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Wir tun es für Geld

Wir tun es für Geld

Titel: Wir tun es für Geld Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Matthias Sachau
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fanden, stand nur »Hallo, Liebling, ich mache den Einkauf und gehe danach ins Briefmarkenmuseum. Kannst du bitte die Wohnung sauber machen (vor allem die Ekken, du weißt schon)? Ines«. Und daneben ein Herz.
    Sie hätte natürlich dran denken können, dass Ekkehart mir anbieten würde, mir beim Putzen zu helfen, aber das konnte ich wenigstens mit einiger Mühe noch abbiegen. Die viel schwierigere Aufgabe ist nun, bis heute Abend Ekkeharts Alien -Trauma wegzukriegen, sonst wird er womöglich wieder mit seiner Decke vor unserer Tür stehen. War auch wirklich eine dumme Idee mit diesem Film. Ich rede mir den Mund fransig.
    »Weißt du, Ekkehart, eigentlich hat Alien eine zutiefst menschliche Botschaft.«
    »Ehrlich?«
    »Na klar. Das Alien ist einfach nur eine Metapher für das, was in jedem von uns steckt.«
    »In jedem von uns steckt…?«
    Er guckt entsetzt auf seinen Bauch. Mist. Schon wieder ganz falscher Ansatz. Wie komme ich da raus?
    »Nein, nein. Ich meine im übertragenen Sinn. Sehen wir der Sache ins Gesicht, Ekkehart, jeder von uns trägt auch etwas Böses in sich. Jeder von uns könnte zum Monster werden, wenn er dem Bösen in sich freie Bahn lässt. Aber zum Glück haben wir ja ein Gewissen, ein Über-Ich, gesellschaftliche Kontrolle und den ganzen Mist. Mehr will der Film nicht sagen.«
    Hm, er ist noch weit davon entfernt, erleichtert zu nicken. Ich darf nicht lockerlassen.
    »Denk mal nach, wann warst du zuletzt so richtig wütend, Ekkehart?«
    »Oh, das weiß ich noch genau. Das war, als Magda neulich meinen Vorverstärker vor den Endstufen ausgeschaltet hat. Das hat vielleicht geknackt in den Boxen. Was da alles hätte kaputtgehen können.«
    »Sehr gut. Und wie hast du dich in dem Moment gefühlt?«
    »Nun ja, sehr, sehr… wütend.«
    »Oder, mit anderen Worten – wie das Alien.«
    »Ehrlich gesagt, nein, mir war nicht danach, mich in einem Raumschiff zu verstecken und nach und nach die Besatzung aufzufressen.«
    »Hm, guter Punkt.«
    So kriege ich ihn nicht. Neue Taktik.
    »Pass auf, eigentlich ist Alien nichts weiter als der Prototyp für eine bestimmte Art Horrorfilm, weißt du, Ekkehart? Hast du einen gesehen, hast du alle gesehen. Das schockt nur ganz am Anfang. Letztendlich werden da nur auf ganz primitive Art gewisse psychische Mechanismen ausgelöst. Die Angst vor dem Unbekannten, die Angst vor dem Unerwarteten, und so weiter.«
    Unglaublich, wie ich hier gerade über ein Filmkunstwerk herziehe, aber es hilft ja nichts.
    »Und außerdem gibt es noch die alte eiserne Horrorfilm-Regel: Sigourney Weaver und die Katze müssen überleben. Alles klar? Mindestens einer kommt am Ende mit heiler Haut raus. Auf deine Situation bezogen: Außer dir ist niemand in deiner Wohnung, ergo kann es dich gar nicht erwischen, selbst wenn sich ein menschenfressendes Alien bei dir eingenistet hätte, weil das gegen die Sigourney-Weaver-Regel verstoßen würde.«
    Das war nun wirklich brillant hergeleitet. Kann er nicht mal endlich aufhören, so verängstigt dreinzugucken?
    »Weißt du, Lukas, das mag ja alles sein, aber wenn ich da so alleine im Bett liege, und dann höre ich ein Geräusch, dann… spielen meine Gedanken verrückt. Und wenn man genau hinhört, hört man ja alle paar Minuten irgendein Knacken oder Knistern. Das hab ich erst jetzt gemerkt, wo ich alleine wohne.«
    »Und wenn du dir Ohrenstöpsel kaufst?«
    »Hm, das ist vielleicht eine gute Idee. Da bin ich noch gar nicht drauf gekommen. Danke, Lukas. Überhaupt, danke für alles. Ihr seid so tolle Nachbarn. Ich hatte am Anfang richtig Angst. Auf einmal so allein, ohne Magda und… das konnte ich mir gar nicht recht vorstellen… Oh, ich habe eine Idee! Heute koche ich mal was für euch, einverstanden?«
    Alarm!
    »Sei mir nicht böse, aber kannst du denn überhaupt kochen, Ekkehart?«
    »Ich habe es noch nicht versucht, aber es kann doch nicht so schwer sein. Ich leihe mir einfach eins von euren Kochbüchern und suche mir ein Rezept aus.«
    »Also ehrlich gesagt, ich würde es am Anfang lieber mit etwas ganz Einfachem versuchen. Ein Kuchen vielleicht? Da kann man nicht viel verkehrt machen.«
    »Gut, ein Kuchen. Ich weiß auch schon welchen. Bei dem habe ich Magda schon oft auf die Finger geschaut. Da brauche ich nicht mal ein Rezept.«
    Brrrrrrrring!
    Ach du Schreck. Daran habe ich vor lauter Alien gar nicht gedacht.
    »Hallo, Vanessa.«
    »Huhu. Ich habe eine Nacht hinter mir, kann ich dir sagen. Aber jetzt machen wir es uns erst mal

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