Wir sehen uns in der Hölle: Noch mehr wahre Geschichten von einem deutschen Hells Angel (German Edition)
denn die Schnecke, wer sie ist? Denkt die tatsächlich, dass ich mein relaxtes Grillen unterbreche und zum Tor eiere, um zu fragen, was sie will?«
Einige Minuten später stellte sie doch den Motor ab und klappte – recht gekonnt – den Seitenständer raus. Aber das war’s dann auch schon von ihrer Seite. Sie blieb sitzen, und ich ignorierte sie weiterhin: Sollte sie doch in der Sonne schmoren, wenn es ihr Spaß machte. Das würde sie ohnehin nicht lange aushalten, denn es war echt heiß. Wie vermutet hatte sie nach ungefähr fünf Minuten in der prallen Sonne die Schnauze voll. Sie stieg vom Bike und nahm ihren Helm ab. Jetzt staunte ich aber nicht schlecht: Sie hatte megakurze Haare, ein hübsches Gesicht und, wie ich durch ihre Lederklamotten annahm, eine zierliche Figur und dicke Hupen.
Sie rief recht leise und piepsig: »Hallo, darf ich Sie mal was fragen?« Da ich auch ein ganz Netter und Charmanter sein kann – bei hübschen Mädels sowieso –, unterbrach ich mein Grillwerk, ging zum Tor und fragte: »Was willste denn?« Sehr zaghaft, schon fast ängstlich, fragte sie, ob sie sich mal mit mir unterhalten könne. Da ich außer Steak grillen und meiner Bulldog-Bash-Planung nichts Besonderes zu tun hatte, ließ ich sie herein und bot ihr einen Platz neben mir und etwas zu trinken an. Sie bejahte und sagte, sie hätte gern eine Cola. Gentlemanlike holte ich ihr eine Coke aus dem Clubhaus und setzte mich zu ihr. Da mein Steak mittlerweile schon mehr als durch war, ließ ich es mir schmecken. Ich beobachtete sie nebenbei und wartete darauf, ob sie denn nun endlich den Mund aufbekäme. Aber da kam nichts, gar nichts. Stumm wie ein Fisch saß sie da und nippte an ihrer Cola.
Das wurde mir dann irgendwann zu blöd, also fragte ich: »Wie heißt du überhaupt, und was willst du denn nun?« Sie piepste: »Ich bin die Chantal, komme aus Zwickau – und ich würde mich gerne mit Ihnen unterhalten.« Ich meinte: »Jetzt hör erst einmal auf herumzupiepsen, ich fresse dich schon nicht. Dann fang mal an.« Aber sie druckste weiter herum, sie wüsste nicht, ob das so richtig sei und so. Da unterbrach ich sie gleich: »Pass mal auf. Erstens, du bist zu mir gekommen. Zweitens hast du es bis aufs Clubgelände geschafft, ohne vergewaltigt zu werden. Also, nun hau mal raus, was du willst!« Jetzt war der Damm endlich gebrochen, und sie fing in einer normalen Tonlage ohne nerviges Gepiepse an, alles Mögliche und Unmögliche über die Hells Angels zu fragen: Wie wir zu Frauen stehen und wie wir sie behandeln. Wie wir unser Geld verdienen, ob wir uns gerne prügeln, welche Bikes wir fahren, ob jeder zu uns kommen kann, um bei uns mitzumachen, und so weiter.
Irgendwann wollte ich sie dann doch auf den Boden der Tatsachen zurückholen und erklärte ihr, ich sei Zuhälter von Beruf. Nun wartete ich gespannt auf ihre Reaktion. Aber sie fand das zu meiner Verwunderung total interessant, und ich sah, wie ihr Hirn ratterte und sie sich die nächsten 500 Fragen zum Thema Zuhälterei überlegte. Das musste ich stoppen. Fragen sind ja schön und gut, aber zu viele oder solche, die ich nicht beantworten mag, sind lästig. Also zeigte ich mich von meiner absolut netten Art und fragte, ob sie sich das Clubhaus mal ansehen wolle. »Oh ja! Das ist ja irre, das hätte ich nie gedacht, du bist aber nett.« Aha, sie war also zum Du übergegangen.
Nun kam bei mir der kleine innere Schweinehund durch, der mir ins Ohr flüsterte: »Uli, mach es ihr nicht zu leicht. Denk auch an dich, vielleicht geht ja was.« Also trübte ich ihre Freude mit der Ansage, dass in unser Clubhaus keine Mädels in Lederjacken dürften. Etwas enttäuscht – so interpretierte ich es jedenfalls zu diesem Zeitpunkt – meinte sie: »Echt? Muss ich mich jetzt komplett ausziehen?« Ich meinte: »Wenn du rein willst, ja.« Schelmisch kam dann: »Na ja, wenn das so ist …«, und sie zog ihre Jacke aus. Danach hob sie das T-Shirt hoch und wollte es sich gerade über den Kopf ziehen – ein wirklich schöner Anblick, ich war hocherfreut. Doch ich stoppte sie: »Halt, war nur ein Scherz, kannst alles anbehalten.« Woraufhin sie sofort das T-Shirt wieder herunterzog. Schade eigentlich! Ich war schon ein bisschen überrascht von ihrer Freizügigkeit, vor allem nach ihrem Herumgepiepse am Anfang, und fragte, ob sie kein Problem damit gehabt hätte, sich komplett auszuziehen. Knochentrocken meinte sie nur: »Nö.«
Also starteten wir die Besichtigung. Ich zeigte ihr so
Weitere Kostenlose Bücher