Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Wir sind nur Menschen

Wir sind nur Menschen

Titel: Wir sind nur Menschen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
Vom Netzwerk:
Sessel und schloß die Augen. »Warum hast du die ganze Zeit über geschwiegen?« fragte sie. Es war nur noch ein Hauch, der zu Peter drang.
    »Ich wollte dich nicht ängstigen!« Er kniete nieder, nahm sie in die Arme und vergrub seinen Kopf in ihren Schoß. »Nein, nein!« rief er dann verzweifelt. »Ich belüge dich ja schon wieder! Ich hatte Angst, gemeine Angst, es dir zu sagen. Ich wollte fahren, ohne vorher mit dir darüber zu sprechen. Eines Morgens wäre ich fort gewesen, auf See, in Richtung Südamerika. So feige war ich … so gemein feige …«
    Sie richtete sich auf. In ihrem Gesicht bewegte sich nichts. Es war wie eine Maske. Er geht … weiter konnte sie nichts denken. Er liebt mich, aber er will mich verlassen …
    Sie stand auf und sagte mit leiser, zögernder Stimme: »Ich liebe dich … aber du fährst! Ich weine um dich, aber du fährst. Ich möchte dir zu Füßen fallen und dich anflehen … aber was nützt es? Du wirst trotzdem fahren. Wozu also noch Worte?« Sie blickte sich um. »Eine neue Wohnung, mit Dachgarten, mit einem breiten Balkon. Neue Möbel, neue Bilder, Teppiche … eine Reise in den Süden … und das Glück der Zweisamkeit, ein wirkliches Glück … und dann wird ein Kind kommen, es wird dir ähnlich sehen, immer mehr Züge werde ich an ihm entdecken, die von dir stammen … träumten wir einmal davon? Haben wir einmal hier auf der Couch gelegen und auf einem Blatt Papier geübt, wie anders meine Unterschrift aussehen würde: Dr. Angela Perthes. ›Du mußt den Abstrichbogen von dem a hinüberziehen zu dem großen P‹, sagtest du. Ich tat es, und wir lachten darüber, wie komisch das aussah!«
    Angela lachte schrill auf und bog sich nach hinten. »Das waren alles nur Einbildungen, das haben wir alles nicht gesagt, das ist alles vergessen! Nun warten die Wilden mit Curare an den Pfeilen, es warten die Schlangen und Spinnen mit ihren Giftzähnen und Stacheln! Und es wartet der Ruhm des Jahrhunderts, Herr Dr. Peter Perthes, der zweite Robert Koch. Dr. Perthes bekommt den Nobelpreis, Dr. Perthes fährt im Triumphzug durch New York – Dr. Perthes, der Retter der Menschheit. Hörst du nicht schon die Zeitungsjungen die Schlagzeilen ausrufen? Siehst du nicht schon die rot unterstrichenen, zentimeterdicken Überschriften? Dr. Perthes! Überall Dr. Perthes … Dr. Perthes … Dr. Perthes!« Sie schrie es fast: »Ich kann diesen Namen nicht mehr hören! Geh! Bitte Geh!«
    Sie wandte sich ab. Peter stand im Zimmer, die Haare hingen ihm ins Gesicht. Mit einer müden Bewegung nahm er sein Jackett auf, zog es über und verließ stumm das Zimmer.
    Als die Tür der Wohnung hinter ihm ins Schloß fiel, verspürte Angela den rasenden Wunsch, ihn zurückzurufen. Aber sie klammerte sich an der Sessellehne fest, biß die Lippen aufeinander, bis sie bluteten, und sank dann auf die Erde, wo sie wie eine heruntergestürzte Porzellanpuppe auf dem roten Teppich lag, weiß, starr, zerbrechlich …
    Sie erwachte erst tief in der Nacht und stellte mit grenzenlosem Erstaunen fest, daß sie in den letzten Stunden ein anderer Mensch geworden war.

V
    Zwei Wochen lang sahen sich Angela und Peter nicht.
In dieser Zeit schloß er seine Vorbereitungen für die Expedition ab. Die Transportlisten für die Schiffslasten waren geschrieben, die empfindlichen Instrumente und Medikamente, die mit dem Flugzeug nach Bogota vorausgeschickt wurden, überprüfte er zum letztenmal zusammen mit Dr. Sacher. Es fehlte nichts. Bis ins kleinste durchdacht waren alle Pläne, selbst die Waffen fehlten nicht, die Peter mit in den unbekannten Urwald nehmen wollte: eine gute englische Büchse, zwei Pistolen, zwei Schrotgewehre, einen Drilling und eine Kiste mit Munition. »Ich hoffe, die Büchsen nie zu brauchen«, sagte Perthes zu Dr. Sacher, während er die Waffen auf den Listen abhakte. »Ich will kommen, um den Menschen zu helfen, nicht, um sie zu töten.«
    »Sie werden dich danach nicht fragen!« Paul Sacher klappte den Schnellhefter zu und legte die Listen beiseite. »Es genügt, daß du ein Weißer bist, ein Weißer, der in ihr Land eindringt! Du bist ein Feind, schon deiner Hautfarbe wegen.«
    »Jetzt redest du wie Angela.« Dr. Perthes wischte mit der Hand durch die Luft. »Als ob die Menschheit nur aus Mördern bestände!«
    Paul Sacher setzte sich und schlug die Beine übereinander. Als er sprach, vermied er es, den Freund anzusehen.
    »Was macht denn Angela?«
    »Ich weiß es nicht.«
    »Findest du, daß du dich ihr

Weitere Kostenlose Bücher