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Wir tanzen nicht nach Führers Pfeife - ein Tatsachen-Thriller über die Edelweißpiraten

Wir tanzen nicht nach Führers Pfeife - ein Tatsachen-Thriller über die Edelweißpiraten

Titel: Wir tanzen nicht nach Führers Pfeife - ein Tatsachen-Thriller über die Edelweißpiraten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carl Hanser Verlag
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Waschschüssel beugte und sich mit der hohlen Hand Wasser ins Gesicht schaufelte, und legte wie zur Beruhigung ihre Hand auf seinen Kopf.

    FÄUSTE
    TROMMELTEN
    HART gegen das Holz der Wohnungstür.
    »Aufmachen! Gestapo. Machen Sie auf.«
    Johanna Frei zuckte zusammen. Bastian hielt inne, blickte in die Waschschüssel und murmelte: »Scheiße.« Er schnappte sein Hemd, stürzte zum Fenster und drückte es auf.
    »Mach jetzt keine Dummheiten, Junge«, flüsterte seine Mutter, »die kriegen dich doch so oder so.«
    »Wenn Sie nicht sofort aufmachen ...« Die drohende Stimme wurde lauter.
    Seine Mutter näherte sich der Tür und drehte sich um. Bastian saß am Tisch und zog sich das Hemd an.
    »Du warst den ganzen Abend hier«, flüsterte sie, dann drehte sie den Schlüssel im Schloss und drückte die Klinke herunter.
    Die Tür flog krachend gegen die Wand. Eine Gestalt drängte sich an ihr vorbei. Ein übergroßer Mann mit Mantel und Hut blieb im Türrahmen stehen und beobachtete sie schweigend. Der andere stürmte durch die Küche, drang ins Schlafzimmer. Die Oma war wach und schrie auf. Mit wirrem Blick, die Bettdecke bis unter das Kinn gezogen, folgten ihre Augen dem fremden Mann, der ihr befahl, das Bett zu verlassen.
    »Ein bisschen Tempo«, schrie er sie an, doch ihre alten Knochen wollten nicht mehr so schnell. Der Mann riss das Bettzeug von den Matratzen. Elli sprang aus dem Bett und floh zur Mutter. Sie versteckte sich wimmernd unter deren Morgenmantel. Davon unbeeindruckt öffnete der Mann die Kleiderschränke, wühlte und suchte tastend hinter Kleidern und Vorhängen.
    »Was ist das für ein Benehmen?«, fuhr die Oma dazwischen. So schnell konnte man sie nicht einschüchtern. »Ist das die richtige Zeit für einen Besuch?« Ihre Augen funkelten wütend.
    Der andere, der Dicke, hatte sich in der Zwischenzeit hinter Bastians Stuhl gestellt und betrachtete ruhig die Szene. Seine Hand lag auf Bastians Schulter und hielt ihn auf dem Stuhl fest. Jetzt beugte er sich zu ihm hinunter und fragte: »Du bist Sebastian Frei? Wir hätten da ein paar Fragen an dich.«
    Oma fuhr dazwischen: »Wer sind Sie denn, mein Herr? Bei uns stellt man sich vor.« Und sie klopfte mit ihrem Stock auf den Boden.
    »Oberkommissar Ziegen, das ist mein Kollege Klapproth. Wir nehmen den Bengel mal mit.«
    Klapproth hielt Abstand von der Oma. Eine Arm- und eine Handstocklänge.
    »Was wollen Sie von meinem Sohn?«, fragte die Mutter. »Der war den ganzen Abend hier. Mein Junge hat nichts gemacht.«
    »Nichts gemacht. So, so. Umso besser. Dann kann er ja auch mitkommen. Oder soll ich ihm Beine machen?« Klapproth zerrte Bastian vom Stuhl und zog ihn zur Tür.
    Ziegen trat zwei Schritte vor zum Tisch, blickte erst Bastians Mutter und dann die Oma an. »Wenn Ihr Junge so unschuldig ist, wie Sie sagen, haben Sie ihn bald wieder.« Dann verließ er die Wohnung und seine schweren Schritte dröhnten durch den Flur.
    Klapproth trieb Bastian durch das trübgelbe Licht des schwach beleuchteten Treppenhauses. Er stieß ihn ins Auto und setzte sich ans Steuer. Sobald Ziegen auf dem Beifahrersitz saß, fuhren sie los.

    ES
    SCHMECKTE
    METALLISCH nach Blut. Bastian tastete mit der Zunge seine Zähne ab. Er wischte sich mit dem Ärmel durch das Gesicht und befühlte seine rechte Wange. Sie schwoll an. Klapproth lenkte den Wagen scheinbar ohne große Eile durch die verdunkelte Stadt. Ihre Blicke trafen sich im Innenspiegel.
    »Pass auf, dass du uns nicht den Wagen versaust«, sagte Klapproth. Am liebsten hätte Bastian ihm das fiese Grinsen aus dem Gesicht gewischt.
    Klapproth fummelte in seiner Manteltasche herum und reichte ihm über die Schulter ein Taschentuch.
    »Hier, nimm das. Halte es dir unter die Nase. Kopf in den Nacken. Und pass mit den Sitzen auf. Blutflecken sind so was von hartnäckig. Die kriegst du nie wieder weg.«
    Ziegen zündete sich eine Zigarette an und blies den Rauch gegen die Windschutzscheibe.
    »Nimm auch eine.« Ziegen hielt ihm die Juno -Schachtel hin.
    Bastian zögerte, drückte sich das Taschentuch unter die Nase und bemühte sich, ruhig zu sitzen. Tränen standen in seinen Augen.
    »Nimm ruhig eine. Ist vielleicht deine letzte.« Klapproth grinste in den Innenspiegel. Ziegen drängte ihm die Zigarette förmlich auf. Bastian nahm sie, steckte sie sich in den Mund. Feuer gab es keins.
    »Neulich hatten wir auch so einen wie dich am Schlafittchen«, erzählte Ziegen. »War alles ganz harmlos. Reine Routine. Saß genauso da wie

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