Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Wir sind nur Menschen

Wir sind nur Menschen

Titel: Wir sind nur Menschen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
Vom Netzwerk:
legten bei den drei Ärzte-Booten an. Mit freundlichem Winken sprangen die kräftigen nackten Männer hinüber, verbanden die drei Boote mit den ihren und stießen, ehe Dr. Perthes und Dr. Cartogeno wußten, wie ihnen geschah, von dem Felsen ab. Schnell waren sie mitten im Fluß, Umari in seinem Ein-Mann-Kanu bildete die Spitze, dann folgte ein Kriegsboot, ihm die aneinandergekoppelten Ärzte-Kanus, gezogen von zwei großen Taràpas-Booten. Den Schluß bildeten einige Boote, in denen die Krieger hockten. Mit ihren Flechtpaddeln erhöhten sie die Geschwindigkeit flußabwärts.
    Dr. Cartogeno stand am Bug des Ärztebootes und schaute auf die leichten Wellen des Cuno Nacuri. »Schöne Schweinerei«, schimpfte er. »Eingekreist, zusammengebunden, wehrlos! Die Burschen können jetzt mit uns machen, was sie wollen. Nur gut, daß sie wieder in den Rio Inirida hineinmüssen. Dort werden wir auf Orchideenjäger treffen.«
    Aber des Doktors Rechnung ging nicht auf. Kurz vor der Mündung des Cuno Nacuri zweigten die Boote in einen kleinen Nebenfluß ab und fuhren in den dunklen Dschungel von Azaneni hinein. Dort legten sie an einer kleinen Ausbuchtung an, entluden die Boote und versteckten die Kanus an Land unter hohen Lianendickichten und in Erdhöhlen, die schräg in den fauligen Urwaldboden getrieben worden waren. Sämtliche Kisten und Ballen der Expedition wurden an die Taràpas verteilt, und dann zog eine lange Kolonne über den schmalen Tierpfad mitten durch den unbekannten, unerforschten, nie gesehenen Wald.
    An der Spitze schritten Dr. Perthes und Dr. Cartogeno mit Umari. Ihnen folgten die Träger, während der Dolmetscher am Ende der Karawane ging und darauf achtete, daß keine Kiste zurückblieb. Zwei Tage lang wanderten sie durch den dichten Urwald. Rechts und links des Pfades sah man ein undurchdringliches Gestrüpp von Dornenhecken, Lianen, Orchideenstauden und verfilzten Riesenpalmen. Einmal am Tag jagten einige Krieger das Essen zusammen, vor allem Tapire und Wildschweine. Als Nachtisch gab es Palmbohrkäferlarven und große Schüsseln voll Treiberameisen.
    Einmal hörten sie weit über dem geschlossenen Blätterdach ein Rauschen und Rattern. Dr. Cartogeno hob den Kopf und erkannte kleine Flecke am Himmel, die durch das Blätterdach leuchteten. »Die Zivilisation!« sagte er bitter. »Ein Flugzeug, Herr Kollege!«
    Sie lauschten dem Klang der Maschine, die anscheinend Kreise über dem Urwald zog. Daß es einer der Hubschrauber war, dessen Insasse nach der verschollenen Expedition Dr. Perthes' suchte, kam ihnen nicht in den Sinn. Nach einem kurzen Aufenthalt zog die Karawane weiter, durch ein feuchtes, moderndes Gebiet, das von Herden von Schlangen, den riesenhaften Anakondas, bewohnt war.
    Endlich traten sie hinaus auf eine Lichtung, durch die sich ein Fluß wand. Es war der Cuno Ahota, dessen Oberlauf tief in das Gebiet von Amorua ragt. Hier ließ Umari einen ganzen Tag lang halten. Und wieder dröhnten die Baumtrommeln eine ganz Nacht lang durch den stillen Wald. Während Dr. Perthes und Dr. Cartogeno das Gift der Leguminosenpflanzen untersuchten, mit denen die Taràpas ihre Fische fingen, kamen in pfeilschneller Fahrt neue Boote den Fluß hinabgeschossen und lagen am Morgen am Ufer, als seien sie vom Himmel gefallen. Wieder wurde die Karawane in Boote verladen. Dann stieß die schwimmende Kolonne ab und wurde von unbemalten, aber riesenhaften Indianern den Strom hinaufgerudert bis zu einem kleinen See, in dem sie anhielten und eine weitere Nacht, diesmal in den Booten, verbrachten.
    In einer Entfernung von vielen Kilometern sahen die Ärzte Leuchtkugeln in den Himmel steigen und langsam an Fallschirmen auf den Urwald hinabschweben. Sie konnten sich nicht vorstellen, was das zu bedeuten hatte, und wunderten sich über diese Zeichen der Zivilisation inmitten einer unerforschten Wildnis. Es waren die Männer in den Motorbooten der Regierungstruppen, die auch bei Nacht die Flüsse absuchten und durch die Leuchtkugeln versuchten, Versprengten der verlorenen Expedition einen Weg zu weisen.
    Am Morgen sahen Perthes und Cartogeno mit Staunen, daß der See von Booten nur so wimmelte. Der ganze Stamm der Taràpas schien auf dem Wasser zu sein. Umari kam zum Ärzteboot gerudert und überreichte ihnen einen großen, ausgestopften Vogelbalg – ein Trompetervogel – verziert mit bunten Muscheln und unbekannten Steinen: das Begrüßungsgeschenk Sapolànas.
    Langsam setzten die Ruderer das Ärzteboot in Bewegung. Es glitt

Weitere Kostenlose Bücher