Wir sind Heldinnen: Aus dem unglaublichen Leben der Alleinerziehenden (German Edition)
Ein-Eltern-Familie scheinbar den Eindruck, als hätte sie alles im Griff und wäre mit ihrem Leben zufrieden. Was die Mutter ihrem armen Kind natürlich nur einredet. Denn, das ist jeder Pärchenfrau klar wie Kloßbrühe, der schöne Schein trügt. Jeder weiß doch, dass eine Frau und Mutter ohne männlichen Anhang gar nicht glücklich sein kann. Weil sie – es ist hart, das so direkt zu sagen, aber den Tatsachen muss mal ins Auge geblickt werden –, weil sie doch ein Beziehungsversager ist.
Beziehungsversagerinnen gibt es in den Augen von erfolgreichen Beziehungsführerinnen viele: solche, die immer nur ein paar Wochen mit jemandem liiert sind und dann gleich wieder mit jemand anderem. Diese Menschen sind offenbar völlig realitätsfern und überhaupt nicht in der Lage, sich ernsthaft auf irgendwen oder irgendwas einzulassen. Dann die, die noch nie erwähnenswerte Beziehungen hatten bzw. die letzte mit 15 im Ferienlager. Die haben ganz sicher eine schlimme, aus der Kindheit herrührende Bindungsstörung oder sind von der Natur mit sehr entstellenden Zügen gestraft worden. Oder sie haben ihre wahre sexuelle Orientierung noch nicht gefunden. Dann die, die immer unglücklich in irgendwelchen Affären mit Männern stecken, die entweder schon in festen Händen, dreißig Jahre älter oder aus anderen Gründen absolut bindungsunwillig sind.
Das alles ist ja noch irgendwie zu verstehen und zu entschuldigen. Aber wie kann eine Frau, die nett ist, nett aussieht und früher mal mit netten Männern nette dauerhafte Beziehungen führte, irgendwann alleine mit Kind enden? Was muss sie für eine Versagerin sein, wenn der Mann, dessen Leibesfrucht! sie unter dem Herzen! getragen, unter Schmerzen! geboren und an ihrem Busen! genährt hat, den sie zum Vater! gemacht und dem sie damit das Schönste! geschenkt hat, was man auf Erden! geben kann, nicht mit ihr zusammen sein will? Es gibt nur zwei Möglichkeiten: Entweder sie ist privat ein solcher Drachen, dass es selbst ein verantwortungsvoller, liebender Partner auf Dauer nicht mit ihr aushält. Oder er war von Anfang an nicht richtig verliebt in sie, aber sie hat ihm dann trotzdem das Kind untergejubelt, um ihn an sich zu binden. Was natürlich auf Dauer schief ging. Wie dem auch sei, jetzt ist sie jedenfalls »allein erziehend« und das wird schon seine Gründe haben. Und wie das schon klingt: allein erziehend. Obwohl die Freundin das ja immer so stolz sagt, als käme es einem Lottogewinn gleich. Aber das ist natürlich alles nur aufgesetzt.
Es gibt übrigens überhaupt wenig Möglichkeiten für eine Frau und Mutter ohne männlichen Anhang, ihre unaussprechlichen Lebensverhältnisse politisch korrekt mitzuteilen. Ein verbittertes »ihr Vater« – auffälliges Nicken in Richtung des Kindes, das angesichts dieses unsäglich gemeinen Erzeugers sogleich schuldbewusst den Kopf senkt – »hat mich verlassen« klingt nach unzeitgemäßer weiblich-passiver Opferhaltung. Und nach fehlender Einsicht in die eigenen charakterlichen Unzulänglichkeiten. »Ich habe mich von ihrem Vater getrennt« ruft dagegen in der Regel nur Unverständnis und Missbilligung hervor. So eine ist das also, hat nicht gezögert, sich erst unverbindlich fortzupflanzen, um dann beim ersten Streit gleich wieder die Brocken hinzuschmeißen und dem sicherlich liebenden anderen Elternteil ein kläglich weinendes und um Harmonie und Zusammenhalt flehendes Kind aus dem Arm zu reißen, nur weil sie auf einmal dem egoistischen Wahn verfallen ist, sich anderweitig verwirklichen zu müssen. Dabei braucht ein Kind doch Vater und Mutter. Das weiß man doch. Gerade als Mutter. Alles in allem ist also eine Formulierung, in der die Worte »ich«, »mich« und »getrennt« nahe beieinander stehen, absolut nicht hinnehmbar. Außer, der Typ war zufällig ein reueloser Betrüger, Mörder, Schläger oder Säufer.
Bleibt zuletzt doch nur das nichts sagende »Ich bin allein erziehend«, das allen umsitzenden Paaren trotzdem sofort das Blut in den Adern gefrieren lässt. Da kann die Alleinerziehende noch so gewinnend in die Runde lachen. Keiner lacht mit. Sondern alle denken unisono: Die ist also allein. Das heißt ja wohl nichts anderes, als dass sie keiner will. Und wenn die keiner will, muss doch irgendwas an ihr nicht in Ordnung sein. In diesem konkreten Fall ist es sicher die Psyche, mutmaßen die wohlwollenden Freundinnen, immer diese laute Fröhlichkeit, total künstlich! Hat sicher in Wahrheit schwere Depressionen und weint
Weitere Kostenlose Bücher