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Wir tanzen nicht nach Führers Pfeife - ein Tatsachen-Thriller über die Edelweißpiraten

Wir tanzen nicht nach Führers Pfeife - ein Tatsachen-Thriller über die Edelweißpiraten

Titel: Wir tanzen nicht nach Führers Pfeife - ein Tatsachen-Thriller über die Edelweißpiraten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carl Hanser Verlag
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einschlief.

    DIE
    ZELLENTÜR
    WURDE aufgerissen und Bastian schreckte hoch. Er brauchte einen Moment, um herauszufinden, wo er war.
    »Frei, Hummel. Vortreten!«
    Bastian und Hotte kamen nur mühsam auf die Beine.
    Föls hob drohend die Peitsche. »Zügig, wenn ich bitten darf!« Mit hartem Griff im Nacken stoppte Föls die beiden vor Ziegens Verhörzimmer. »Warten.« Dazu gab es einen Stiefeltritt in die Kniekehlen. Bastian knickte ein, fand gerade noch sein Gleichgewicht. Verdammt!
    Ziegen öffnete die Tür, die Zigarette im Mundwinkel. Das Gesicht übernächtigt. Das Hemd verschwitzt. Er musterte sie. Dann zupfte er ihnen die Hemdkragen zurecht.
    »Ihr könnt jetzt gehen.« Er knibbelte sich einen Tabakkrümel von den Lippen, warf einen nachdenklichen Blick darauf und schnippte ihn weg. »Was meint ihr, sehen wir uns wieder?«
    Bastian und Hotte antworteten nicht.
    »Was ist los mit euch? Hat es euch die Sprache verschlagen? Zu Hause macht ihr euch ein bisschen frisch. Und dann geht ihr arbeiten. Frei, du meldest dich bei deinem Betriebsobmann und machst Meldung. Hummel, die nächste Schicht im Rangierbahnhof gehört dir. Ich habe ein Auge auf euch. Und denkt daran: Ich bin immer für euch da. Jetzt haut endlich ab.«
    Bastian drehte sich um und ging mit großen Schritten durch die Halle. Die Eingangstür hatte er fest im Blick. Er spürte, dass Hotte direkt hinter ihm war.
    Die Tür öffnete sich und Bastian übersprang die zwei Stufen mit einem Satz.
    »Du da lang, ich hier«, flüsterte Bastian gehetzt. Hotte hielt ihn an der Schulter fest.
    »Nein, Bastian.« Hotte zog ihn zu sich heran. »Wir werden jetzt gemeinsam schön langsam hier rausmarschieren. Im EL-DE- Haus sind sie für heute mit uns fertig. Aus dem Knast sind wir aber noch lange nicht. Köln ist ein Gefängnis. Wenn die uns aufhängen wollen, dann finden sie auch den passenden Strick. Wir dürfen nichts Unüberlegtes tun!«
    »Dann schlag was vor.«
    »Wir brauchen einen Treffpunkt. Der Schrebergarten? Aber wenn das Gequatsche von Ziegen keine leere Drohung war, müssen wir damit rechnen, dass wir beobachtet werden.«
    »Der Schrebergarten fällt aus. Und dieser Paul auch.« Bastian presste entschlossen die Lippen aufeinander.
    »Wir müssen herausfinden, was mit Zack ist«, sagte Hotte. »Ich gehe heute garantiert nicht mit der Eisenbahn spielen. Ich versuche, Billi aufzustöbern. Die wohnt schließlich im gleichen Haus wie Zack.«
    »Ich kriege das Bild nicht aus dem Kopf, wie Zack auf die Gleise fiel, wie sie ihn wegschleppten.«
    »Bastian. Keiner von uns wird diese Nacht je vergessen.«
    Ein warmer Regenschauer fiel und Bastian hielt sein Gesicht hinein. Es tat wohl, das sanfte Wasser über die wunden Stellen rinnen zu lassen. Er streckte die Zunge raus, um ein paar Tropfen gegen den Durst zu fangen.
    Hell war es und sonnig im Süden. Von Westen zogen Wolken über die Stadt. Feiner Sprühregen setzte ein. Im Osten sahen sie einen Regenbogen. Auf der Venloer Straße trennten sie sich.

    DIE
    HELLE
    SONNE kämpfte sich durch die Wolken. Bastian kickte ein Steinchen vor sich her und lächelte. Jetzt erst wurde ihm richtig bewusst: Er war raus aus dem Knast. Er konnte essen, schlafen, hatte Zeit für Mama und Oma. Und für Elli.
    Die Haustür war angelehnt. Er stieß sie auf und stapfte mit Herzklopfen die Treppe hoch. Schon hörte er die vertrauten Stimmen. Er lauschte. Seine kleine Schwester war zu Hause, sprach mit ihrer Puppe. Seiner Familie war nichts passiert. Bastian atmete erleichtert auf, und als er in die Wohnung kam, umarmte er Elli.
    »Lass, Antonia muss essen.« Elli klammerte sich an ihre Puppe, doch Bastian nahm beide hoch. Die kleine Schwester strampelte mit den Beinen in der Luft und Bastian hob sie an die Zimmerdecke. Sie quietschte vor Vergnügen.
    Seine Mutter wischte sich eine Träne aus den Augen. Sie hielt ihn lange an sich gedrückt. »Junge«, murmelte sie.
    »Es ist eine Schande«, schimpfte seine Oma. »Gut, dass Opa das nicht mehr erleben muss.« Sie strich Bastian über den Kopf.
    »Ich setze schon mal Wasser auf. Musst dich waschen, Junge.« Seine Mutter schnupperte an ihm und verzog das Gesicht. »Baden wäre besser. Ich heize den Wäschezuber an.« Sie wuchtete den großen Kessel auf den Herd, stocherte noch mal in der Glut, legte Holz nach und ein Brikett.
    Sie wies mit dem Kopf Richtung Schlafzimmer. »Schau mal da rein: eine Überraschung.«
    »Mensch, Bastian!« Paul sprang auf, als Bastian im Türrahmen

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