Wir sind nicht schwul (German Edition)
etwas kalt und erscheinen mir umso kälter, je mehr sich mein Körper erhitzt. Mit geschlossenen Augen lehne ich angekettet an dieser Säule.
Das hat schon etwas Perverses, wie ich finde. Yuoi schleicht zwar meistens nur um mich herum und kommt selten mit mir in Berührung, aber vielleicht macht es gerade das so reizvoll. Ich frage mich, ob ich so etwas immer noch reizvoll finden würde, wenn ich in einer Beziehung wäre und so etwas mit vollem Bewusstsein machen würde und vor allem durch und durch freiwillig, oder ob es das jetzt nur ist, weil ich es tun muss, nachdem ich den Vertrag unterschrieben habe.
Vielleicht probier ich das bei Zeiten mal aus.
Oder auch nicht.
Nicht dass ich enttäuscht werde, weil’s dann doch nicht mehr so reizvoll ist, weil ich dahinter komme, dass es ganz allein an Yuoi lag und nicht an den handlungen an sich.
Absurd?
Ach kommt schon! – Wer hat nicht schon einmal solche Gedanken gehabt?
Die Szene mit dem Bett ist ziemlich ähnlich. Allerdings sitze ich am Boden am Ende des Bettes, wieder an der Bettstange angekettet. Das Kätzchen schmiegt sich um meine Seite und schnurrt sogar. – Sie haben von vornherein ein kuschelsüchtiges Kätzchen ausgewählt.
Yuoi krabbelt zwischen meine angewinkelten Beine, haucht und singt gegen meinen blanken Hals, meine Lippen, meine Wimpern, meine geschlossenen Augen. Ich kann jede seiner Bewegungen fühlen, obwohl ich sie ja doch nicht sehen kann.
Immer wieder müssen sie meinen Rock richten, weil ich dauernd zu weit nach unten rutsche, wodurch dieser hoch rutscht.
Wenigstens ist Yuoi professionell genug, keine so dämlichen Fehler zu machen, wie ich. Er kommt kein einziges Mal mit seinen Lippen an meiner Haut, oder meinen Lippen an, obwohl ich gestehen muss, dass ich mir manchmal denke, dass es schon ganz nett wäre, wenn er ab und zu versehentlich abrutschen würde.
Am Ende der Dreharbeiten bin ich nicht so K.O. wie gestern. Wahrscheinlich, weil dieses Mal Yuoi agieren musste. Ich saß ja fast nur da. Am Abend werden noch ein paar kleine Szenen mit den Einzelpersonen nachgedreht, geschnitten und bearbeitet. Je länger das dauert, desto langweiliger und anstrengender wird es.
Als wir alle hinter den Mitarbeitern stehen, die für den Schnitt verantwortlich sind, diskutieren die Jungs fleißig mit, was sie für besser halten und lachen über die verpatzten Teile. Es wird alles sehr sachlich gesehen. Niemand gibt dämliche Bemerkungen über „gewisse Parts“ von sich.
Viele Stunden später ist das Video fertig. Sie haben sogar schon den Ton eingespielt. Morgen wollen sie nur mehr alles kontrollieren.
Selbstverständlich gehen wir, nachdem sich die Jungs lautstark bei allen für die harte Arbeit bedankt haben, feiern.
Alle zusammen.
Yuoi und Akio haben ein Lokal gemietet, weil wir doch recht viele Leute sind.
„Wer hat eigentlich dieses geile Plattendesign entworfen?“, frage ich die Jungs auf dem Weg zum Lokal, weil wir sowieso gerade vom Song sprachen.
„Das hat eine Koreanerin entworfen. Wie war noch gleich ihr Name?“ Yuoi sieht fragend zu Asuka, der dreckig grinst.
„Solltest du das nicht eigentlich am besten wissen, hm? Ich will nämlich nicht wissen, wie du sie dazu gebracht hast, doch noch für uns zu arbeiten.“
„Also war es doch Hee Young Jeong?“ Asuka bricht in Gelächter aus und schupst Yuoi von sich weg.
„Mach keine dummen Witze. Du weißt es ganz genau.“
„Eigentlich war die Idee ja von ihr. Sie hat nur das eine Cover gestaltet und es ist okay, so wie es ist. Hee Young Jeong ist eine tolle Künstlerin. Ich mag es, dass sie echte Metallblättchen verwendet, damit es schimmert. Copic, Goldblättchen, dann kommt noch dieses spezielle Hochglanzpapier dazu. Sie macht das ganz toll. Es passt einfach zum Song und zum Video. Rot, schwarz und dazu dieser feine Goldfaden, der Besonderheiten hervorhebt.“
Ich ziehe eine Augenbraue hoch und frage ganz ungezügelt nach, ob dadurch die Platte nicht unnötig teurer wird. Yuoi antwortet wider mit einem Lachen: „Mach dich nicht lächerlich. Nur unsere Platte, also das erste Stück, das wir uns an die Wand hängen, bekommt diese Sonderausstattung. Die CD zum kaufen bekommt einen üblichen Druck. Das Gold wird durch Hochglanzpapier ersetzt. Das macht es billiger. Es ist ein übliches Verfahren. Für eine Single oder ein Album durchaus okay.“ So gesehen hat er Recht.
Wenige Minuten später sitzen wir im Lokal und saufen kalten Sake. Auch Yuoi trinkt dieses Mal mit.
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