Wir sind nicht schwul (German Edition)
Genau so bringt er mich zum Schweigen. Sein süßer, leidender Blick. Von dem ungestümen Orkan ist nichts mehr zu sehen. An seiner Stelle schwappen Wellen der Trauer gegen seine Augenlider.
Nur nicht für lange. Nach und nach lächelt er immer breiter und immer mehr in sich hinein. Ungläubig schüttelt Mikage den Kopf und mit einem kräftigen Ruck drückt er mich, mit seiner Hand auf meinem Rücken, an seine Brust. Wohlig warm und mit einem tiefen Seufzen, legt er seine Arme behutsam um mich und ich habe schon sehr das Gefühl, dass er dabei aufpasst, nichts vom Kostüm kaputt zu machen.
„Ich möchte dass du mir zuhörst, mein kleiner, süßer Engel“, haucht er mir so leise ins Ohr, dass selbst ich mich konzentrieren muss, um ihn zu verstehen, was bei meinem laut hämmernden Herzen gar nicht so einfach ist. Ob er fühlt, wie sehr es schlägt?
Bitte nicht.
Das wäre so peinlich.
Schweigen ist meine Antwort.
„So viele Leute versuchen mich jeden Tag zu erreichen. Mein Handy würde alle paar Minuten klingeln, hätte ich es nicht auf lautlos, von Twitter ganz zu schweigen. Bei so vielen Mitteilungen verliert man schnell den Überblick. Es liegt nicht an dir, aber kannst du dir vorstellen, was für ein Zeitaufwand es wäre, jeden Tag hunderte Anrufe zu kontrollieren, ob wenigstens ein Sinnvoller dabei ist? Finn-chan, das nächste Mal schickst du mir eine e-Mail, per Handy, dann erreichst du mich immer. Und … ich freue mich so sehr, dass du versucht hast, mich zu erreichen. Ich habe dich nicht selbst angerufen, weil ich dachte, du wärst sauer auf mich, nachdem du in meiner Nähe immer etwas gereizt wirkst.“ Er seufzt tief und wohlig. Ein so schöner Klang, der mir gleich noch mehr die Hitze in den Kopf steigen lässt.
Fortschritt.
„Was dein Geheimnis angeht ... So wie du wahrscheinlich Angst hast, dass es jemand herausfinden könnte, hatte ich Angst, dass du mich abschlachtest, was gerade passiert ist, wenn ich dir sage, dass ich davon weiß. Mein kleiner, süßer Engel. Ich hätte dich gesehen, selbst wenn ich nicht gewusst hätte, wer du bist. Irgendwann werde ich dir die ganze Geschichte darüber erzählen, aber heute hast du noch zu arbeiten und ich auch. Sobald ich kann, komme ich wieder vorbei. Versprich mir, dass du auf mich warten wirst.“
Es dauert etwas, bis ich mich zu einem Nicken durchringen kann, das er gar nicht sieht. Lächelnd löst er sich von mir.
„Weißt du, das alles zeigt mir, dass ich dir sehr wichtig bin. Wäre ich es nicht, hättest du sicher nicht so heftig reagiert und das macht mich sehr glücklich.“ Schnell wandert mein Blick von ihm weg und zu Yuoi, der mich mit großen, neugierigen Augen mustert, denn das hat sicher jetzt jeder gehört, der rund um uns herum steht und wenn nicht, dann hätte jeder nach seiner nächsten, flüchtigen Aktion, die einen gefühlvollen, samtweichen Kuss enthält, gewusst, was er gesagt hat.
„Scheiße!“ Yuoi klappt die Kinnlade runter.
Akio sieht das weniger gelassen, packt Mikage am Kragen und prompt von mir weg.
Lachend dreht sich Mikage aus seinem Griff. „Pass gut auf meinen wertvollsten Besitz auf, Tsukasa-kun! Wehe er hat auch nur einen Kratzer, wenn ich wieder komme.“ Er vollführt eine Pirouette, wünscht uns einen schönen Tag und gute Aufnahmen und schon ist er verschwunden. Kurz und bündig.
Akio schnalzt mit der Zunge und reibt die Hände aneinander. „Das nächste Mal sucht ihr euch ein Zimmer. Es gibt hier noch immer Leute, die gerne arbeiten würden.“ Beschämt sehe ich weg und husche zu Oboyashi, um mein Kostüm korrigieren zu lassen, vor allem aber meine Lippen. Leise und im Vertrauen fragt sie mich, ob es mir gut geht. Mein stummes Nicken soll als Antwort genügen.
Einen Dreck geht es mir gut.
Das war einfach nur peinlich.
Yuoi pfeift wissend, tratzt Akio, piekst ihn in den Bauch und tätschelt seine Schulter. Akio versucht genervt die Lästwanze los zu werden.
„M-hm, Tsukasa-kun, eifersüchtig? Auf zwei Jungs? Sag jetzt nicht, du hast ein Auge auf unseren Finn-chan geworfen. Oder verschweigt ihr zwei uns etwas? Etwas, das sich bei Tsukasa-kun im Haus abgespielt hat? Etwas … möglicherweise sehr interessantes?“
„Ich erledige nur meine Arbeit. Und das solltest du auch tun.“ Akio ist echt gereizt. Seine Schritte hinterlassen schon heiße Spuren im Asphalt.
„Es tut mir leid, Omoi-san“, rufe ich ihm hinterher.
„Wofür? Was war denn eigentlich?“ Ukage hat mal wieder gar keine Ahnung von
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