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Wir tanzen nicht nach Führers Pfeife - ein Tatsachen-Thriller über die Edelweißpiraten

Wir tanzen nicht nach Führers Pfeife - ein Tatsachen-Thriller über die Edelweißpiraten

Titel: Wir tanzen nicht nach Führers Pfeife - ein Tatsachen-Thriller über die Edelweißpiraten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carl Hanser Verlag
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ein abgeschrägtes Flachdach. Von innen konnte man durch das Dach den Sternenhimmel durchscheinen sehen. Wie die Sache bei Regen aussah, konnte Paul sich gut vorstellen. Es roch feucht, modrig, muffig und ungesund. An der Rückwand stand ein roh gezimmertes Bettgestell. Darauf lagen drei schmale, dicke Matratzen. Früher waren sie vielleicht einmal blau gewesen. Paul beschloss, einen großen Bogen um sie zu machen. Ungefähr in der Mitte der Hütte standen ein quadratischer Tisch und zwei Stühle. Auf dem Tisch lag eine makellose Tischdecke. Darauf eine Petroleumlampe. Der Lichtschein war gelb, die Flamme flackerte.
    »Deine Villa«, sagte Hotte zu Paul. »Ein Bett, Decken, Lebensmittel. Franzi hat dir ein paar Bücher eingepackt. Karl May. Winnetou eins, zwei, drei. Franzi mag Winnetou drei. Da wird er umgelegt. Also, pass auf dich auf, Paul. Ich glaube, sie mag dich, jedenfalls mehr als mich.«
    Hotte grinste Paul an, der sofort glutrot anlief. Bastian verzog keine Miene.
    »Mehr konnten wir auf die Schnelle nicht zusammenkratzen. Verhalte dich ruhig. Gehe mit deiner roten Birne nicht nach draußen. Du weißt, wir haben Verdunkelung. Warte ab, bis wir dich besuchen kommen. Schaffst du das?«
    »Es wird schon gehen«, sagte Paul. Ihn fröstelte. Sie gaben sich die Hand. Paul lehnte in der Tür und lauschte in die Nacht, während ihre Schritte leiser wurden. Sie lachten, und er hörte, wie sie sich auf die Schultern schlugen. Sie rangen miteinander. Ihre Stimmen entfernten sich. Über der Stadt heulten die Luftschutzsirenen. Paul war alleine. Mit Opa Tesch.
    Heute gingen sie sich noch aus dem Weg. Die Flak schoss Dauerfeuer. Er hörte das tiefe Brummen der feindlichen Maschinen. Es blieb ruhig. Sie hatten andere Ziele in dieser Nacht.
    Am nächsten Morgen stand Opa Tesch mit zwei großen Tassen Muckefuck in der schleifenden Tür und sagte: »Aufstehen, Junge.«
    Paul quälte sich aus dem Stuhl und schälte sich aus seinem Mantel. Er reckte sich und ging mit seinen Zigaretten in der Hand hinaus in den Garten zu Opa Tesch. Sie rauchten und starrten hinauf zu einer einsam über den Himmel ziehenden Wolke.
    »Wir werden gleich deinen Stall ausmisten«, sagte Opa Tesch mehr zu seiner Tasse als zu Paul. »Ich habe noch Dachpappe in meinem Schuppen. Irgendwie müssen wir die Bude dicht kriegen. Du solltest die Matratzen verbrennen.«
    Die Gartenpforte quietschte in Pauls Rücken. Opa Tesch stand auf und wollte sich schnell verkrümeln.
    »Bleib sitzen, Opa«, sagte Franzi. »Wir schmieren uns Butterbrote.« Pauls Herz tat einen Sprung. Franzi strich ihm durchs Haar und fragte: »Und du? Wie geht es dir?«
    Franzi schmierte Rübenkraut aufs Brot. Dabei hielt sie das Messer schräg und der braune Sirup tropfte herunter und zog einen langen klebrigen Faden. Sie fing ihn mit der Fingerspitze auf und steckte ihn in den Mund, um ihn abzulecken. Sie fuhr sich mit der Zungenspitze in den Mundwinkel. Dann betrachtete sie ihren Zeigefinger. Der Nagel glänzte feucht von ihrer Spucke. Mit dem Finger gab sie Paul einen Stups auf die Nase. Paul beugte sich leicht vor und küsste sie auf den Mund. Sie schmeckte ein bisschen nach Rübenkraut.
    Franzi saß neben Paul und er spürte die sanfte Berührung ihrer Hüfte. Manchmal verirrte sich ihre Hand wie zufällig in seine.
    »Heute Abend komme ich vorbei«, sagte Franzi. »Ich habe Gardinen gefunden. Sie passen zur Tischdecke.«
    »Toll«, sagte Paul und Opa Tesch grinste.

    DIE
    PISTOLE
    LAG auf dem Tisch. Paul hatte sie auseinandergenommen, gereinigt und sorgfältig geölt. Sauber, glänzend und friedlich lag sie jetzt vor ihm. Der Lauf zeigte auf die Tür. Es war früher Abend. Staub tanzte im flirrenden Licht eines Sonnenstrahls, der durch den Türspalt fiel und im Fußboden stecken blieb. Bastian unterhielt sich mit Opa Tesch über die Hecke hinweg. Paul starrte auf die Pistole. Bastian trat ein, zog den zweiten Stuhl von der Tischkante und setzte sich.
    »Feierabend?«, fragte Paul und blickte auf.
    »Ja. Hatte Frühschicht.«
    Sie glotzten eine Weile auf das Tischtuch und die Waffe. Bastian kramte in einer Umhängetasche aus Leinen und zog ein Paket heraus.
    »Von Mutter. Das ist Brot. Sie backt es selbst.« Er legte es auf den Tisch. Paul bemerkte an Bastian ein etwas unbeholfenes Lächeln, ein Zögern in der Stimme.
    »Danke«, sagte er.
    »Einen schönen Gruß von Elli soll ich dir ausrichten. Du sollst dir keine Sorgen um Herrn Wutz machen. Sie würde gerne noch eine Weile auf

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