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Wir sind nur Menschen

Wir sind nur Menschen

Titel: Wir sind nur Menschen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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rhythmisch, beängstigend, beklemmend mit ihrem hohlen Ton.
    Dr. Perthes hob sein Gewehr auf den Bootsrand. »Wir werden bis zur letzten Patrone schießen«, sagte er hart. In seinen Augen brannte wilde Entschlossenheit.
    Jetzt lachte Dr. Cartogeno leise. »Die deutsche Heldennatur«, sagte er sarkastisch. »Gebt Raum, ihr Völker, unserm Schritt, wir sind die letzten Goten … Lieber Herr Kollege, wir verrecken hier ohne Eichenlaub um die Stirn.«
    Peter Perthes stieß ihn kräftig in die Rippen. »Daß Sie faule Witze machen können«, sagte er lachend, »das wissen wir!« Er wischte sich den Schweiß vom Gesicht, der in kleinen Bächen hinunter bis in den Bart lief. »Am scheußlichsten ist das Warten«, fuhr er fort, »wenn sie jetzt kämen, könnte man sich wehren! Aber dieses Warten zermürbt.«
    Dann lagen sie wieder stumm nebeneinander im Boot. Der Dolmetscher schwieg auch. Er hatte sich gleichfalls hinter eine Kiste fallen lassen und machte seine Pistole feuerbereit. Auch er schien jetzt zu wissen, daß es keine Verhandlungen geben würde. Ein Kampf um das nackte Leben stand ihnen bevor.
    Sie lagen über eine Stunde. Die Sonne brannte auf den Fluß und die Boote. Träge Alligatoren tauchten auf, und pfeilschnelle Piranhas zischten durchs Wasser. Ein Rochen, seinen gefährlichen Stachelschwanz nachziehend, schwamm mit listigen Augen vorüber.
    Plötzlich regten sich einige Zweige am Ufer. Dr. Cartogeno schob das Gewehr nach vorn und visierte die Stelle an. Auch Peter Perthes hielt sein Gewehr schußbereit.
    »Schießen Sie erst, wenn Sie einen Wilden sehen«, sagte er leise. »Jede Patrone ist wertvoll. Jeder Schuß muß ein Treffer sein.« Er blickte sich um, wo die Munitionskisten lagen. »Wieviel Schuß haben wir eigentlich mit?«
    »Zweitausend!« Dr. Cartogeno lachte. »Wenn jeder sitzt, gibt es keine Taràpas mehr …«
    Die Bewegung in den Zweigen nahm zu. Dann schoß plötzlich, als sei es von einer Sehne geschnellt worden, ein schmales Ein-Mann-Kanu unter den überhängenden Büschen hervor.
    Ein Indio stand aufrecht in dem Boot. Dr. Cartogeno riß das Gewehr an die Wange, aber Dr. Perthes hieb auf den Lauf, der Schuß peitschte ins Wasser.
    »Sind Sie verrückt geworden?« schrie Cartogeno und lud mit fliegenden Händen durch. Die Haare hingen ihm ins Gesicht, etwas wie ein Rausch irrte in seinen Augen.
    »Der Indio ist doch ohne Waffen!« schrie Perthes ihn an. »Er winkt uns zu! Mann, lassen Sie diesen Unsinn! Wir schießen doch nicht auf Wehrlose!« Er entriß dem Kolumbianer das Gewehr und warf es hinter sich ins Boot.
    Der Indianer stand in seinem kleinen Kanu und winkte mit beiden Armen. Sein nackter brauner Körper glänzte in der Sonne, als sei er mit Fett eingerieben.
    »Mein Gewehr her!« tobte Dr. Cartogeno. »So ein dreckiger Indio …« Er wollte die Flinte aufheben, aber Perthes hinderte ihn daran.
    »Nehmen Sie doch Vernunft an!« schrie er. »Wenn Sie schießen, werfe ich Sie in den Fluß.«
    Diese Drohung wirkte augenblicklich. Dr. Cartogeno blickte auf die Alligatoren und die Piranhas und trat zurück. Seine Züge waren verzerrt. Sie wirkten doppelt abstoßend durch den wilden Bart, der das Gesicht umrahmte.
    Der Wilde in dem Kanu rief einige Worte über den Fluß. Sie klangen wie der Schrei eines Vogels. Der Dolmetscher stand auf und antwortete in dem gleichen Tonfall. Dann wandte er sich an die Ärzte.
    »Sapolàna kommt in Frieden«, sagte er. »Er will die Männer sprechen.«
    »Glauben Sie kein Wort!« brüllte Dr. Cartogeno. »Erst erschießen sie uns einen Träger, dann zielen sie auf Sie, und wo die Kerle jetzt sehen, daß wir unangreifbar sind, wollen sie uns überlisten! Dr. Perthes, Sie kennen die Wilden nicht. Die Kerle stecken voller Hinterlist! Brennen Sie ihm eins auf das braune Fell!«
    Peter Perthes sah sich nach dem Dolmetscher um. »Sag dem Indio, er soll seinem Häuptling bestellen: Erst wenn Sapolàna selbst mir gegenübersteht, will ich mit ihm sprechen!«
    Wieder flogen die gutturalen Laute vom Boot zum Kanu und zurück. Dann bückte sich der Wilde in dem Kanu, nahm ein Paddel aus Rohrgeflecht vom Boden des Kanus und verschwand mit verblüffender Eile unter den überhängenden Büschen.
    Dr. Cartogeno schimpfte, daß es über den Fluß hallte. »Ich fahre nie wieder mit Ihnen!« schrie er. »Anstatt den Halbaffen zu zeigen, was eine gute Büchse ist, macht man Konversation wie mit gebildeten Leuten! Dr. Perthes – Sie sind ein Idiot!«
    »Mag sein.« Peter

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