Wir sehen uns in der Hölle: Noch mehr wahre Geschichten von einem deutschen Hells Angel (German Edition)

In letzter Zeit wurden ja in Deutschland ein paar Fälle aufgedeckt, in denen diese Bemühungen offenbar erfolgreich waren.
    Die russische Mafia hat nichts mit der italienischen zu tun, sondern nimmt sie sich – ebenso wie Hells Angels – nur zum Vorbild. Vor den Russen haben die Hells Angels aber ordentlich Muffensausen, denn die scheißen auf den Ruf der Hells Angels und haben keinerlei Probleme, ihnen in den Arsch zu treten. Mit den Russen wollen sie sich daher ungern anlegen. Deshalb wird seit Jahren versucht, in Russland und anderen osteuropäischen Ländern mit den Russen zu kooperieren und vor Ort Fuß zu fassen, denn dadurch bieten sich den Hells Angels ungeahnte Möglichkeiten, ihre Macht und ihren Einfluss zu erweitern.
    Der größenwahnsinnige Leitsatz, den die Hells Angels öffentlich vertreten, »The world is not enough«, wird immer wahrscheinlicher Realität, wenn ihnen nicht bald Einhalt geboten und weiterhin tatenlos zugesehen wird, gerade in Deutschland. Sie verstehen sich als kriminelle Elite, der keiner was kann. Das grenzt gewaltig an Größenwahnsinn, aber es ist auch etwas Wahres dran. Das Hurengeschäft haben die Jungs jedenfalls weltweit unter Kontrolle, da macht ihnen nicht einmal die Mafia etwas vor.
    Aryan Brotherhood
    Ebenso wie viele meiner Brüder in Europa wusste ich, dass Hells Angels in den USA mit der Aryan Brotherhood Geschäfte machen. Da ich aber so gut wie nichts über diese Gang wusste, rief ich Dominik, den Ostküstenvertreter der Hells Angels, an und bat ihn, mir nähere Informationen über die Arische Bruderschaft zu geben.
    Die Aryan Brotherhood – kurz AB oder auch The Brand genannt – ist eine Verbrecherorganisation, die vor allem im Knast und aus dem Knast heraus agiert. Ihr Club-Tattoo oder Symbol ist ein Shamrock: ein dreiblättriges Kleeblatt, da die Gang irische Wurzeln hat. Gegründet wurde die Bruderschaft 1967 in den USA, im Staatsgefängnis San Quentin in Kalifornien. Die Gefängnisgang ist bekannt für Rassenhass, aber vor allem für ihr äußerst brutales Vorgehen bei der Durchsetzung ihrer Ziele. Die meisten sind stolz auf ihre »Leistungen« und auf ihre Narben, die sie in Kämpfen davontragen. Innerhalb der Knastmauern haben die Jungs der Aryan Brotherhood das Sagen: Sie kontrollieren Wetten, verkaufen Drogen und verüben Mordanschläge. Doch auch außerhalb der Gefängnisse ziehen sie genügend Strippen. Ihre Frauen nutzen sie als Sprachrohr nach draußen, aber auch als Drogen- oder Geldkuriere. Der amerikanische Gang-Experte Tony Delgado sagte über sie: »Die Aryan Brotherhood ist zweifellos eine Bande von Rassisten, aber wenn es ums Geschäft geht, ist die interessanteste Farbe für sie nicht schwarz oder braun oder weiß – es ist grün.« Das sagt doch schon alles, oder?
    Nach FBI-Angaben sind Mitglieder der Aryan Brotherhood für 18 Prozent der Gefängnismorde verantwortlich, dabei bilden die Insassen, die zur Gang gehören, eigentlich eine ganz klare Minderheit. Sie verdienen ihr Geld mit Drogengeschäften, Mord, Totschlag, Erpressung und so weiter. Die Führungsriege der Aryan Brotherhood sitzt zum Großteil lebenslänglich hinter Gittern – in den USA kann man das Urteil »lebenslänglich« ja sogar mehrmals aufgebrummt bekommen. Also, was wollen die Justizbehörden denn machen? Noch ein Lebenslänglich obendrauf packen, wenn wieder mal etwas passiert? Lächerlich, das interessiert doch keine alte Sau.
    Zwischen der Aryan Brotherhood und den Hells Angels besteht eine enge Verbundenheit auf ideeller und geschäftlicher Ebene. Besonders praktisch: Mitglieder der Aryan Brotherhood haben Kontakte zu mexikanischen Methamphetamin-Labors und organisieren im ganz großen Stil den Transport über die mexikanische Grenze in die USA. Dort kaufen Hells Angels die Drogen und verkaufen oder verteilen über ihr eigenes Netzwerk den Stoff. Das Methamphetamin wird oft mit Alkohol verflüssigt und in doppelten Tanks durchs Land transportiert. Ein nicht geringer Teil gelangt so nach Kanada und wird dort an den Mann gebracht. Das Geschäft ist riesig und die Gewinnspanne außergewöhnlich hoch. In dem Geschäft mischen auch befreundete Motorradclubs der Hells Angels mit, die wiederum in ihrem Umfeld die Droge verkaufen.
    Red Devils reloaded
    Auch aus der Supporter-Ecke erhalten die Hells Angels tatkräftige Unterstützung. Bei diesem Thema drehe ich eine kleine Schleife für diejenigen, die Höllenritt nicht kennen. Denn von den Red Devils habe ich dort bereits