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Wir sind verbannt (German Edition)

Wir sind verbannt (German Edition)

Titel: Wir sind verbannt (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Megan Crewe
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Haushaltsgeräten zu kommen, wo alles so schön sauber und ordentlich war.
    Im Vorgarten des dritten Hauses, vor dem wir anhielten, war eine Satellitenschüssel auf dem Rasen montiert. Kaum dass ich sie entdeckte, war es mir nicht mehr so wichtig, was wir wohl an Arzneimitteln finden würden. Ich hoffte, ins Internet zu kommen, um endlich Mackenzie schreiben und in Erfahrung bringen zu können, was in L.A. los ist. Sie wird sich sicher schon fragen, warum ich so lange nicht gemailt habe.
    Wäre ich nicht so sehr darauf fixiert gewesen, hätte ich vielleicht gleich gemerkt, dass irgendwas nicht stimmte. Auf der Küchentheke standen ein paar Teller, und über dem Geländer hatte jemand einen Pulli hängenlassen. Doch ich nahm an, die Hausbewohner dort wären einfach nicht so ordentlich wie die anderen.
    Tessa steuerte auf das Badezimmer im Erdgeschoss zu, während ich mich rasch auf den Weg nach oben machte. Beim Öffnen der ersten Tür kam ich ins Hauptschlafzimmer, das ungefähr die Größe unseres kompletten Obergeschosses hatte und in dem sich zwar ein riesiger Flachbildfernseher, aber kein Computer befand. Auf dem Boden lag ein zerknülltes Papiertaschentuch. Spätestens das hätte mir eine Warnung sein müssen. Ich hätte Tessa suchen und mit ihr verschwinden sollen.
    Hab ich aber nicht. Stattdessen machte ich die nächste Tür auf.
    Als Erstes stach mir das Blut ins Auge.
    Es war in den Teppich gesickert, fast den ganzen Weg von der Stelle, wo die Frau sich befand, bis in den Flur. Sie lag zusammengekrümmt am Fußende des Bettes auf dem Boden, das Gesicht mir zugewandt. Ihre Augen waren geschlossen, aber ihr Mund stand offen, so als hätte sie geschnarcht, als sie starb. Mit den Armen hielt sie einen kleinen Jungen fest umschlungen, dessen Augen aus seinem bleichen, blau angelaufenen Gesicht ins Leere starrten. Sein Schlafanzug war blutgetränkt. Es sah so aus, als hätte sie sich die Pulsadern von den Handgelenken bis zu den Ellenbogen aufgeschnitten und ihn festgehalten, während sie ausblutete.
    Das Ganze konnte noch nicht allzu lange her sein, denn es gab noch keinen Leichengeruch.
    Ich konnte mich gerade noch schnell wegdrehen, dann fing ich auch schon an, mich auf den gebohnerten Holzboden zu übergeben. Meine Beine knickten ein, und ich hockte einen Moment lang da und würgte. Dann schaffte ich es irgendwie bis ans obere Ende der Treppe. Da stand Tessa schon. Sie musste mich gehört haben.
    »Alles in Ordnung?«, fragte sie.
    Ich blinzelte wie verrückt, um die Tränen zurückzuhalten. Mein Rachen brannte wie Feuer. Tessa blickte zuerst mich an und dann ans hintere Ende des Flurs, bevor sie sich in Bewegung setzte, um nachzusehen. Ich hielt sie jedoch am Arm fest. Ich kann mich nicht mehr erinnern, ob ich in der Lage war, irgendetwas Verständliches hervorzubringen. Alles, was ich noch weiß, ist, dass ich heftig mit dem Kopf schüttelte.
    Sie ging trotzdem hin. Und als sie zurückkam, setzte sie sich neben mich, so dicht, dass unsere Körper sich berührten, und wartete, bis ich mich wieder ein bisschen eingekriegt hatte.
    »Komm, wir gehen«, sagte sie. Ich dachte, sie meinte nach Hause. Erst als wir schon wieder ein Weilchen im Auto saßen, kapierte ich, dass sie zu einem weiteren Ferienhaus unterwegs war.
    »Kannst du mich bitte heimbringen?«, fragte ich. Ich weiß nicht mehr genau, was sie antwortete, aber sie tat es. Als ich ausstieg, bedankte ich mich bei ihr. Anschließend ging ich nach oben, legte mich aufs Bett, zog mir die Decke über den Kopf und hoffte, dass Meredith nicht reinkommen würde, um zu fragen, wie es mir ging.
    Ich versuchte, mir einzureden, dass es doch offensichtlich war, was passiert ist. Der kleine Junge war krank geworden und gestorben, und die Mutter hatte sich in ihrer Trauer umgebracht. Aber warum hatte sie ihn nicht ins Krankenhaus geschafft, wenn es ihm so schlechtging?
    Was, wenn sie diejenige war, die krank geworden war, und niemand ihr gesagt hatte, dass sie zum Arzt gehen sollte und keiner in der Nähe war, der mitbekommen hat, wie sie durchgedreht ist?
    So konnte es auch gewesen sein. Die Wahnvorstellungen werden zu heftig, sie bildet sich ein, verfolgt zu werden, das Kind fängt an zu weinen und Theater zu machen, und sie schlägt es oder packt es am Hals und dann

    Aber es ist nicht wichtig, was passiert ist. Es ist mir egal, warum sie es getan hat. Ich will einfach nur, dass das alles vorbei ist. Ich will, dass die Geschäfte wieder aufmachen und die Leute

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