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Wir tanzen nicht nach Führers Pfeife - ein Tatsachen-Thriller über die Edelweißpiraten

Wir tanzen nicht nach Führers Pfeife - ein Tatsachen-Thriller über die Edelweißpiraten

Titel: Wir tanzen nicht nach Führers Pfeife - ein Tatsachen-Thriller über die Edelweißpiraten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carl Hanser Verlag
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begannen zu singen. Bastian war nicht allein. Niemand war hier unten allein.
    Eine Faust schlug dröhnend an die Tür: »Schnauze!«
    Der graue Lichtstreifen an der Wand wurde heller. Die Schriftzeichen wurden lesbar. Es waren Inschriften in fremden Sprachen darunter, die Bastian nicht kannte. Aber einen Satz las er klar und deutlich: Rio de Schanero, aheu kapalero, Edelweißpiraten sind treu.
    Langsam konnte Bastian auch die Gesichter unterscheiden. Hotte saß ihm gegenüber an der Wand und hielt die Augen geschlossen. Er erkannte auch andere Edelweißpiraten. Plät und Scharo aus dem Blücher-Park. Bulle vom Körnerbunker, Adi und Dicke vom Volksgarten und Günther vom Rupprechtsbunker in Sülz. Einige hatte es wirklich schlimm erwischt. Bastian schob sich an der Wand hoch und versuchte, die steifen Glieder zu bewegen. Doch kaum stand er aufrecht, wurde ihm schlecht und in seinem Kopf hämmerte es erbarmungslos. Müde lauschte er den geflüsterten Satzfetzen. Von Razzien war die Rede und von Vermutungen, dass die Gestapo die Zellen abhörte ...

    PLÖTZLICH
    SCHOB
    SICH die schwere Metalltür auf und Föls, flankiert von zwei Wachmännern, stand im Gegenlicht. Mit der Hundepeitsche tätschelte er ungeduldig die linke Handfläche. Dann riss er die Peitsche hoch, deutete auf Bastian und schrie: »Du!«
    Beim Aufstehen stützte sich Bastian auf Hottes Knie. Er spürte seinen Händedruck. Sie sahen sich an. Hotte kniff ein Auge zu.
    »Wird’s bald!«
    Bastian trat vor und Föls packte ihn grob am Arm.
    »Raus. Mitkommen. Los, los!«
    Föls schubste ihn durch den mit gelber Ölfarbe gestrichenen Flur und legte ihm vor einer Tür die Hand auf die Schulter. Das hieß: Stehen bleiben. So viel hatte Bastian schon kapiert. In dem Raum, in den er nun geschoben wurde, warf eine Leuchte grelles Licht auf eine kalte, graue Tischplatte. Im Lichtkegel erkannte er die fetten, ineinander verschränkten Finger von Oberkommissar Ziegen. Bastians Augen gewöhnten sich an die unwirkliche Beleuchtung. Der Raum schien keine Grenzen zu haben. Alles außerhalb der Tischplatte lag im Dunkeln. Vor Ziegen lag ein Stapel der hellbraunen Umschläge, der oberste war geöffnet.
    »Setzen, Frei.« Ziegen sah ihn aus kleinen, mitleidlosen Augen an. »Und? Hattest du eine angenehme Nacht? Setz dich, und halte deine Hände so, dass ich sie sehen kann.«
    Bastian war sich sicher, dass in seinem Rücken noch jemand lauerte.
    »Sieh mich an und beantworte meine Fragen«, sagte Ziegen. Er sah müde aus, fand Bastian. Die Augen schimmerten feucht und entzündet.
    Bastian spürte, wie ihm die Knie weich wurden und der Schweiß ausbrach. »Was wollen Sie von mir? Ich habe nichts getan. Ich will nach Hause.«
    »Ja«, sagte Ziegen leise, »nach Hause. Machen wir es doch so: Du beantwortest meine Fragen, und wenn ich zufrieden bin, kannst du gehen.«
    Er schob einen Aktenordner in Bastians Gesichtsfeld und erhob sich.
    »Ich habe nichts zu sagen«, sagte Bastian.
    »Nichts zu sagen? Du willst nicht reden? Weißt du, Reden hat etwas Befreiendes. Du plauderst mit mir und ich bringe deine Worte in einen sinnvollen Zusammenhang. Am Ende ergibt das ein Protokoll. Du unterschreibst und kannst gehen.«
    »Ich habe keine Ahnung, was Sie von mir wollen. Ich habe nichts getan.«
    »Nichts getan«, wiederholte Ziegen und winkte ab. »Du steckst so richtig tief in der Scheiße, mein Sohn.« Er rückte näher. »Ich werde dir jetzt mal was erklären. Was du heute hier erlebst, ist eine Aktion gegen das Bandenwesen. Das kommt von ganz, ganz oben. SS . RSHA, Berlin. Das verstehst du doch. Es geht nicht mehr um Kinderspiele. Euer Gitarrengezupfe und das Singen verbotener Lied ist mir schnurz. Das ist Kleinkram. Dafür gibt es vielleicht einen Wochenendarrest. Ein paar Wochen Sonderdienst. Vielleicht schicken wir dich zum Schippen an den Westwall. «
    Bastian schoss das Blut heiß und kalt durch die Adern. Er presste die Lippen aufeinander gegen diese dämliche Angst. Genau das hatte er doch vermeiden wollen.
    Ziegen machte eine einladende Handbewegung: »So langsam kommst du also ins Grübeln. Das sieht man dir an.« Er hob die Stimme: »Wenn du nicht spurst, schicke ich dich in ein Wehrertüchtigungslager. Das kostet mich ein müdes Lächeln. Und du wirst mal so richtig auf Vordermann gebracht. Ordentlicher Haarschnitt. Kaltes Duschen. Bewegung an der frischen Luft. Ein geregelter Tagesablauf und ab und zu was hinter die Löffel. Das wird dir guttun.« Ziegens Atem roch

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