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Wir schaffen es gemeinsam

Wir schaffen es gemeinsam

Titel: Wir schaffen es gemeinsam Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Berte Bratt
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wirklich noch eine, die dieselbe Idee gehabt hatte?
    Es dauerte etwa eine halbe Minute, ehe ich merkte, daß das Mädchen auf dem Bild ich selber war. Von oben aufgenommen, auf einen großen Hofplatz hinunter. Ich war gerade im Begriff, „das Führerscheinfreie“ zu besteigen, und von dem Gepäckträger glänzten dem Beschauer meine Eimer und andere Gerätschaften entgegen. „Yvonne!“ schrie ich. „Das hast du gemacht!“
    Yvonne stand in der Tür und schaute zu mir herüber. – „Nein, ich denke nicht daran. Aber wer kann es gewesen sein? Wann in aller Welt bist du interviewt worden?“
    „Überhaupt nicht!“ brüllte ich fast. „Es ist mir ein Rätsel. Wart aber mal, laß mich mal lesen.“
    Ich las. Jedes Wort stimmte. Wenn ich das alles nicht gesagt habe, so hätte ich es jedenfalls sagen können. Eine unwahrscheinlich gute Reklame! Und die Schlußsumme, die der Interviewer aus dem Eindruck zog, den meine Wenigkeit gemacht hatte, und die kleinen Bemerkungen über meine Arbeit und meine „bewunderungswürdige Initiative“ und meine „geniale Idee“ mußten mir ja haufenweise neue Kunden zuführen.
    „Aber Yvonne… wer hat das bloß gemacht? Im Ernst… warst du’s wirklich nicht? Ehrenwort!“
    „Ehrenwort! Drei Finger hoch. Ich habe nichts geahnt, bis ich die Zeitschrift durchblätterte.“
    Ich schaute mir das Foto an. Wo war das denn aufgenommen? Ach ja, vor „Hansis Wohnblock“, wo ich am ersten Tag war.
    Plötzlich ging mir ein Kirchenlicht auf. Die Dame, bei der ich an dem Vormittag Tee getrunken hatte! Die Dame, die mir frische Semmeln angeboten hatte und eine Zigarette und mich dann nach meinem Beruf ausgequetscht hatte. Wie hätte ich denn aber auch ahnen sollen, daß sie Mitarbeiterin von „Die Dame von Heute“ ist!
    Das hinterlistige Stück, hätte sie nicht ebensogut sagen können, daß sie die Absicht habe, mich drucken zu lassen?! Sie hatte ganz offensichtlich von vornherein die Absicht gehabt, da sie mich ja vom Fenster aus heimlich aufgenommen hatte.
    Ich ließ mir ihren Namen sagen und läutete sie an.
    Sie lachte und war etwas verlegen. „Im Ernst, Fräulein Grundt, Sie sind mir doch nicht böse? Nein, es ist sonst gar nicht meine Art, Leute heimlich zu interviewen. Und als ich anfing, mich mit Ihnen zu unterhalten, hatte ich auch gar keine Hintergedanken dabei. Erst nachdem Sie fort waren, kam mir die Idee, und da sauste ich mit meiner Kamera ans Fenster und kriegte Sie noch gerade zu fassen. Ich hatte aber keine Ahnung, wo Sie wohnen, sonst hätte ich mir Ihre Einwilligung geholt. Aber glauben Sie nicht, daß es für Sie eine fabelhafte Reklame ist?“
    Aber ja, das glaubte ich allerdings. Es endete damit, daß ich ihr herzlich dankte: für das Interview, für das heimliche Foto, für die ganze Geschichte – und überhaupt.
    Am nächsten Morgen um neun Uhr war ich wieder auf der Walze. Es ging gut. In einigen Wohnungen sah ich „Die Dame von Heute“ auf dem Tisch liegen. Vielleicht würde ich morgen die Auswirkungen zu spüren bekommen.
    Darum änderte ich für den nächsten Tag mein Ziel. Ich fuhr in eine wohlhabendere Gegend, dorthin, wo man vermuten konnte, daß die Bewohnerinnen Leser der „Dame von Heute“ waren.
    Und ob man es gelesen hatte, o ja! Ich wurde in jedem Hause reizend empfangen. Und ausgefragt und bewundert und mit Kuchen und Zigaretten beglückt. Oho, das war mal was!
    Noch am selben Nachmittag bezahlte ich beide Milchrechnungen, den Schuhmacher und den Bäcker.
    Yvonne arbeitete eifrig und fleißig mit dem Porträt von Nini. Das Bild von mir, das noch eine letzte Überarbeitung haben sollte, wurde solange weggestellt.
    „Es ist ganz merkwürdig“, sagte Yvonne eines Tages, als Nini ihr Modell gesessen hatte. „Mit diesem Porträt geht es ausgezeichnet, ich glaube, ich habe das Lächeln und auch den listigen Funken in den Augenwinkeln eingefangen. Aber weißt du, es wäre nie so gut vonstatten gegangen, wenn ich nicht so guter Stimmung gewesen wäre. Das Bild von dir dagegen – das mußte ich malen, als ich ganz und gar herunter war. Und ich krieg es sicher nie fertig, es sei denn, wir kriegen wieder eine düstere Zeit.“
    „Ach, die kommt sicher“, sagte ich tröstend. „Das nächste Mal werde ich es aber ruhiger nehmen, jetzt hab ich ja Übung.“
    Am nächsten Tag kam Yvonne nach Hause und gab mir meine Armbanduhr zurück.
    „Nanu?“ fragte ich.
    „Die Kinderserie“, lächelte Yvonne. „Angenommen. Hundert Kronen für jede Nummer.

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