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Wir sind doch Schwestern

Wir sind doch Schwestern

Titel: Wir sind doch Schwestern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Gesthuysen
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einige Bastelspiele kannte.
    Ein Anflug von Scham riss Katty aus ihren Gedanken. Sie hatte die ganze Zeit auf Heinrichs Geschlecht gestarrt. Sie wurde rot. Das lag doch nur an dieser Hampelmann-Idee, verteidigte sie sich, was war schon dabei? Sie stellte das Tablett lautstark auf den Boden und ging schnell in die Küche, um noch etwas Wurst zu holen. Sie ließ sich bewusst Zeit, und als sie zurückkam, war Heinrich aufgestanden.
    »Waren Sie etwa die ganze Nacht auf, Katty?«
    »Natürlich«, log sie und stellte befriedigt fest, dass sie dabei nicht mal ansatzweise errötete. »Dafür sind Sie heute Nacht dran«, flötete sie.
    »Warum sollten wir auf dem Boden frühstücken?«, fragte Heinrich und wies mit dem Kopf auf das Tablett. »Haben uns die Engländer schon Tische und Stühle geklaut? Kommen Sie, nehmen wir das Tablett und setzen uns ins Esszimmer, wie es sich gehört!«
    Katty kam sich plötzlich sehr dumm vor. Wieso war sie nur auf die Idee gekommen, das Frühstück in den Stall zu bringen? Die ungewohnte Situation auf Tellemann nahm sie anscheinend mehr mit, als sie geglaubt hatte. Sie würde sich ab jetztam Riemen reißen. Sie nahm das Frühstückstablett und ging voran ins Esszimmer. Heinrich hatte offenbar gut geschlafen, denn er kam direkt zur Tagesordnung.
    »Wir müssen unsere Vorräte prüfen. Dieser Zustand kann noch wochenlang andauern. Vielleicht sollten wir eine Kuh schlachten.« Katty betete inständig, dass die Speisekammer voll genug wäre. Sie hatte keine Lust, noch eine aufgeschnittene Kuh zu sehen. Schon bei dem Gedanken daran drehte sich ihr der Magen um.
    »Ich werde nachsehen«, sagte sie, »und Käse machen und Brot backen. Ich bin sicher, dass wir genug Fleisch haben«, fügte sie an, mehr, um sich selbst zu beruhigen.
    Während sie den Tisch abräumte, wunderte sich Katty über Heinrich, der offensichtlich nicht mal in einer Situation wie dieser beim Frühstück, das sie früher oft zusammen mit Theodor eingenommen hatten, an seinen gefallenen Sohn dachte. Im Gegenteil, er schien die Einsamkeit auf dem Hof zu genießen, so unbekümmert war er zur Tat geschritten. Oder wollte er sich vor ihr keine Blöße geben? Sie versuchte ja ebenfalls, vor Heinrich gefasst aufzutreten. Vielleicht aber sah Heinrich in der Arbeit auch nur den wirksamsten Seelenbalsam, überlegte sie und machte sich ebenfalls ans Werk. In der Speisekammer hatte Frau Zumkley stets getrocknete Kälbermägen gelagert. Die würde sie zerschneiden und in Wasser lösen, so gewann sie das Lab, durch das Milch zu Käse wurde.
    Als sie die Flüssigkeit angesetzt hatte, ging sie in den Stall, um zu melken. Zehn Minuten brauchte sie pro Kuh, und so war sie nach knapp zwei Stunden fertig und hatte sechzehn Eimer voll Milch. Einen Teil davon brachte sie in den Kälberstall, ein paar Eimer bekamen die Schweine. Normalerweise wurde die Milch heutzutage zur Molkerei gebracht und verkauft, aber der ganze Landstrich war evakuiert worden, wer hätte da Milch kaufen sollen. Also beschloss Katty, die Milch so sinnvoll wie möglich zunutzen. Etwa hundert Liter goss sie in zwei verschiedene Bottiche. Aus dem einen Teil der Milch würde sie Butter machen, die dabei abfallende Buttermilch wäre gut haltbar. In die restlichen sechzig Liter goss sie die am Vormittag angesetzte Lablösung, um daraus Käse zu gewinnen. Jetzt war Katty in ihrem Element. Sie liebte die Landwirtschaft und wusste, was zu tun war. Außerdem lenkte es sie ab. Von der Trauer um Theodor, aber auch von den merkwürdigen Gedanken, die sie seit Beginn der Evakuierung beschlichen hatten und die um die ungewohnte Nähe zu Heinrich kreisten. Als Heinrich zum Mittagessen in die Küche kam, war er von oben bis unten voll Dreck, seine Handinnenflächen waren gerötet und aufgerieben, und es sah aus, als würde er dort Blasen bekommen.
    »Soll ich Ihnen etwas zum Einreiben der Handflächen holen?«, fragte Katty besorgt, doch Heinrich winkte ab.
    »Ich habe mich schon lange nicht mehr so rechtschaffen müde gefühlt. Ich mache zu viel Verbandsarbeit, statt selbst aufs Feld zu gehen. Aber ich muss sagen, so ein Vormittag an der frischen Luft scheint mir gutzutun.«
    »Das trifft sich, denn wir müssen unbedingt das Getreide säen«, ging Katty auf seinen Tatendrang ein. »Viel länger können wir kaum warten. Und wenn wir ohnehin noch einige Wochen allein auf dem Hof sind, sollten wir möglichst bald damit anfangen.«
    »Ein paar Tage werden wir noch warten müssen. Der Boden ist

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