzen bewegt
    Eine Hymne an die Fantasie und eine Ode an die Kinder dieser Welt
    Â 
    Â 
    Schon als Anfang Dezember das erste Türchen am Adventskalender geöffnet wurde, gab es in der Familie eine Diskussion: Kommt am 24. Dezember der Weihnachtsmann oder das Christkind? Max glaubte, dass ihm der Weihnachtsmann die längst erhofften Geschenke bringe. Leo, der in diesem Jahr in die Schule gekommen war, behauptete steif und fest, dies alles sei eine Täuschung. Es gäbe den Weihnachtsmann genauso wenig wie den Osterhasen. Erneut widersprach Max. Schließlich hatte er in der Stadt nicht nur einen, sondern gleich mehrere Weihnachtsmänner selbst gesehen.
    Â 
    Die Frage nach dem Weihnachtsmann stellte sich im Jahre 1897 auch die achtjährige Virginia O’Hanlon, die von ihren Mitschülerinnen ausgelacht worden war, weil sie an die Existenz des heiligen Mannes glaubte. Die Mädchen erzählten ihr, dass der Weihnachtsmann eine Erfindung der Erwachsenen sei, auf die kleine Kinder hereinfallen würden.
    Virginia war vom Weihnachtsmann immer großzügig

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