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Wir sind nur Menschen

Wir sind nur Menschen

Titel: Wir sind nur Menschen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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doch in der Klinik unmöglich … Hast du dir das gar nicht überlegt?«
    Peter Perthes nickte, dann sagte er leise: »Ich werde Angela vor meiner Abreise heiraten.«
    »Und die Hochzeitsreise machst du allein – und zwar in den sicheren Tod!« Dr. Sacher lachte schrill. »Mein lieber Peter, dafür ist mir unsere Angela zu schade! Ich habe sie immer verehrt, das weißt du, und ich bin zurückgetreten, weil ich sah, daß sie nur dich liebte. Aber jetzt werde ich mich dazwischenstellen und Angelas Rechte verteidigen!«
    Auch Professor Window schüttelte den Kopf. Dann nahm er noch einmal den Bericht aus Kolumbien in die Hand.
    »Wir können so viel reden, wie wir wollen, es bleibt doch immer die Tatsache bestehen, daß diese Expedition äußerst gefährlich ist. Sie ist mit Sicherheit gefährlicher als das Experiment Professor Piccards, in einer Kugel in die Tiefsee zu tauchen. Wir müssen dich ernsthaft fragen, Peter: Lohnt das ungewisse Ergebnis diesen ungeheuren Einsatz?«
    »Wenn ich einen Erfolg habe – ja!«
    »Wenn …«
    »So darf man nicht denken.« Dr. Perthes entfaltete einen Papierbogen, den er aus der Tasche zog. »Hier ist mein Konzept. Von Bogota aus werde ich mich zunächst nach Zapuare begeben, von dort nach Pajarito. In dem Gebiet von Guaipu Navo sollen die ersten Fänge stattfinden, die ich in Pajarito auswerte. – Ich will also von einem festen Platz aus sternförmig in den Dschungel vorstoßen und jeweils immer wieder in das Lager zurückkehren. Die einzelnen Fangreisen lege ich auf etwa acht bis zehn Tage fest. Ich werde vor allem in einem Kanu die einzelnen Flüsse hinauffahren und an geeigneten Lagerstellen seitlich in den Urwald eindringen. Gelingt es mir, die Freundschaft der Taràpas zu erringen, habe ich vier Fünftel meines Zieles erreicht! Dann steht mir der gesamte Urwald vom Orinoko bis zum Rio Negro offen!«
    »Und wenn du sie nicht bekommst, diese Freundschaft?« fragte Paul Sacher.
    »Wenn! Wenn! Ihr mit euren ewigen Wenns!« Dr. Perthes faltete seine Skizze zusammen und schob sie in die Tasche zurück. Dieser Widerspruch regte ihn auf. Mit nichts als der Angst, es könne etwas anders laufen, war er begründet. Wenn man das Leben in eine Skala von ›Wenns‹ aufteilen würde, bliebe nichts mehr übrig, was man wagen oder tun dürfte. Man kann über die Straße gehen – aber ›wenn‹ ein Auto kommt, bei dem die Bremsen versagen, geschieht ein Unglück. Oder ›wenn‹ ein Dachziegel von einem Haus herunterfällt … Es kann ja auch sein, daß ein Erdbeben kommt. Man dürfte auch nicht mehr schlafen, denn ›wenn‹ das Haus brennen würde, merkte man es nicht. Selbst Mahlzeiten einzunehmen wäre gefährlich, denn ›wenn‹ Bakterien in dem Essen wäre, könnte man an einem Kotelett sterben …
    »So geht es nicht«, schloß Peter Perthes. »Der Prozentsatz zwischen Erfolg und Mißerfolg der Expedition liegt etwa bei fünfzig zu fünfzig! Eine reelle Chance für mich.«
    Professor Dr. Window hob verzweifelt beide Arme und ließ sie dann resignierend wieder fallen. »Sacher, hören Sie auf, vernünftig zu sprechen – wir überzeugen ihn doch nicht. Lassen wir ihn also ziehen.« Und mit Sarkasmus, hinter dem aber bitterer Ernst stand, meinte er: »Suchen Sie schon einmal eine Kranzschleife aus mit der Aufschrift: ›Dem lieben Kollegen von seinen Kollegen!‹« Und zu Peter gewandt: »Bevorzugst du Rosen, oder hättest du lieber bunte Astern?«
    »Je nach Jahreszeit!« Perthes ging zur Tür. »Ist nun alles klar? Ich will gleich in Hamburg anrufen, daß man auf der ›Argentinia‹ einen Platz für mich bucht. Das Schiff läuft in sieben Wochen von Bremerhaven aus.«
    »Tu, was du nicht lassen kannst«, entgegnete der Professor. »Mir ist nun alles egal.«
    An diesem Tag setzte Dr. Perthes den Termin seiner Abreise fest. Er besorgte sich die Pässe und Visen. Wegen der Devisen schaltete sich Direktor von Barthey ein. Durch einen seiner Direktoren schuf er eine Verbindung zur Bank Deutscher Länder, er fuhr selbst nach Bonn und verhandelte mit dem Finanzministerium, um die Freigabe von 50.000 DM in kolumbianischen Devisen auf dem Verrechnungsweg mit Export und Import zu erwirken, er gab schließlich die Anweisung an die Staatsbank in Bogota telegrafisch durch. Peter Perthes konferierte unterdessen mit dem Chefredakteur einer großen Illustrierten wegen der Alleinrechte seiner Berichte, die nicht nur streng wissenschaftlich, sondern ein wenig sensationell und publikumswirksam

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