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Wir sind doch Schwestern

Wir sind doch Schwestern

Titel: Wir sind doch Schwestern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Gesthuysen
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machen.«
    »Also mir nicht. Ich hätte lieber eine Scheibe Graubrot.«
    »Bitte!«, sagte Katty und pfefferte den Brotkorb auf den Tisch. »Schneide ich dir halt schnell eine Scheibe Graubrot ab. Ist ja kein Problem.«

    »Also ich bin dir für das Krossom sehr dankbar«, veralberte Paula nun sich selbst, vermutlich um die Situation zu retten. »Meine Dritten sitzen im Moment gar nicht gut. Harte Sachen kann ich nicht beißen. Ich habe überall wunde Stellen am Zahnfleisch. Gertrud, du hattest das doch vor Jahren auch mal. Was hast du dagegen gemacht?«
    »Graubrot gegessen!« Die Bemerkung war Katty herausgerutscht, noch ehe sie darüber hatte nachdenken können, aber bei Paula hatte die Stichelei eine nachhaltige Wirkung. Sie bekam erst einen Lachkrampf, und als das Ploppen aus ihrem Mund beinahe wieder abgeebbt war, musste ihr wohl ein Croissantkrümel in die Luftröhre gerutscht sein, denn sie hustete jämmerlich und ihr Gesicht wechselte bedrohlich die Farbe, bis Katty ihr kräftig auf den Rücken klopfte.
    »Herrje, ich hab da was in den falschen Hals bekommen«, schniefte Paula mit Tränen in den Augen.
    »Da bist du wohl nicht die Einzige«, antwortete Katty trocken und blickte zu Gertrud, die völlig ungerührt dasaß. Katty bekam ein schlechtes Gewissen, als Paula erneut loslachte. Sie holte ein Glas Wasser für Paula und Graubrot für Gertrud und biss sich auf die Lippen, um nicht zu lachen, während sie ihrer Schwester eine Scheibe abschnitt. Schließlich nahm sie sich selbst ein Croissant und aß es so, wie Piet es ihr gezeigt hatte. Sie schnitt das Hörnchen in kleine Stücke, löffelte sich einen Klecks Erdbeermarmelade auf den Teller und tunkte die Stückchen hinein. »Wisst ihr, ob die Franzosen ihre Hörnchen auch so essen? Oder macht man das nur in Belgien?«, bemühte sie sich, ein Gespräch in Gang zu bringen.
    »Das weiß ich nicht«, antwortete Paula, »aber ich glaube sogar, das macht nur Piet.« Sie grinste. Paula konnte den Belgier gut leiden. »Wann kommt er denn?«
    »Am Abend, es kann aber auch morgen früh werden. Das weiß man nie so genau bei ihm. Ich glaube, er hat erst noch einen Auftritt und dann kommt er. Das sind ja höchstens zwei Stunden Autofahrt.«
    »Was will der hier?«, fragte Gertrud mit galligem Unterton und traf Katty empfindlich. Sie holte tief Luft.
    »Er kommt deinetwegen, Gertrud. Er hat dich nämlich gern und möchte dir morgen zum Geburtstag gratulieren.«
    »Mir bleibt auch nichts erspart«, jammerte ihre große Schwester, »aber wehe, der packt sein Tastophon aus. Ich will das nicht hören.«
    Katty dachte daran, dass Piet sich genau das sehnlich wünschte und sie immer noch keine Ahnung hatte, wie sie ihn davon abbringen sollte. Als sie sich so in der Zwickmühle fühlte, platzte ihr der Kragen.
    »Du bist unverschämt, Gertrud. Was ist nur los mit dir? Wir haben noch keine zehn Uhr morgens, und du meckerst schon die ganze Zeit. Alle versuchen, es dir recht zu machen und nett zu sein, aber du bist nie zufrieden. Auch wenn du fast hundert bist, kannst du dich anständig benehmen.«
    Gertrud hatte sich über Kattys Heftigkeit offenbar erschrocken. Als sie sich gesammelt hatte, sprach sie leise und ruhig, und Katty hatte den Eindruck, dass sich die Raumtemperatur gerade um einige Grad senkte.
    »Es ist nicht meine Schuld, wenn du dich immer mit den falschen Leuten umgibst. Den Belgier will ich jedenfalls morgen nicht hören.«
    »Wie kommst du eigentlich darauf, dass du etwas Besseres bist als die anderen? Außerdem geht es hier nicht um Piet. Mich willst du verletzten. Egal, was ich mache, es ist falsch. Egal, wen ich mag, er ist nicht gut genug. Ständig spielst du dich als Moralapostel auf. Das war schon immer so und ich habe genug davon.« Katty war laut geworden und schmiss den Kaffeelöffel wütend auf den Teller.
    »Ihr hört jetzt beide auf!«, mischte sich Paula ein. »Gertrud,das war wirklich nicht nett von dir. Und du, Katty, bist jetzt mal nicht so empfindlich. Wer austeilt, der muss auch einstecken können. Ihr seid steinalt und benehmt euch wie kleine Gören.«
    Katty war der Appetit vergangen. Sie stand auf und verließ die Küche.
    Ich kann das doch heute Abend nicht absagen, überlegte sie verzweifelt. Sie war in dem kleinen dunklen Flur stehen geblieben und hatte den Kopf an die Wand gelehnt. Wie soll ich das denn begründen? Aber wenn Gertrud sich so benimmt wie gerade, blamiert sie mich vor der versammelten Nachbarschaft. Katty hatte mit

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