Wir sehen uns in der Hölle: Noch mehr wahre Geschichten von einem deutschen Hells Angel (German Edition)
teilte ich gut aus, die Jungs aber auch. Das war genau das Richtige für mich, und wir schlugen uns richtig die Schädel ein. Wir bluteten wie die Schweine, bis einige Member einschritten und uns auseinanderzerrten. Ich war mit mir sehr zufrieden, die Fronten waren eindeutig geklärt, und die beiden US-Brüder würden sich wohl nie wieder mit mir anlegen. Kurze Zeit später gingen wir alle drei zur Pool-Bar und tranken ein schönes kaltes Bier, und die Geschichte war vergessen. Besser gesagt: Wir schlürften das Bier, denn mit dicken aufgeplatzten Lippen konnten wir schlecht trinken. Die Torte probierte ich danach übrigens trotzdem noch, sie war wirklich vorzüglich.
Als ich irgendwann – es war schon sehr spät beziehungsweise früh, je nachdem, wie man es sieht – zu unseren Zelten zurückkam, hörte ich schon ein ziemlich lautes Gebrüll aus einer Hütte. Ich bin sofort rein, um zu sehen, was los war. Zwei Prospects und ein frischgebackener Member von uns hatten Riesenzoff. Als sie mich sahen, war erst einmal Ruhe, und ich wollte wissen, was Sache war. Sie berichteten mir, der Member würde dauernd in ihr Zelt kommen, sie anfurzen, herumrülpsen und sich wie der letzte Bauer benehmen. Die beiden Prospects waren gute Freunde von mir, auch Zuhälter und gute Hauer aus Kassel. Sie hätten den Member ohne weiteres so richtig durch die Mangel drehen können, ohne dass er eine Chance gehabt hätte, aber aus Rücksicht auf ihr Charter ließen sie den Deppen gewähren. Ich nahm den Bruder raus und wollte von ihm wissen, ob das alles stimmen würde, was er bestätigte.
Ein echter Vollidiot! Es war leider immer das Gleiche: Sobald jemand seine Kutte bekam, knallte irgendetwas in seinem Hirn durch, und er fühlte sich plötzlich zu Höherem berufen. Ob ich denn mit ihm oder den anderen Prospects jemals so etwas gemacht hätte, wollte ich von ihm wissen. Er verneinte. Sollte so etwas noch einmal vorkommen, erklärte ich ihm, bekäme er von mir persönlich mal eine fette Männerohrfeige, die ihm sein beklopptes Hirn so richtig durchschütteln würde. Und in Kassel würden wir uns dann noch einmal ausführlich über den Vorfall unterhalten. Als wir wieder zu Hause waren, warf ich ihn tatsächlich wegen dieser Aktion und nach einem weiteren Vorfall aus dem Club.
Nach dieser Ansage ging ich noch einmal zu unseren Prospects ins Zelt und sagte ihnen, wenn ihnen noch einmal jemand so ans Bein pissen würde, könnten sie ihm ruhig aufs Maul hauen – sie hätten meine volle Unterstützung. Die beiden wurden leider keine Member. Schade eigentlich, sie wären mit Sicherheit gute Hells Angels gewesen.
Nach einem gemütlichen Ausklang des World-Runs am Sonntag machten wir uns am Montag wieder auf den Rückweg. Die Fahrt lief einigermaßen rund mit zwei kurzzeitigen Ausfällen von Moppeds, einer kleineren Hauerei an einer Tanke, aber sonst ohne besondere Vorkommnisse.
Abschied in Holland
Seit über 30 Jahren bereise ich die Niederlande, da ich ein großer Fan der Holländer bin, ihren Lifestyle und ihre Offenheit sehr mag. Natürlich intensivierte ich meine Hollandbesuche, seit ich ein Hells Angel war, mehr und mehr. Ich glaube, dass ich nirgendwo auf der Welt so oft unterwegs war.
Aber es waren nicht immer nur die Partys und witzige Anlässe, weshalb ich andere Hells-Angels-Charter besuchte. Als ich dieses Mal nach Holland fuhr, stand eine Beerdigungszeremonie im Haarlemer Charter der Hells Angels an. Daran wollte ich teilnehmen, zumal ich den verstorbenen Member gut gekannt hatte, also schwang ich mich auf mein Bike. Als ich in Haarlem ankam, waren schon viele Hells Angels aus allen Ländern der Welt eingetroffen. Ich wurde von holländischen Prospects eingewiesen, wo ich mein Bike parken konnte, und nahm unsere Beileidsbekundungen mit ins Clubhaus, das in einer kleinen Seitenstraße, einer Sackgasse in unmittelbarer Nähe des Bahnhofs, lag. Ich suchte den Tisch mit den Funeral-Bekundungen, um unsere dazuzulegen. Das Clubhaus war brechend voll, und auch davor sah es nicht anders aus.
Doch dann passierte mir ein blödes Missgeschick: Die Holländer bahren ihre Toten meist offen auf, und die Hells Angels genauso. Ich bekam in dem Gedränge aber gar nicht mit, dass der tote Bruder in einem Sarg leicht schräg an einer Wand aufgebahrt war – und begrüßte ihn wie bestimmt über 100 Member vorher. Erst als keine Reaktion kam, merkte ich, dass ich mit dem Toten sprach. Mann, welch eine Nummer! Das ist mir bis heute wirklich
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