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Wir sehen uns in der Hölle: Noch mehr wahre Geschichten von einem deutschen Hells Angel (German Edition)

Wir sehen uns in der Hölle: Noch mehr wahre Geschichten von einem deutschen Hells Angel (German Edition)

Titel: Wir sehen uns in der Hölle: Noch mehr wahre Geschichten von einem deutschen Hells Angel (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bad Boy Uli (Ulrich Detrois)
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nahegelegt, die Ahnenaktion abzublasen, was sie auch taten. Das ganze Vorhaben war eine derart peinliche Sache, dass ich und etliche andere Member sich für diese Pappnasen echt schämten. Manche Jungs haben halt nicht so viel in der Birne. Das war ja auch nicht die erste irre Aktion und auch nicht die letzte. Welch ein Armutszeugnis!
    Gegen drei Uhr nachts begab ich mich zurück zu unserem Zelt, wo immer noch mächtig gefeiert wurde. Also ging die Party bis zum Mittag weiter, bis alle unsere Vorräte aufgebraucht waren. Auf meinem Feldbett lag irgendwer im Tiefschlaf, und im Bus hockte Spitzki mit ein paar Hardcore-Koksern, die alle aussahen wie Zombies aus dem Irrenhaus, mit glasigen Augen und hyperventilierend nach Luft schnappend.
    Irgendwann mussten wir anfangen zu packen. Also hieß es, einmal alle zusammentrommeln, unsere Gäste zu ihren Leuten schicken, abbauen und verladen. Das ging alles ziemlich zäh, aber doch stetig voran und – welch Wunder – mit wenig Gemähre (Kasselänerisch für Gemaule). Unsere Rückfahrt verlief unspektakulär, wir legten einen Zwischenstopp in Belgien ein, und am nächsten Tag ging es weiter bis nach Kassel. Als wir am Clubhaus ankamen, hatte keiner mehr Lust zum Ausladen, und so machten wir es uns einfach bequem.
    Am Dienstagabend hatten wir unser wöchentliches Meeting, und auf meiner Liste ganz oben stand als Tagesordnungspunkt unser Ficker Dildo, der mich zu Beginn bat, etwas sagen zu dürfen. Er erzählte allen, was passiert war, eigentlich genau dasselbe wie mir, nur mit der nicht gerade unwichtigen Zusatzinfo, dass er doch mit der Alten gevögelt hatte. Mir schwollen nun die Adern am Hals fingerdick an – eigentlich wollte ich ihn mir auf der Stelle greifen. Er war aber noch nicht mit seinem Vortrag zu Ende, und ich ließ ihn erst einmal weitererzählen. Zu meiner Überraschung gab er sogar zu, dass er mich angelogen hätte, weil er total Schiss vor mir hätte. Er wolle jetzt aus dem Club austreten, weil er gemerkt habe, dass er sich nicht als Hells Angel eigne. Ich war immer noch auf 300 und schickte ihn raus, damit wir in Ruhe über seinen Fall reden konnten.
    Die Meinungen gingen weit auseinander. Von »Der bleibt!« über »Wir hauen ihm eins auf die Birne!« bis »Er soll Strafe zahlen!« war alles dabei. Ich hatte mich mittlerweile abgeregt. Natürlich hätte ich ihm dafür, dass er mir ohne Skrupel ins Gesicht gelogen hatte, am liebsten den Kopf abgerissen. Andererseits rechnete ich ihm seinen Mut, vor der versammelten Mannschaft die Hosen runterzulassen, hoch an. Auch konnte man ihm die Tatsache zugutehalten, dass er selbst erkannt hatte, dass er mit dem Leben als Hells Angel und den Konsequenzen und Regeln nicht zurechtkam. Also lautete mein Vorschlag, ihn gehen zu lassen. Es wurde noch eine Weile diskutiert, aber am Ende stimmten mir alle zu: Somit war die Sache beschlossen.
    Ich rief Dildo zu uns in den Member-Raum und eröffnete ihm, dass ich von ihm sehr enttäuscht sei, wir ihn aber so gehen lassen würden, wie er gekommen war – ohne Kutte. Er solle seine Clubhausschlüssel bei den Prospects vorne abgeben. Ich wünschte ihm für seine Zukunft noch alles Gute und gab ihm einen guten Rat auf den Weg: Er sollte sich selbst zuliebe vermeiden, mir jemals wieder über den Weg zu laufen. Damit war Dildo Vergangenheit.
    Ritterspiele in Spanien
    Der World-Run 2002 fand in der Nähe von Alicante an der Costa Blanca statt. Alle Member und Prospects nahmen sich für diese Tour 14 Tage lang eine Auszeit. Ich hatte zusammen mit unserem Road Captain eine schöne Urlaubstour zum World-Run geplant, mit mehreren Stopps bei verschiedenen Chartern in Spanien. Wir wollten uns diesmal viel Zeit lassen, um es uns so angenehm wie möglich zu machen. Auf der Hin- und Rückfahrt über Basel, Lyon, Barcelona und Valencia bis nach Alicante besuchten wir mehrere Charter in der Schweiz und Spanien.
    Kurz vor Alicante hatte die spanische Polizei sämtliche Zufahrtsstraßen dichtgemacht und durchsuchte alles und jeden. Wie immer machten die Sheriffs Fotos und Filme. Bei uns beschlagnahmten sie einige Messer und ein paar Baseballschläger. Mehr hatten wir nicht dabei, bis auf ein paar Drogen von anderen Membern, die die Bullerei nicht fand. Unsere kleinen Mengen Hasch und Koks im Bus waren längst aufgebraucht, das hieß: Der spanische Drogenhund schlug zwar an, aber an keiner bestimmten Stelle – war ja auch nichts mehr da. Nachdem der erste Hund in den Augen der spanischen Polizei

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