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Wir tanzen nicht nach Führers Pfeife - ein Tatsachen-Thriller über die Edelweißpiraten

Wir tanzen nicht nach Führers Pfeife - ein Tatsachen-Thriller über die Edelweißpiraten

Titel: Wir tanzen nicht nach Führers Pfeife - ein Tatsachen-Thriller über die Edelweißpiraten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carl Hanser Verlag
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sich leise über die Farbe, die sie überbehalten hatten.
    »Litfaßsäulen und Bahnunterführungen sind auch eine Möglichkeit.« Fatz war in seiner Begeisterung kaum zu bremsen. Ständig hatte er neue Ideen für Parolen.
    »Straßenbahnen«, sagte Fatz, »wir sollten über Straßenbahnen nachdenken.«
    »Mensch, Fatz, willst du ganz Ehrenfeld anpinseln?« Bastian grinste Hotte an.
    »Irgendwann werden sie uns auf die Schliche kommen«, sagte Hotte.
    »Kann schon sein«, murmelte Bastian, »aber vorher male ich diesem fetten Gestapobullen noch einen Gruß von Zack an die Hauswand. Der soll ruhig wissen, aus welcher Richtung der Wind weht.«
    Bunkerwart Willi Traube stapfte die Treppe herauf und grüßte wortlos nickend in die Runde. Er legte den Kopf in den Nacken und blickte in den dunklen Himmel. »Ich glaube, heute Nacht haben wir Glück. Die Wolkendecke wird immer dichter.«
    »Ihr Wunsch in Gottes Gehörgang, Herr Bunkerwart«, sagte Hotte und bot ihm seinen Pfeifentabak an.
    Traube nahm ihn dankbar und stopfte sich ein Pfeifchen. »Habt ihr Dienst heute Nacht?«
    Bastian schob seinen Arm ins Licht. Um den Oberarm trug er die Binde mit dem HJ -Feuerwehrabzeichen. Vor sechs Wochen hatten sie die Prüfung bestanden und schoben seitdem ständig Bereitschaftsdienst am Bunker.
    »Immer noch besser als bei der Flak«, sagte Fatz.
    »Ja«, sagte der Bunkerwart. »Überall setzen sie Kinder ein. In den Flakstellungen, bei der Feuerwehr. Wer weiß, wohin das noch führen soll. Kinder mit dem Kriegsverdienstkreuz, Kinder mit dem Verwundetenabzeichen. Das ist doch grausam. Man möchte ihnen Kuchen in die Hand drücken und sie nach Hause schicken.«
    » ... und Kinder in den Gräbern«, setzte Bastian hinzu und er dachte dabei nicht nur an Zack.
    Willi Traube räusperte sich und sah sich um. Er gehörte zu denen, die gelernt hatten, beizeiten den Mund zu halten. Er schaute noch einmal in die Runde, nickte ihnen zu. Mit schweren Schritten entfernte er sich, um noch ein paar zusätzliche Decken zu holen. Es war ungewöhnlich kühl in dieser Nacht.
    Hotte blickte auf und starrte einen Augenblick in die Dunkelheit. Er kniete nieder und zog die Schnürsenkel seiner Schuhe stramm. Er warf Ralle und Fatz einen warnenden Blick zu und flüsterte: »Bastian! Ich glaube, wir kriegen Ärger.«
    »Ach, damit kennen wir uns doch aus. Was ist es diesmal?«, fragte Bastian.
    »Die HJ -Streife. Sie stehen da draußen im Dunkeln und beobachten uns. Sie haben es auf uns abgesehen.« Hotte hatte sie genau im Blick.
    »Wie viele?«, fragte Ralle.
    »Zu viele. Zweieinhalb für jeden von uns«, erwiderte Hotte.
    »Sollen wir flitzen?« Das meinte Ralle doch nicht ernst ...
    »Wir? Flitzen? So weit kommt es noch.« Bastian war empört. »Pass auf, Hotte: Etwas Besseres als den Tod findest du allemal ...«
    »Nee, Bastian. Jetzt ist Schluss mit Märchen.« Hotte wandte sich zu Ralle. »Komm, sing mal was. Bring uns in Stimmung.«
    Ralle stand auf und spielte Junkers Kneipe.
    »Erkennst du einen?« Bastian fragte, denn er konnte keinen von denen sehen, weil sie in seinem Rücken angeschlichen kamen.
    »Klar. Karlu Meisner marschiert vorneweg. Der macht den Anführer. Er ist keine zwanzig Meter weg und plustert sich auf. Neben ihm geht so ein arischer Muskelprotz. Den habe ich hier noch nie gesehen«, erklärte Hotte.
    »Der gehört mir.« Bastian antwortete schnell.
    »Keine Chance, Bastian. Dem hau ich so was von auf die Fresse, dass es raucht.« Ralle hob bei diesen Worten seine Gitarre.
    »Also gut. Hotte, hör auf, dir Knoten in deine Schnürsenkel zu machen. Wenn dieser Karlu hinter mir steht, gibst du mir ein Zeichen, indem du aufstehst.«
    Die Sache wurde brenzlig. Hotte stand auf.
    Bastian drehte sich um. »Was willst du denn hier?«, fragte er Karlu. Er stellte die Frage ganz ernsthaft.
    Karlu stemmte die Hände in die Hüften. Er war sich ihrer Übermacht voll bewusst und genoss den Augenblick. Der fremde stämmige Kerl an seiner Seite hielt einen Holzknüppel in der Hand.
    Die anderen von der HJ -Streife kannte Bastian. Die kamen aus der Nachbarschaft. Mit denen hatten sie Fußball gespielt und Äpfel geklaut. Einige schienen nicht ganz hinter der Sache hier zu stehen. Sie grinsten verlegen und traten von einem Bein auf das andere. Trotzdem, dachte Bastian. Das sind zehn und wir sind vier.
    Karlu wies mit dem Zeigefinger auf Ralle, der ungerührt weitersang. »Der da singt bündische Lieder. Das ist verboten. Sag ihm, er soll

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