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Wir tanzen nicht nach Führers Pfeife - ein Tatsachen-Thriller über die Edelweißpiraten

Wir tanzen nicht nach Führers Pfeife - ein Tatsachen-Thriller über die Edelweißpiraten

Titel: Wir tanzen nicht nach Führers Pfeife - ein Tatsachen-Thriller über die Edelweißpiraten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carl Hanser Verlag
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habe ich davon? Ein Glasauge und ein Holzbein. Ich bin nicht stolz darauf. Und der Führer kann mir seitdem den Buckel runterrutschen. Ich glaube an nichts mehr. Führer, Volk und Vaterland. Da kann ich nur lachen.«
    »Mensch, Werner.« Paul erkannte Lagusch an der Stimme. Ein genervtes Schnauben. Er stand hinter ihm in der Tür, streifte die Holzpantinen ab, schlurfte auf Socken um den Tisch herum und setzte sich neben Franzi. »Du hast schlechte Manieren, Werner, und einen schlechten Einfluss auf die deutsche Jugend. Du bist verbittert. Wir brauchen aber Optimismus. Dieser Krieg wird gewonnen.«
    »Optimismus? Schlechte Manieren? Lagusch. Ich habe einfach zu viele Menschen sterben sehen.«
    »Was du da redest, ist Wehrkraftzersetzung ...«
    Werner fuhr herum. »Vielleicht habe ich einen zu wenig erschossen.«
    Lagusch sah grimmig aus und machte eine wegwerfende Handbewegung. Aber Werner ging in Lauerstellung. Eiskalt musterte der Einäugige Lagusch.
    »Leute, Leute.« Tante Rose steckte den Kopf durch die Küchentür. »Was gäbe ich darum, einen Tag ohne euer Gezanke zu erleben. Was soll der Junge denn von euch denken?«
    Lagusch winkte ab. Frau Rose setzte sich und seufzte aus tiefster Seele. Auf dem Tisch lagen eine dicke Kladde, ein Bleistift und ihre geballten Fäuste.
    »Lass dich nicht stören, Peter«, sagte sie ruhig, »du musst essen. Noch haben wir etwas.« Sie blätterte in der Kladde. »Heute zeigt Franzi dir die Gärtnerei. Morgen früh fängst du bei Werner an. Er ist auch für das Bindegrün zuständig. Du weißt schon, Rottanne, Hemlocktanne, Thuja und Mahonie.« Sie lachte. »Nein. Natürlich weißt du es nicht. Aber Werner erklärt es dir. Auch, wo du es findest und wie du es schneiden und stutzen musst. Danach gehst du zu Franzi in die Kranzbinderei. Wir kommen mit der Arbeit an den Kränzen nicht nach. Da sind die Bombenopfer und die Gefallenen. Privat wird auch gestorben. Das Auftragsbuch ist voll und Material und Zeit sind knapp. Franzi zeigt dir, wie es geht. Wir müssen mit allem haushalten. Deine Lebensmittelkarten sind uns eine große Hilfe, Peter.«
    »Kränze binden?«, fragte er. »Das ist bestimmt nicht einfach.«
    »Kann man alles lernen, Junge«, sagte Werner. »Unsere Kränze sind die besten. Wir pfuschen nicht. Alles für einen höheren Zweck. Halte dich an Lagusch. Der kennt sich da aus.«
    »Halt doch einfach mal den Mund, Werner!« Lagusch wurde ärgerlich. »Wir kennen den Jungen doch noch gar nicht. Alles zu seiner Zeit.«
    »Genieß den Krieg, Kollege«, sagte Werner zu Lagusch und zwinkerte Paul mit dem gesunden Auge zu, »der Friede wird fürchterlich. Auf jeden Fall für einen wie dich.«
    Paul bedankte sich für das Essen und ging zu Franzi in die Küche. Sie hatte das Geschirr zusammengeräumt und drückte ihm ein Trockentuch in die Hand. Sie schloss die Tür. An der Klinke baumelte ein Springseil und schlug klappernd gegen das Holz. Franzi wickelte es auf und räumte es in eine Kiste. Werner war in seinem Verschlag im Kesselhaus verschwunden und Lagusch saß mit Tante Rose über Aufträgen und Wochenplänen. Paul versuchte eine Umarmung. Franzi wand sich geschickt heraus und ließ die Teller in das Spülbecken gleiten. Paul hauchte ihr einen Kuss in den Nacken.
    »Alles zu seiner Zeit«, fragte er. »Was meint Lagusch damit?«
    »Früher oder später wirst du es ja doch merken. Aber rede nicht drüber. Lagusch ist nicht so übel, wie er tut. Irgendwann kam er auf den Trichter, dass sich die Kränze häufiger als einmal verwenden lassen. Und es gibt auch einen Schwarzmarkt für Trauerkränze. Sogar die Schleifen lassen sich aufbügeln. Wir halten die Sprüche möglichst neutral. Ruhe in Frieden ist zwar nicht besonders einfallsreich in Kriegszeiten, geht aber immer gut. Bei Meiner lieben Brunhilde ist das schon schwieriger. Da braucht man Geduld. Und Lagusch hat ein riesiges Sortiment. Alles hübsch aufgebügelt. Picobello. Genauso läuft das mit den Kränzen. Wir arbeiten solide. Nur mit stabilen Rohlingen aus Draht. Wir nehmen, wenn es geht, frisches Material. Dann drehen die Kränze ein paar zusätzliche Extrarunden auf den Friedhöfen. Verstehst du? Und das bringt’s. Lagusch hat überall seine kleinen Lager. Er sagt zwar ›Kleinvieh macht auch Mist‹, aber da klimpert nicht nur Kleingeld in der Tasche.«
    Paul dachte an den netten Beamten im Amt, der schöne Grüße an Frau Rose ausrichten ließ. »Und Werner weiß das natürlich?«
    »Jeder weiß das. Wir

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