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Wir sind nur Menschen

Wir sind nur Menschen

Titel: Wir sind nur Menschen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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aufgemacht werden sollten.
    Das alles geschah in der Stille; Angela Bender merkte nichts davon. Sie versorgte weiterhin in der Lindenburg ihre Kinderstation, sie hielt die Sprechstunde in ihrer Praxis ab, ging des Abends mit Peter spazieren oder bereitete für sie beide einen Mokka in einer Mokkamaschine, die Peter ihr vor einigen Tagen geschenkt hatte. Sie lebten glücklich zusammen in der Erwartung, in wenigen Wochen ein Ehepaar zu sein, sie schmiedeten Zukunftspläne und saßen stundenlang über Zeichnungen, die Angela angefertigt hatte und die die Einrichtung ihrer neuen Wohnung zeigten. Sie wollten sich in Köln-Lindenthal – vielleicht durch von Bartheys Vermittlung – eine hübsche Wohnung ausbauen lassen. Ein großer Balkon oder ein Dachgarten schwebte ihnen vor, mit einem großen Mittelzimmer, das Arbeitszimmer, Diele und Speiseraum in einem war.
    Manchmal kam sich Peter Perthes elend und schlecht vor, wenn er mit Angela auf der Couch lag und Pläne studierte, hier und da etwas verbesserte und sich lustig mit ihr darüber stritt, wo und welche Bilder man aufhängen wollte. Er wußte ja genau, daß dieser ganze Traum in wenigen Wochen verflogen sein würde, daß Angela Bender zwar seine Frau wurde, daß aber aus dem Plan der gemeinsamen Wohnung zumindest für ein Jahr nichts werden würde. Während sie schon in Gedanken durch die neuen Räume schritt, die sie an ihren Abenden auf den Skizzen einrichteten, fuhr er bereits im Geist auf einem Rindenboot den Rio Inirida hinauf und suchte in den unheimlichen Wäldern von Puin Ave neue Arten von Giftschlangen …
    Wenn ihn diese Vorstellungen überfielen, wagte er es nicht, Angela anzusehen. Er gestand sich zum wiederholten Male, daß es pure Feigheit sei, der Wahrheit auszuweichen und Angela nicht zu gestehen, wie weit die Vorbereitungen für die Expedition in der Stille gediehen waren. Er war dann besonders zärtlich zu ihr, kaufte ihr große Blumensträuße oder Schachteln erlesener Pralinen. Er führte sie ins Theater und versuchte, durch eine verkrampfte Lustigkeit in exklusiven Nachtlokalen seine Bedenken zu unterdrücken.
    Es war an einem schönen, warmen Sommerabend, als Angela von sich aus, ohne eine Einleitung oder Begründung, das Gespräch auf die Expedition brachte. Sie saßen sich am runden Tisch gegenüber und tranken eine Flasche Moselwein, als Angela plötzlich ihr Glas abstellte und Peter groß ansah.
    »Wann fährst du?«
    Sie fragte es mit einem Beben in der Stimme. Erschrocken blickte Peter hoch und starrte Angela an.
    »Wie … wie meinst du das?« fragte er stockend. Paul Sacher hat es ihr gesagt, durchfuhr es ihn während seiner Frage. Er hat sein Wort nicht gehalten. Das ist gemein, das ist hundsgemein!
    »Ich meine es so, wie ich dich fragte«, antwortete Angela. »Nach Südamerika.«
    »Wir haben nie mehr davon gesprochen …«
    »Eben! Ich wollte es nicht. Aber jetzt … jetzt …« Plötzlich waren ihre Augen von Tränen verschleiert. Sie beugte sich vor, legte den Kopf auf die Arme und sah Peter mit einem Blick an, der ihn an ein gehetztes Tier erinnerte, ein Tier, das man gefangen hat.
    »Peter! Ich ahne etwas … du sagst mir nicht die Wahrheit … Ich fühle das! Sag mir … wann fährst du?«
    »Aber Angela …« Er war aufgestanden, wollte sie streicheln … Die Locken fielen ihr über das schmale blasse Gesicht. Sie zuckte zurück, als habe er Gift an den Händen.
    »Nein, weiche mir jetzt nicht aus. Ich habe plötzlich so große Angst, daß ich dich verliere … dich nie wiedersehe! Ich habe gestern nacht etwas Schreckliches geträumt … Du warst irgendwo in einem großen wilden Wald. Du warst müde … todmüde. Du schlepptest dich förmlich durch den Wald, stolpertest über jede Wurzel und bliebst schließlich unter einem Baum liegen. Dort schliefst du ein. Aber der Baum war giftig, seine Blüten hatten einen herben, aber tödlichen Geruch … so schliefst du ein … wachtest nicht mehr auf … ich sah dich zerfallen, vor meinen Augen wurdest du zu einem Skelett! Da schrie ich laut auf und erwachte …« Sie bedeckte die Augen mit beiden Händen, als sähe sie das grauenhafte Traumbild wieder vor sich. »Sag mir die Wahrheit, Peter«, stammelte sie. »Fährst du wirklich?«
    Er sah stumm zu Boden. Auch er war blaß geworden. Sein Atem ging stoßweise. »Ja«, sagte er endlich leise.
    »Und wann?« In ihrer Stimme war ein schwacher Aufschrei.
    »Genau … heute in sechs Wochen.«
    Sie sank zusammen, fiel nach hinten in den

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