Wir neuen Großvaeter
ihnen und ist um zehn Uhr am Abend noch »glockenwach«. Ãberhaupt ist Onkel Donald nicht so dumm, wie er immer tut. Wenn er in seinem Wohnzimmer Verse aus dem Wallenstein deklamiert, nervt er die Neffen: »Spät kommt ihr, doch ihr kommt! Der weite Weg, Graf Isolan, entschuldigt euer Säumen!«
Die Lieblingsgeschichte meiner Enkel steht übrigens im Oktoberheft des Jahrgangs 1951: Donald wird zum Leutnant
der Freiwilligen Feuerwehr von Entenhausen ernannt, verschläft jedoch sämtliche nächtliche Einsätze und wird am Ende degradiert (neues Wort!). Voller »Ingrimm« löscht er fortan mit einem nassen Lappen die kleinen Feuerchen, während seine Neffen stolz mit dem Feuerwehrauto zum nächsten GroÃbrand brausen. Tick, Trick und Track haben als Feuerwehrmänner Nr. 13 ¼, 13 ½ und 13 ¾ Karriere gemacht. »Haben die ein Glück«, seufzt ihnen Onkel Donald hinterher. Und Leo, Ferdinand und Max können dem nur zustimmen.
Probierâs mal mit Gemütlichkeit
Ein Besuch bei Walt Disney und eine Hymne auf sein geniales Dschungelbuch
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Wenn fromme Katholiken nach Rom reisen, gehört zu ihren höchsten Pflichten bzw. Wünschen eine Audienz beim Papst. Ich hingegen träumte als bekennender Donaldist von einer Begegnung mit dem Schöpfer von Micky Maus, Donald Duck und Tick, Trick und Track. Der Wunsch sollte in Erfüllung gehen. Als junger Journalist war ich gemeinsam mit einer Gruppe von europäischen Kollegen vom United States Travel Service zu einer Rundreise durch die Vereinigten Staaten von Amerika eingeladen worden. Eine Reise der Superlative: Abendessen beim früheren Präsidenten Dwight D. Eisenhower in New York, Frühstück bei UN-Generalsekretär U Thant, Dinner im WeiÃen Haus mit Vizepräsident Hubert H. Humphrey.
Mein Tischnachbar war der später ermordete Justizminister Robert Kennedy, ein Bruder des in Dallas erschossenen Präsidenten John F. Kennedy.
Eine solche Reise ist nirgendwo zu buchen und mit keinem Geld der Welt zu bezahlen. Höhepunkt war für mich die Audienz bei Seiner Majestät, dem Comic-König Walt Disney. An diesem Vormittag in Hollywood erschien er mir als ein freundlicher, charmanter und auÃerordentlich wissbegieriger Herr.
Tags zuvor hatten wir das gerade eröffnete Disneyland vor den Toren von Los Angeles besucht, das Lebenswerk des Meisters.
Walt Disney berichtete uns von der Entstehung der berühmtesten Maus der Welt, der er mithilfe des Zeichners Carl Barks den Enterich Donald entgegengesetzt hatte. Auf einer Staffelei zauberte er mit Filzstift ein Porträt von Donald und illustrierte blitzschnell, wie die Ente zum Leben erweckt werden kann. Disney zeigte uns die sieben kleinen »Oscars«, die jeder Zwerg aus dem ersten farbigen Zeichentrickfilm der Welt â Schneewittchen â von der Akademie bekommen hatte.
Dann geleitete uns der Meister aus seinem karg möblierten Büro in einen der vielen Säle, in dem ein Heer von Zeichnern die Entwürfe für das aktuelle Projekt gestaltete. Jeder dieser Männer â Frauen waren nicht zu sehen â beschäftigte sich mit einer einzigen Figur: ein freundliches Bärengesicht, der Charakterkopf eines Tigers und Mowgli, ein kleiner brauner Junge mit Stupsnase und schwarzem Haar. Verblüfft erlebten meine Kollegen und ich an diesem Vormittag im Mai 1965 die Geburtsstunde des späteren Kinoklassikers Dschungelbuch . Disney ging von Zeichner zu Zeichner, lobte, lachte, freute sich. Hin und wieder riet er zu Verbesserungen.
Die Verfilmung von Kiplings literarischem Meisterwerk war Disneys Idee. Das Buch â an der Grenze zwischen Mythos und Märchen angesiedelt â war jedoch zu vielschichtig, um als Vorlage für einen Zeichentrickfilm zu taugen: Ein im Dschungel ausgesetztes Menschenkind wird von Wölfen aufgezogen und von einem Rudel irrer Affen entführt, deren Anführer von dem Menschenkind das Geheimnis des Feuermachens erfahren möchte. Ãberall lauern Gefahren. Disney hatte zu Beginn der Arbeiten an seine Zeichner appelliert, alles zu unterlassen, was Kindern Angst machen könnte: »Dreht es so, bis ein Spaà daraus wird.«
Die Disney-Designer studierten Filme über wild lebende Tiere, gingen in Zoologische Gärten und schufen danach neben unglaublich akribischer Animation wundervolle skurrile Gestalten.
So wurde auch die Schlange Kaa erschaffen, deren
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