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Wir sind verbannt (German Edition)

Wir sind verbannt (German Edition)

Titel: Wir sind verbannt (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Megan Crewe
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Korridor, an dessen Ende es nicht weiterging. In einem der angrenzenden Zimmer fing jemand an zu schreien.
    Ich lehnte mich gegen die Wand und sank nach unten. Den Ärmel hatte ich immer noch vor die Nase gepresst und versuchte, durch den Stoff tief einzuatmen. Du brauchst nur einen kleinen Augenblick, beruhigte ich mich selbst. Nur ein paar Minuten, um dich wieder zu sammeln. Aber mit jedem Atemzug schien ich mehr zu zittern anstatt weniger.
    Ich weiß nicht genau, wie lange ich so dasaß. Um mich herum war ein einziges Gewirr aus Stimmen und vorbeihastenden Menschen, bis ich merkte, dass jemand vor mir stehen blieb.
    »Kaelyn?«, fragte die Person. Es war Nell, die Bekannte von Dad. Sie sah aus, als wäre sie bereits seit Tagen auf den Beinen. Die Haare lösten sich schon aus ihrer Knotenfrisur, und der Plastikkittel, den sie über ihrem Labormantel trug, war mit braunen und gelben Flecken übersät. Ihr Lächeln war kaum noch mehr als eine schmale Linie. Aber immerhin. Ich erhob mich.
    »Ich muss Dad finden«, erklärte ich ihr. »Meine Mom glaubt, sie hat es. Er muss nach Hause kommen.«
    Die Spur ihres Lächelns verschwand. »Ach, Kaelyn«, sagte sie. »Ich weiß nicht, wo er ist. Er pendelt immer zwischen hier und dem Forschungszentrum hin und her.«
    Daraufhin muss ich vollkommen hilflos ausgesehen haben, denn sie strich mir mit ihrer behandschuhten Hand über den Arm und erkundigte sich: »Geht es ihr denn sehr schlecht?«
    Ich schüttelte den Kopf. »Ich weiß noch nicht mal, ob sie wirklich krank ist«, antwortete ich.
    »Gut«, sagte sie. »Dann wirst du sie sicher nicht herbringen wollen. Dann ist sie zu Hause besser aufgehoben, wo sie es bequem hat. Ich gebe dir einige Medikamente mit, von denen wir inzwischen wissen, dass sie gegen die Symptome helfen. Warte hier.«
    Dann zog sie sich die Maske wieder übers Gesicht und eilte davon. Einige Minuten später kam sie mit ein paar Musterpackungen Tabletten und einer Schutzmaske für mich wieder zurück. Ich schob sie mir dankbar über den Mund. »Tut mir leid, dass ich dir nicht mehr geben kann – sie werden schon wieder langsam knapp«, sagte sie. »Wenn sie von jedem eine nimmt, müsste das wenigstens ein bisschen helfen. Und jetzt siehst du zu, dass du hier rauskommst, ja? Sobald ich deinen Dad sehe, lass ich es ihn wissen.«
    »Danke«, erwiderte ich. Ein paar Pillen schienen mir kein wirklich guter Ersatz für Dad, aber das war ja nicht Nells Schuld.
    Dann brachte sie mich zum Haupteingang, obwohl sie bestimmt hunderttausend andere, viel wichtigere Dinge zu tun gehabt hätte. »Geht es schon irgendwem besser?«, platzte ich heraus, als wir dort ankamen.
    Ihr Gesichtsausdruck wurde ganz ernst, und sie blickte nach draußen. »Es gibt einige Fälle, die recht vielversprechend aussehen«, antwortete sie.
    Einige Fälle. Und wie viele Leute sind schon gestorben?
    Als ich nach Hause kam, hackte Meredith noch immer auf dem Controller herum. Ich ging nach oben und blieb vor Moms Zimmer stehen, konnte jedoch keinerlei Husten oder Niesen hören. Vielleicht ist sie ja wirklich nicht krank. Dann duschte ich, zog mich um und warf meine alten Klamotten in die Wäsche. Anschließend ging ich runter in die Küche, um zu sehen, ob noch irgendwas mit dem ganzen Essen anzufangen war. Dort fand Drew mich dann.
    »Wo warst du?«, fragte er sofort, als er zur Tür hereinkam. »Ich wollte mit dir reden, und Mom sagte, sie wüsste nicht, wo du bist, und Meredith wusste nur, dass du kurz wegwolltest. Du kannst doch nicht einfach so von der Bildfläche verschwinden, ohne jemandem Bescheid zu sagen!«
    In dem Moment lagen meine Nerven schon ziemlich blank. Wie konnte ausgerechnet er sich einbilden, er hätte ein Recht, sich über mich zu beklagen? »Wovon redest du da eigentlich?«, fuhr ich ihn an. »Du schleichst dich doch andauernd heimlich raus!«
    »Dafür habe ich auch meine guten Gründe«, antwortete er. »Ich hab nie …« Er brach den Satz ab und schüttelte den Kopf. »Hör zu, ich hab jetzt keine Lust zu streiten. Du bist wieder da, und das ist die Hauptsache. Wir sollten lieber anfangen.«
    »Womit denn anfangen?«, wollte ich wissen. »Wovon redest du da?«
    »Ich hab einen Weg gefunden, wie wir abhauen können«, erwiderte er. Mit dieser Antwort hatte ich so ganz und gar nicht gerechnet, dass ich ihn nur anstarrte und »Von wo denn abhauen?« fragte.
    »Na von der Insel, natürlich«, erklärte er und senkte dabei die Stimme. »Ich hab ein paar Sachen

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