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Wir sollen sterben wollen Todes Helfer Ueber den Selbstmord - Warum die Mitwirkung am Suizid verboten werden muss Warum der Staat mit dem neuen Paragraphen 217 StGB die Mitwirkung am Suizid foerdern will

Wir sollen sterben wollen Todes Helfer Ueber den Selbstmord - Warum die Mitwirkung am Suizid verboten werden muss Warum der Staat mit dem neuen Paragraphen 217 StGB die Mitwirkung am Suizid foerdern will

Titel: Wir sollen sterben wollen Todes Helfer Ueber den Selbstmord - Warum die Mitwirkung am Suizid verboten werden muss Warum der Staat mit dem neuen Paragraphen 217 StGB die Mitwirkung am Suizid foerdern will Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Krause Landt Axel W Bauer
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aber wirft ein Verzweifelter, der die Pistole schon in der Tasche, das Gift im Munde trägt, die letzte Karte auf den Tisch – um einen jeden, ein ganzes Volk zu zwingen, dasselbe zu tun. So kommt es freilich zu einem Spiele, dessengleichen noch nicht gespielt worden ist. Geht es aber verloren, so steht niemand dafür ein. Denn die es tun müssen, sind von Anfang an entschlossen, es nicht zu tun, sondern sich zu töten. Wäre das Spiel aber gewonnen worden, so hätte – fast wider Erwarten – der Tod gewonnen, und er hätte schwerlich lange gezögert, die nächste Runde zu beginnen. Alles, was Verzweifelte gewinnen, ist nicht erworben, nicht verdient; es kann nur wieder Einsatz sein. Der Tod aber ist es, der eigentlich Ernst macht; er reißt alles an sich, was ihm versprochen, was dem Urheber und Bewahrer des Lebens verweigert worden ist.
    Ehe aber das Spiel begann, hatten die Spieler die Achtung vor sich selbst verloren – und kein Gewinn hätte sie entschädigen, hätte sie heilen können. Machtsucht und Ehrgeiz können schwelgen in unwahrscheinlichen Schätzen, und doch kann der Mensch, der sie zu besitzen meint, unheilbar erniedrigt, das Bewußtsein der Erniedrigung, des Unwerts unverwindlich in ihm sein. Das Wissen vom Menschenwert war verloren; wir wissen nicht, auf welche Weise. Vielleicht war es an einer Erfahrung gescheitert, die eine Erfahrung an sich selbst oder an Andern sein konnte. Vielleicht aber war es schon nicht mehr auf die rechte Weise in den Seelen gegründet worden. Der Mensch war, wie es in »König Ottokars Glück und Ende« heißt, »Kehrricht« vor dem Turmbau der Macht; und es war nichts Andres möglich, als daß dieser Turm wieder einstürzte. Denn wo der Mensch nicht geachtet wird und sich selber nicht achtet, da ist keine echte Macht.
    Alles Denken des Nichts steigert die Macht des Verneiners, arbeitet an den Waffen des Todes; jede Neigung zur Selbstvernichtung vermehrt die Gegengewichte des Seins, die diese Welt in die Tiefe reißen wollen. Das Denken der Selbst- und Weltvernichtung ist eine konkrete Gefahr; wir haben durchaus kein Recht zu der Überzeugung, daß Kräfte des Menschen genügen, diese Gefahr zu brechen. Die Heraufkunft des Selbstvernichters auf den Gipfel der Gewalt ist schwerlich denkbar ohne eine lange Vorarbeit geistiger Kräfte, mögen diese nun in offenem Streite oder mit den aufs höchste verfeinerten Mitteln der Kunst und Kritik an den Geistern, den Seelen gearbeitet haben.
    Ein Zug zur Tiefe, zum Nichtmehrsein ist vielleicht in jeder Seele und in den edlen von erhöhter Leidensfähigkeit zumal; die Frage ist nur, welche Kraft sich ihm entgegensetzt. Wenigstens seit der Werther-Zeit können wir im Schrifttum eine Glorifikation des Selbstmordes beobachten; bald tritt auch im Leben die lange Reihe berühmter Selbstmörder auf, die gerade um ihres Todes willen geliebt, bewundert wurden, mit der Kraft dieses Todes zur Nachfolge überredeten. Es genügt nicht, an den tatsächlichen Selbstmord zu denken. Welche Magie liegt in dem grausigen Spiel des Novalis mit dem Tode! Ein Kritiker von unbestechlicher Sittlichkeit wie Otto Ludwig nannte den Tod des Max Piccolomini einen Selbstmord, dessen Schein-Glanz der Tapferkeit überdies noch mit der »Veruntreuung« des besten Regimentes des Kaisers erkauft wird: Die Dichtung hat hier in der Tat eine Art militärischen Selbstmordes vorgebildet und verherrlicht, deren Fragwürdigkeit bald fast ganz übersehen werden sollte.
    Den großen Tragikern galt der Selbstmord des Helden als unbefriedigender Schluß der Tragödie; die Umstände wären zu prüfen, unter denen sie ihn angewendet haben. Der Held soll gefällt werden vom Gegenspiel; er soll sich nicht fällen, wenn die volle Wucht des Tragischen erfahren werden soll. Dies ist ein Gesetz der Kunstform, dem das Gesetz irdischer Ordnung entspricht, soll doch die innerste Wahrheit des Seins vergegenwärtigt werden in den Gebilden der Kunst. Das moderne Drama, das der Form nicht mehr gerecht werden konnte, neigte mehr und mehr zur Katastrophe in Gestalt des Selbstmordes: Das Verhältnis des Menschen zur Wirklichkeit hat sich verändert; er wird als Besiegter nicht mehr unerbittlich hinausgedrängt oder als Schuldiger gerichtet; er verneint sich und entzieht sich dadurch der Ordnung des Gerichtetwerdens, aber auch der letzten Möglichkeit, als Sühnender sich zu erheben.
    Der Gang zur Richtstätte, auf dessen Sichtbarkeit das Mittelalter nicht verzichtete, bot eine wunderbare

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