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Wir toeten nicht jeden

Wir toeten nicht jeden

Titel: Wir toeten nicht jeden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carlos Salem
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etwas anderem gewesen sein.
    Wegen etwas völlig anderem.
    Bitte, es muss einfach einen anderen Grund gehabt haben.
    Schließlich war er sich immer so sicher gewesen.
    »Sie werden es nicht wagen, mich fertigzumachen, mein Junge. Und dich auch nicht«, erklärte er immer, wenn das Thema zur Sprache kam. Man konnte ihn für ein Großmaul halten, aber das war er nicht: Er wusste, dass die FIRMA so was nicht tat; ich habe ihn mehr als einmal danach gefragt. Oder er begann selbst davon und gab mir zum Schluss immer denselben Rat:
    »Benutz zuerst deinen Kopf, dann die Fäuste, und erst wenn alles nichts nützt, deine Eier.«
    Und genau so werde ich es machen. Wer auch immer hinter dem Ganzen steckt, wer glaubt, mich verwirren zu können, wer denkt, er hätte mich in der Hand, der wird mich noch kennenlernen!
    Bei meinem Zelt rauche ich noch eine letzte Zigarette vor dem Schlafengehen. Yolanda ist überall, an meinem Geschlecht, in der Luft … Ich überlege, ob ich mir selbst einen runterholen soll, verwerfe den Gedanken jedoch gleich wieder, weil es mir wie ein Verrat an Yolanda vorkäme. Dieses Feuer in meinen Lenden gehört ihr, und ich muss es für sie bewahren, bis sie wieder da ist. Alles andere kann warten, die Erinnerung an sie nicht. Und Camilleri kann sagen, was er will: Das, was mir von ihr noch an den Fingerspitzen klebt, lässt sich mit Worten nicht noch schöner machen. Das Glück, in Aquarellfarben gemalt und mit unserem Stöhnen getrocknet, all das ist so neu und gleichzeitig so alt, dass ich wie ein zum ersten Mal verliebter Teenager selig schlafen werde, den steifen Schwanz anklagend gen Himmel gerichtet, weil der es mir verwehrt, sie hier und jetzt zu besitzen.
    Doch was ist das? Als ich ins Zelt krieche, empfangen mich die Hände und die Zunge einer nackten Frau. Bin ich noch betrunkener, als ich dachte? Oder schenkt mir meine Fantasie einen Ersatz für die, die ich mir so sehr herbeisehne? Während ihr Mund mein Geschlecht umfängt, lobpreise ich meinen Rausch oder den sich so wundersam erfüllenden Wunschtraum, dem ich mich wohlig überlasse.
    Aber es ist nicht Yolanda. Wir haben nur eine Nacht und eine Siesta miteinander verbracht, und dennoch weiß ich, dass sie es nicht ist, all meine Zweifel vom Nachmittag vor Svens Hütte verflüchtigen sich. Nur: wer ist es dann? Ich will mich aufrichten, doch sie bemerkt es und wird noch schneller.
    Meine Augen haben sich inzwischen jedoch an die Dunkelheit gewöhnt, sodass ich sie endlich erkenne.
    »Leticia«, murmele ich, »hör auf.«
    Aber sie hört nicht auf.
    »Leticia«, flehe ich noch einmal, denn ich bin kurz davor, ihrer Laune nachzugeben, die Wollust ist blind und Zärtlichkeiten sind es ebenfalls. »Ich liebe dich nicht mehr. Es tut mir leid, aber so ist es nun mal. Du kannst mir einen blasen, bis ich komme – aber dadurch wird sich nichts ändern.«
    Da hält sie inne. Das heißt, eigentlich verlangsamt sie nur das Tempo, so, als überlege sie – und macht dann noch wilder weiter.
    »Leticia«, keuche ich, »es ist vorbei … Du willst … dir nur etwas beweisen … Aber ich bin der Falsche … Schenk den Blowjob Gaspar … Er liebt dich wirklich!«
    Endlich hört sie auf. Langsam gibt sie meinen Schwanz frei und sieht mich dabei unentwegt an. Sie ist mir so nah, dass ein Zögern meinerseits genügen würde, damit sie weitermacht. Ich zögere jedoch nicht, sondern rücke von ihr ab, wenn auch ohne Eile. Da lässt sie den Kopf auf meine Beine sinken und beginnt leise zu weinen. Ich streichele ihr sanft übers Haar.
    »Bist du dir sicher?«, fragt sie, als sie sich etwas gefangen hat.
    »Ja. Und du?«
    »Ich … ich weiß nicht. In den letzten Tagen warst du wieder so wie damals, als wir …«
    »… noch anders waren, Leticia. Wir haben uns aber verändert.«
    Das macht sie wieder etwas selbstsicherer. Sie richtet sich auf und ordnet sich noch schnell das Haar, bevor sie den Reißverschluss aufzieht.
    »Ich hoffe, diesmal hast du den Mut, glücklich zu sein, Juan«, sagt sie noch, und dann ist sie verschwunden.
    Das hoffe ich auch.
    Auf dumme Weise stolz und berauscht von der Sehnsucht nach einer Frau, die einen anderen Namen trägt als den meiner Ex, will ich dann nur noch schlafen. Ich schaffe es gerade noch, den Reißverschluss hochzuziehen, und schon fallen mir die Augen zu.
    Jetzt ist es wirklich ein Traum. Und Yolanda ist da. Ihre Finger berühren meine Haut. Sie streichelt mich. Leckt mich. Ich versuche es ihr gleichzutun, doch

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