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Wir sind was wir haben - Die tiefere Bedeutung der Dinge fuer unser Leben

Wir sind was wir haben - Die tiefere Bedeutung der Dinge fuer unser Leben

Titel: Wir sind was wir haben - Die tiefere Bedeutung der Dinge fuer unser Leben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Annette Schaefer
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auszudenken. Souvenirs von gemeinsamen Reisen, der Pyjama und die Zahnbürste des Partners Seite an Seite mit den eigenen Sachen sind der materielle Ausdruck dafür, dass man zueinander gehört.
    Ein wichtiger Meilenstein in einer Beziehung ist erreicht, wenn man entscheidet zusammenzuziehen. Eine gemeinsame Wohnung ist in der Regel ein Zeichen dafür, dass man es mit einer Liebesbeziehung ernst meint. Ich kann mich noch gut daran erinnern, wie aufregend es war, als ich zu Niko, meinem heutigen Ehemann, zog. Gelegentlich das Bett zu teilen, ist einfach nicht vergleichbar mit dem Gefühl, dieselbe Adresse zu haben. Aus »Ich« wird plötzlich ein »Wir«: Wir wohnen in der Soundso-Straße; wir sind auf der Suche nach einem neuen Sofa; die Vase/den Teppich/das Bild haben wir von einer Reise mitgebracht. Auch wenn es wie bei Lenore und Harold am Ende nicht funktioniert, so hoffen wohl die meisten Paare, die ihren Haushalt zusammenlegen, dass sie den Partner fürs Leben gefunden haben – oder zumindest für eine lange Zeit.
    Laura Kamptner, eine Psychologin von der California State University, führte vor einigen Jahren eine großangelegte Studie durch, in der sie die Einstellung von Menschen unterschiedlichen Alters zu ihren Lieblingsdingen untersuchte. Dazu befragte die Professorin fast 600 Personen im Alter zwischen 10 und 89 Jahren. Vergleicht man die Antworten der Jugendlichen mit denen der jungen Erwachsenen, lässt sich der Übergang von der Ich- zur Wir-Perspektive deutlich erkennen. Teenager begründeten ihre Liebe zu bestimmten Dingen mehrheitlich mit Aspekten, die sich um die eigene Person drehen: Genuss, Vergnügen, Entspannung und Sicherheit. Erst an zweiter Stelle nannten sie die Verbundenheit mit anderen Menschen. Bei den jungen Erwachsenen war die Reihenfolge genau umgekehrt: In erster Linie hingen sie an einzelnen Gegenständen, weil diese sie an geliebte Menschen erinnerten; erst danach folgten ich-bezogene Gründe. Der soziale Aspekt war bei ihnen zwar nur geringfügig stärker ausgeprägt als egozentrische Motive – insbesondere das eigene Auto, das Freiheit, Spaß und Risiko symbolisiert, liegt Mitzwanzigern durchaus sehr am Herzen –, aber dennoch: Bei jungen Erwachsenen sind »Wir-Dinge« erstmals wichtiger als »Ich-Dinge«.
    An dieser Reihenfolge wird sich bis zum Lebensende nichts mehr ändern, wie die Kamptner-Studie zeigt. Die soziale Verbundenheit mit anderen ist der vorrangige Grund, warum Erwachsene, egal ob in den 30 ern, 50 ern oder 70 ern, ihre Besitztümer lieben. Diese Motivation nimmt von Lebensjahrzehnt zu Lebensjahrzehnt sogar immer weiter zu.
    Liebesbriefe, Geschenke, eine gemeinsame Akquisition: Gegenstände symbolisieren, wie tief man mit dem Partner verbunden ist. Doch sie spiegeln auch die Herausforderungen und Schwierigkeiten wider, die sich in einer Beziehung ergeben können. Der Umzug in ein gemeinsames Heim ist ein gutes Beispiel dafür. Anfangs ist es meist so, als würden zwei Haushalte nebeneinander existieren. Jeder hängt an seinen Sachen, möchte die eigenen Bilder, Memorabilien und Dekorationsstücke zur Geltung bringen. Das Mobiliar wirkt zusammengestückelt, und viele Haushaltsgeräte sind doppelt vorhanden. Oftmals stellt sich die erste gemeinsame Wohnung auch als erste große Bewährungsprobe der Beziehung heraus: Man kann sich vielleicht nicht auf einen Stil einigen, oder die Sammelleidenschaft des einen passt nicht mit den minimalistischen Vorstellungen des anderen zusammen. Erst mit der Zeit baut man einen wirklich gemeinschaftlichen Hausstand auf, der sich nicht mehr ohne Weiteres in »Dein« und »Mein« auseinander dividieren lässt.
    An der Wohnung eines Paares lässt sich regelrecht ablesen, in welchem Stadium des Zusammenwachsens sich die Beziehung befindet. In einer kleinen amerikanischen Studie wurden Paare unterschiedlichen Alters und Ehestandes zu den wichtigen Gegenständen in ihrem gemeinsamen Heim befragt. Zwischen den jungen unverheirateten und den jungen verheirateten Paaren gab es deutliche Unterschiede. Die Ledigen nannten als Lieblingsdinge überwiegend Gegenstände, die einem der beiden Partner gehörten und nur für diesen bedeutungsvoll waren. Unverheiratete hielten ihre Sachen weitgehend getrennt. »Unsere Bücher haben wir nach Eigentümer und Thema sortiert«, erklärte eine Teilnehmerin. »Seine sind auf dieser Seite, meine auf der anderen.« In manchen Wohnungen hatte sogar jeder ein eigenes Zimmer, in dem er Erinnerungsstücke an

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