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Wir tanzen nicht nach Führers Pfeife - ein Tatsachen-Thriller über die Edelweißpiraten

Wir tanzen nicht nach Führers Pfeife - ein Tatsachen-Thriller über die Edelweißpiraten

Titel: Wir tanzen nicht nach Führers Pfeife - ein Tatsachen-Thriller über die Edelweißpiraten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carl Hanser Verlag
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Händler im Deutzer Hafen gewesen und hatte es auch sonst immer mit denselben Leuten zu tun gehabt. Doch es war alles glattgegangen. Keiner hatte ihn erkannt. Obschon er gerne mit denen geredet hätte wie früher. Allerdings: Eine Frau führte jetzt das Geschäft und der Platzarbeiter war auch neu. Vielleicht hatten sie deswegen geschwiegen. Auf jeden Fall war er heil davongekommen.
    »Pause«, sagte Werner aus dem Fenster heraus.
    »Bin gleich so weit.«
    Werner deutete mit dem Kopf zum Bindetisch hinüber. Tante Rose, Franzi und Lagusch standen am Tisch. Franzi hatte die Arme unter der Brust verschränkt und Tante Rose machte ein nachdenkliches Gesicht.
    »Die hecken was aus«, sagte Werner. »Sollte mich nicht wundern, wenn das was mit dir zu tun hat. Dauernd glotzt der alte Lagusch rüber, kratzt sich am Kopf oder schüttelt den Kopf.«
    Paul ließ sich auf die Kohlensäcke fallen, die er sorgfältig an der Hauswand gestapelt hatte, und scheuerte sich wohlig den juckenden Rücken an der Mauer. Er wischte sich den Schweiß von der Stirn und sah hinüber. »Was es auch ist«, sagte Werner, »wir werden es erfahren.«
    Lagusch stapfte an ihnen vorbei und verschwand zwischen den Gewächshäusern.
    »Na, dann nicht«, sagte Werner und schloss das Fenster.
    Kurz darauf hörten sie das Krachen, das eine Axt macht, wenn sie in ein Holzscheit fährt.
    Mittags gab es Sauerkraut und Kartoffeln. Das aßen sie seit Wochen. Immer im Wechsel: mal Sauerkraut mit Kartoffeln, dann Kartoffeln mit Sauerkraut. Lagusch mochte beides nicht. Er schob seinen Teller zur Seite und stand auf. Dann strich er Lisa über den Kopf.
    Die schaute erstaunt hoch und machte große Augen. »Ohh!«, sagte sie.
    »Peter, ich muss mit dir reden«, sagte Lagusch. »Werner, komm mit.«
    Kaum aus der Tür heraus, kam er zur Sache. »Wir brauchen dich und dein Pferd«, meinte er. »Aber die Sache ist nicht ungefährlich.«
    Werner pfiff durch die Zähne.
    »Wir haben da ein Schwein in Aussicht. Müssen es nur holen. Von der anderen Rheinseite.«
    »Nicht schlecht«, sagte Werner. »Das Sauerkraut macht mich langsam fertig.«
    »Wo ist das Problem?«, fragte Paul.
    »Wenn sie uns schnappen, hängen sie uns auf. Wegen Schwarzschlachterei oder Plünderns. Je nachdem, was ihnen gerade einfällt.«
    »Mit sie meint er seine braunen Freunde«, sagte Werner.
    »Hätte mich auch gewundert, wenn du mal deinen lausigen Kommentar für dich behalten hättest. Ist nicht ungefährlich, Peter. Willst du darüber nachdenken?«
    »Nein«, sagte Paul. »Das muss ich nicht. Das geht klar.«
    »Also gut. Dann ist es abgemacht?«
    »Darf ich jemanden mitnehmen? Wenn es gefährlich ist, hätte ich ihn gerne dabei.«
    Lagusch dachte nach. Erfreut sah er nicht aus, als er meinte: »Es ist so, Peter: Je weniger Leute Bescheid wissen ...«
    »Er meint, wir müssen dann nicht teilen.«
    »Du bist so ein Blödmann, Werner. Wen willst du mitnehmen, Peter? Ist das einer von den nichtsnutzigen Streunern, die hier in letzter Zeit herumlungern?«
    »Der ist in Ordnung. Ehrlich. Ich würde mich dann sicherer fühlen. Außerdem kann er anpacken.«
    »Abgemacht. Ich bin dann morgen unterwegs und organisiere die Sache.«
    Kurz darauf krachte wieder die Axt.
    Paul hatte sofort an Ralle gedacht. Seit der gelungenen Flugblattaktion im Hauptbahnhof tauchte Ralle jetzt wieder häufiger auf. Vielleicht kam er in Ottos Auftrag. Kontakt halten. Nachschauen, was die anderen machten. So hatte Paul sich das zurechtgelegt.
    »Lecker«, sagte Ralle. Er steckte den Löffel in das dampfende Kochgeschirr. »Mann, Sauerkraut und Kartoffeln! Ich werde verrückt. Du lebst hier ja wie Gott in Frankreich.« Ralle strahlte.
    »Iss nu, es ist genug da«, sagte Paul.
    Er wusste von Bastian, dass Ralle eigentlich schon immer eine Mordswut auf die Nazis hatte. Bei Kloppereien mit der HJ war er immer dabei. Da er absolut furchtlos war, hatte man ihn gerne bei sich, wenn es brenzlig wurde. Hinterher tat er immer so, als sei nichts geschehen. Aber am liebsten wollte er die ganze Bande in die Luft jagen. Diese Wut auf die Nazis erzeugte eine Art Kraftfeld um Ralle herum, ein Schutzschild. An dem man sich allerdings auch verletzen konnte.
    »Was hältst du davon? Kommst du mit?«, fragte Paul, nachdem er Ralle in die Schweineaktion eingeweiht hatte.
    Ralle rieb sich nachdenklich das Kinn. Er setzte sich auf den Schemel. »Ich will mich nicht mit dieser Nazi-Fresse Lagusch abgeben. Es ist immer gefährlich, von so einem

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