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Wir tanzen nicht nach Führers Pfeife - ein Tatsachen-Thriller über die Edelweißpiraten

Wir tanzen nicht nach Führers Pfeife - ein Tatsachen-Thriller über die Edelweißpiraten

Titel: Wir tanzen nicht nach Führers Pfeife - ein Tatsachen-Thriller über die Edelweißpiraten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carl Hanser Verlag
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und Sternenschein haben wir das Lagerfeuer kaum vermisst. So was Schönes vergisst du im Leben nicht«, meinte Franzi versonnen. »Da war Hans noch dabei, der hatte Heimaturlaub. Der kannte tausend Lieder. Danach ist er gefallen.«
    Sie schwiegen, bis Hotte sagte: »Damals haben wir beraten, was wir gegen die dauernden Verhaftungen tun könnten. Die wollten mit Gewalt unsere Gruppen auseinandersprengen. Eigentlich wollten wir nur zusammen sein, unsere Lieder singen und Spaß haben. Aber die haben uns nie in Ruhe gelassen, haben uns überall aufgelauert.«
    »Wisst ihr noch, wie wir die HJ verdroschen haben auf der Pfingstfahrt ins Siebengebirge?« Freddie kam herein und goss sich Kaffee in einen Becher.
    »Lasst uns noch einmal das Lied vom Felsensee singen, wenn wir schon nicht hinfahren können«, schlug Fatz vor.
    »Ganz einsam und verlassen an einer Felsenwand,
    da liegt ein stilles Wasser, der Felsensee genannt.
    Hier treffen sich die Burschen vom schönen Köln am Rhein
    mit ihren Fahrtenmädels zum frohen Zusammensein.
    Wir sind Kameraden vom Trampen und von Fahrten
    und ein kleines Edelweiß soll unser Zeichen sein.«
    »So fing alles an. Damals waren wir noch blöd und naiv.« Fatz seufzte.
    »Und dann merkten wir, wie sie mit Kriegsgefangenen umgingen«, sagte Franzi.
    »Und dann merkten wir, wie sie mit denen, die sie abholten, umgingen«, ergänzte Hotte. »Und jetzt wissen wir, wie sie mit uns umgehen, wenn sie uns ins EL-DE- Haus holen.«
    Schritte näherten sich. Bastian kam herein und brachte Billi mit. Billi war bleich und weinte. Niemand sagte etwas. Eine unerträgliche Stille breitete sich aus.
    »Ja«, sagte sie, »es ist wahr. Zack ist tot.«
    Franzi schluchzte auf und Paul hielt ihre Hand ganz fest.
    Bastian drehte sich weg. Er war der Letzte gewesen, der mit Zack geredet hatte. Hotte hatte Zack festgehalten und in das Schotterbett gedrückt und dann beschimpft. Bastian hatte ihn stürzen sehen.
    Billi und Franzi weinten. Die anderen schwiegen. Bastian verbarg sein Gesicht in den Händen und schloss die Augen.
    Billi schniefte und kramte nach einem Taschentuch. »Ich weiß es von seiner Mutter. Die Gestapo war bei ihr und sie haben die Wohnung auf den Kopf gestellt. Zack sei ein Verbrecher, haben sie zu ihr gesagt. Wenn sie ihn nicht erschossen hätten, dann hätten sie ihn aufgehängt.«
    Bastian bemerkte Billis zitternde Knie. Ihm wurde kalt.
    »Sie wollten wissen, mit wem er sich so herumgetrieben hat. Namen, Adressen von Freunden. Sie darf ihren Sohn nicht begraben, wenn sie nicht auspackt. Sie wollen ihn anonym im Gestapofeld auf dem Westfriedhof verscharren. Seine Mutter wollte von mir Namen wissen. Sie sagte, die Edelweißpiraten könnten ihr gestohlen bleiben, die hätten ihren Jungen auf dem Gewissen. Und ich würde mit denen unter einer Decke stecken. Wenn ich ihr nicht irgendwelche Namen nenne, verpfeift sie mich.«
    »Und dann?«, fragte Bastian.
    Billi sah ihn an, als wäre er nicht ganz dicht. Sie schüttelte den Kopf. »Ich kann nicht glauben, dass sie das wirklich tut. Ich weigere mich einfach.«
    »Und wenn sie dich holen?«
    »Willst du jetzt von mir hören, dass ich keinen verpfeife, wenn sie mich in die Mangel nehmen? Mensch, Bastian, du kommst doch gerade aus ihren Kellern. Was ist denen denn schon ein Leben wert?«
    »Schon gut, Billi. Ich habe das nicht so gemeint. Und ich weiß, dass die ihre Methoden haben ...«
    »Langsam frage ich mich, warum wir nicht bewaffnet sind«, sagte Ralle. »Ich meine, die haben Zack umgebracht. Einfach so. Einen Unbewaffneten, einen von uns. Und jetzt?« Ralles Stimme zitterte vor blanker Wut.
    »Wenn ich an den Bahngleisen eine Waffe gehabt hätte, hätte ich geschossen«, sagte Hotte ungerührt. »Und dann würde Zack noch leben.«
    »Das sagst du jetzt nur, weil du wütend bist«, warf Franzi ihm vor. »Stell dir vor, die erwischen dich mit ’nem Ballermann. Dann ist der Ofen aus. Dann bist du tot. Und vorher musst du noch ausspucken, von wem du die Knarre hast.«
    »Und wenn schon. Ich bin sowieso bald tot, da ist es mir egal, wo sie mich erwischen: hier oder an der Front. Aber ich will mich wenigstens wehren.«
    Franzi sah ihren Bruder erschrocken an. Alle wussten, dass seine Einberufung nur noch eine Frage der Zeit war, aber so hatte er noch nie geredet.
    »Wir waren uns doch einig, dass wir ohne Gewalt vorgehen wollten«, sagte sie leise. »Waggons knacken und Lebensmittel klauen ist das eine. Und damit haben wir ja auch einige Leute

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