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Wir sind nur Menschen

Wir sind nur Menschen

Titel: Wir sind nur Menschen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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Bazillen!«
    »So, so!« Angela deckte den Tisch mit einer hellen Decke und Kaffeegeschirr. »Ich wußte gar nicht, daß Sie neuerdings auch unter die Mikrobenjäger gegangen sind!«
    »Aus Kummer, Angela, nur aus Kummer darüber, daß Sie nicht mehr bei uns sind! Ihre Nachfolgerin –«, er verzog sein Gesicht, als habe er Essig getrunken, »nein, Angela, da gehen wir lieber schnell dran vorbei. Tüchtig ist sie ja, aber auch so eine Männerhasserin wie Sie. Sie sieht aus wie eine Regierungsrätin vom Schulamt.«
    »Welch ein Vergleich!« Sie lachte hell. »Soll ich denn wieder nach Köln zurückkommen?«
    Dr. Sacher sprang auf. »Angela, wenn Sie das tun würden! Ich würde die gesamte Lindenburg zur Begrüßung flaggen lassen!«
    »Sie sind unverbesserlich, Dr. Sacher.«
    Dann saßen sie sich gegenüber, tranken starken, heißen Kaffee und erzählten sich, was sie in Köln und Schöllang erlebt hatten. Angela berichtete von der Begegnung mit Professor Purr und der Möglichkeit, an der Erlanger Klinik arbeiten zu können. Ohne daß sie es wollten, über eine Brücke, die ein Gespräch über Kinderlähmung baute, kamen sie auf Peter zu sprechen. Dr. Sacher gedachte seines Versprechens, Angela von dem Unglück in Zapuare nichts zu sagen. »Neue Nachrichten von Peter?« fragte sie leise.
    Paul Sacher schüttelte den Kopf. »Nein, er hat noch nicht wieder geschrieben.« Wie gut ich lügen kann, dachte er dabei. Kein Schwanken in der Stimme, kein Rotwerden, keine Unsicherheit. Der Mensch kann doch schlechter werden, als er von sich selbst glaubt. »Hat er Ihnen nichts Genaueres geschrieben?«
    »Ich weiß es nicht.« Angela schwieg eine Weile. »Ich habe alle Briefe ungelesen verbrannt.«
    »Das ist doch nicht möglich, Angela!«
    »Doch!«
    »Sie haben Peters Briefe einfach verbrannt …« Er schwieg entsetzt.
    Angela verstand seine plötzliche Erregung nicht. Sie wußte ja nicht von der großen Hoffnung, die Professor Window und Dr. Sacher hatten. Window hatte noch bei Sachers Abfahrt gesagt: »Ich bin sicher, daß Peter etwas Genaueres über seine nächsten Pläne geschrieben hat. Vielleicht kannst du aus den Briefen sehen, daß unser Warten nicht vergeblich ist.« Und nun hatte Angela … Nun gab es überhaupt keinen Anhaltspunkt mehr, und die Regierung in Bogota hatte recht, wenn sie sagte: »Die Expedition muß als verloren betrachtet werden.«
    »Was hat Peter denn an Sie geschrieben?« fragte Angela.
    »Daß es ihm gutgeht«, sagte Dr. Sacher stockend. Er blickte dabei zu Boden, sein Gesicht war sehr blaß geworden. »Er habe schöne Erfolge und hoffe auf baldige Rückkehr.«
    Baldige Rückkehr? Angela Bender stellte sich dieses Wiedersehen vor. Er würde sie suchen, durch ganz Deutschland. Dann würde er vor ihr stehen, groß und fröhlich wie immer, und würde ihr sagen, daß das vergangene Jahr aus ihrem Gedächtnis zu streichen sei. Und sie würde von neuem stolz sein und ihm antworten, daß sie ihr Leben allein durchstehen könne und keinen Mann brauche, der seine Familie verläßt und sich in Gefahr begibt, nur um ein dummes, unbekanntes Tropengift aus den Urwäldern zu holen. Sie aber wolle ein Heim haben, Ruhe, Geborgenheit … Paul Sacher schreckte sie aus ihren Gedanken auf.
    »Haben Sie denn Peter auch nicht einmal geschrieben?« fragte er.
    »Nein, und das werde ich auch nie tun.«
    »Auch nicht, wenn er in großer Gefahr wäre?«
    »Er hat sie gesucht!« Sie wollte hart sein, aber in ihren Augen flackerte es verräterisch.
    »Und wenn er sich nach einer Zeile von Ihnen sehnt?«
    »Hat er Ihnen das geschrieben?«
    »Nein.« Dr. Sacher winkte ab. »Ich meine es rein theoretisch. Es könnte ja eintreten. Würden Sie sich dann immer noch gegen das tiefste Gefühl in Ihrem Herzen wehren?«
    »Ja, Doktor Sacher.«
    Der Arzt wischte sich über die Augen. Er tat dies immer, wenn er einer Situation hilflos gegenüberstand. »Frauen können doch härter als Männer sein«, sagte er in einem Anflug von Philosophie. »Ich habe es nie geglaubt.«
    »Ich bin gar nicht so hart«, meinte Angela leise. »Ich war nur traurig, daß ihm das Gift mehr wert war als ich und meine Liebe. Von einer Frau, der man das so deutlich sagt, kann man nicht erwarten, daß sie weiterhin die Dulderin spielt. Mich hat das Leben gelehrt, auf eigenen Füßen zu stehen. Es ist mir nichts geschenkt worden – selbst meinem Kind muß ich unter Opfern das Leben geben. Ich habe immer die Zähne zusammenbeißen müssen, da kommt es auf einmal

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