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Wir sind verbannt (German Edition)

Wir sind verbannt (German Edition)

Titel: Wir sind verbannt (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Megan Crewe
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Siebenjährige. »Von den Sachen da drin gehört dir nichts! Geh weg von dem Laden!«
    Ich wusste ja, dass sie traurig war, aber jetzt merkte ich zum ersten Mal, dass sie auch richtig zornig werden konnte.
    Ich holte sie gerade ein, als Quentin herumwirbelte. Einen Moment lang wirkte er verunsichert, aber dann grinste er uns höhnisch an. Ich konnte beinahe erkennen, wie seine Nackenhaare sich aufstellten, genau wie bei den Frettchen, wenn sie sich erschrecken.
    »Gibt’s ein Problem?«, fragte er. »Irgendwas, worüber ihr reden wollt?«
    »Nein«, antwortete ich, packte Meredith am Ellenbogen und wich mit ihr zurück. »Mach ruhig, was du willst.«
    »Gut«, erwiderte er. »Sonst könnte es nämlich passieren, dass ich noch was ganz anderes einschlagen muss.«
    »Aber Kaelyn«, sagte Meredith, während ich ihren Arm so fest umklammerte, dass es sicher weh tat. Ich zog sie um die Ecke und weiter die halbe Strecke bis zur nächsten Querstraße, bis sie selbst wieder schnell genug lief, um Schritt zu halten.
    »Wenn du jemanden triffst, der stärker und größer ist als du und der anfängt, böse auszusehen«, erklärte ich ihr, »dann läufst du weg, so schnell du kannst. Verstanden?« Diese Überlebensregel kennt jedes Tier. Wir müssen hier langsam damit anfangen, genauso zu denken. Um zu überleben.
    »Aber sie dürfen doch nicht stehlen«, wandte Meredith ein. »Ist es denn nicht falsch, sie einfach so zu lassen?«
    »Wenn noch irgendwo jemand von der Polizei ist, dann werden sie sich darum kümmern«, versicherte ich ihr. »Es wäre viel schlimmer, wenn dir etwas zustößt, nur weil du versucht hast, deren Job zu übernehmen.«
    »Waren diese Leute denn krank?«, fragte sie, als wir ein paar Minuten später zu Hause ankamen. »Waren sie deshalb so böse?«
    Ich wusste nicht, was ich ihr antworten sollte. Ich bin all die Jahre, die wir auf der Insel leben, mit Quentin zusammen zur Schule gegangen, und er war vielleicht ein Idiot, aber er schien mir niemals gefährlich. Erinnerst du dich noch, damals in der fünften Klasse, Leo? Als ich sagte, ich würde ihm eine reinhauen, wenn er nicht aufhört, dich wegen des Tanzens aufzuziehen? Er bekam es mit der Angst zu tun und verpetzte mich beim Lehrer. Ich kann kaum glauben, dass das derselbe Typ war, den wir heute getroffen haben.
    Also erklärte ich Meredith: »Man muss sich nicht nur vor den kranken Leuten in Acht nehmen. Bei Mom und Dad und Drew und mir bist du sicher. Allen anderen darfst du nicht trauen.«
    Ich wünschte, ich könnte dem Virus die Schuld dafür geben. Ich wünschte, das Virus hätte uns erst gar nicht in die Lage gebracht, ihr solche Dinge erklären zu müssen.

10. Oktober
    Als ich heute Mittag das Essen machte, kam Mom zu mir herüber und umarmte mich aus heiterem Himmel. Mir war gar nicht bewusst gewesen, wie angespannt ich war, bis zu dem Moment, als ich mich in ihre Arme sinken ließ.
    »Du kümmerst dich wirklich toll um Meredith«, sagte sie.
    Ich dachte an die Schwierigkeiten, in die ich uns gestern beinahe gebracht hätte, und mir wurde ganz mulmig.
    »Ich weiß nicht so richtig, was ich tun soll«, erwiderte ich. »Glaubst du, es geht ihr gut?«
    »Ich hoffe«, antwortete Mom. »Emmett würde sich bestimmt sehr freuen, wenn er sehen könnte, wie du die ganze Zeit für sie da bist.« Sie zögerte einen Moment, blinzelte und schluckte hörbar. Dann sagte sie: »Ich wollte nur, dass du weißt, wie stolz ich auf dich bin.«
    Es waren nur Worte, doch ich fühlte mich dadurch den ganzen Nachmittag lang viel unbeschwerter.

12. Oktober
    Ich muss einfach dauernd daran denken. Vielleicht kriege ich es ja aus dem Kopf, wenn ich es aufschreibe.
    Tessa hat heute Nachmittag angerufen und erzählt, dass Dads Samenkörner gekeimt hätten. Sie könnte vielleicht ein paar von den Setzlingen vorbeibringen, und anschließend könnten wir noch einige der Ferienhäuser unter die Lupe nehmen. Klar, sagte ich. Nachdem ich Quentin vor ein paar Tagen beobachtet hatte, fiel es mir schwer, noch ein schlechtes Gewissen dabei zu haben, reichen Leuten, die nicht mal hier wohnen, Medikamente wegzunehmen und sie dem Krankenhaus zu geben. Wir stehlen wenigstens, um zu helfen.
    Die Pflänzchen, die Tessa dabeihatte, waren nichts weiter als kleine Blätterbüschel, doch es ist immerhin ein Anfang. Wir stellten sie auf die Veranda und machten uns auf den Weg.
    Irgendwie hatte es eine beruhigende Wirkung, in diese Ferienhäuser mit ihren zarten Gardinen und blitzblanken

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