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Wir tun es für Geld

Wir tun es für Geld

Titel: Wir tun es für Geld Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Matthias Sachau
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überlegen, das ich Viktor nachher ins Essen tun kann.
    Ekkehart schwenkt begeistert seine Plastiktüte.
    »Ich hab alles.«
    »Gut.«
    Nachdem ich mich wieder gesetzt und dabei im Stillen beschlossen habe, möglichst bald Stühle mit Armlehnen für die Küche anzuschaffen, diktiere ich Ekkehart, wie er das Zeug für die Gemüsebrühe zerkleinern soll, welche Kräuter rein müssen und so weiter. Sprechen ist anscheinend die einzige Bewegungsart, die mir keine Schmerzen bereitet.
    »Machst du sehr gut, Ekkehart, aus dir wird noch mal was.«
    Er strahlt.
    »So, und das Ganze lassen wir jetzt schön sanft köcheln, weiter nichts. In der Zwischenzeit können wir die Wirsingblätter blanchieren. Schon mal gemacht? Nein? Ganz einfach. Hol mal einen flachen breiten Topf aus dem Schrank.«
    Wir sind ein Dreamteam. Ich muss mich nicht bewegen, und er sammelt unter meiner gnädigen Aufsicht wertvolle Kocherfahrung. Zum Glück ist er ziemlich geschickt. Wer dauernd Plattenspielernadeln wechselt und Karbonbürsten schwenkt, hat anscheinend auch wenig Probleme mit dem Kochmesser.
     
    * * *
     
    »Lukas… Lukas?«
    »Ines, lassmeineZahnbürste… Hab ich schon wieder geschlafen?«
    »Nur eine halbe Stunde.«
    »Okay… Was macht die Brühe?«
    »Sie köchelt sanft. So wie du gesagt hast.«
    Ich lasse die Schmerzen Schmerzen sein, richte mich schnell auf und gucke in den Topf. Tatsächlich, alles in Ordnung. Puh.
    »Als es zu brodeln anfing, hab ich den Herd auf eins gedreht. Und zwischendrin hab ich ein paarmal umgerührt. War hoffentlich richtig?«
    Ich probiere ein Löffelchen.
    »Glatte Eins, Ekkehart. Oh, und das ist doch nicht etwa schon…?«
    »Na ja, ich hab schon mal den Hackfleischteig gemacht. Aber ich dachte, ich frag jetzt lieber mal, bevor ich…«
    »Moment.«
    Hm, optisch gibt es nichts auszusetzen. Ich nehme einen kleinen Batzen zwischen die Finger. Ja, die Konsistenz ist in Ordnung, und der Schnuppertest ergibt auch nur grüne Lämpchen. Kaum zu glauben, dass dieser Mann noch vor ein paar Wochen Bauschaum nicht von Sprühsahne unterscheiden konnte.
    »Ausgezeichnet. Dann mal gleich weiter im… Waaaah! Wo sind die blanchierten Blätter?«
    »Im Topf.«
    »Hast du das Wasser abgegossen?… Nein, hast du nicht. Mist. Jetzt sind sie ganz labberig.«
    »Ist das schlimm?«
    »Werden wir gleich sehen, wenn wir die Rouladen wickeln. Lass mich das machen. Du kannst inzwischen die Brühe abgießen. Sieb hängt dahinten.«
    Verflixt. Diese traurigen verkochten Wirsinglappen reißen selbst bei der kleinsten falschen Bewegung sofort ein. Daraus Rouladen zu wickeln ist ein Job für Uhrmacherfinger. Das erste Blatt kann ich wegschmeißen. Noch mal ganz langsam.
    »Oh nein, Lukas, ich glaube, ich hab was falsch gemacht.«
    »Ruhe! Ich brauche jetzt absolute Ruhe.«
    Und… geschafft, die erste Roulade ist gerollt und mit Kochgarn verschnürt. Geht doch. Ich wische mir den Schweiß von der Stirn und mache mich an die nächste.
    »Toll, wie du das kannst.«
    »Wenn die Blätter nicht so labbrig wären, würd ich dich ja auch mal machen lassen, aber das hier ist jetzt wirklich nichts für Anfänger. Guck einfach zu.«
    »Alles klar.«
    Wenigstens bin ich wieder schön wach.
    Zehn Minuten später ist der ganze Hackfleischteig in Grünzeug eingerollt, und ich habe dabei tatsächlich nur drei Blätter verschlissen. Wer weiß, vielleicht hätte ich mit den Fingern auch Chirurg werden können?
    Ekkehart sieht andächtig zu, wie ich die Rouladen ganz vorsichtig eine nach der anderen in die heiße Pfanne bugsiere.
    »So, Ekkehart, und jetzt kommts drauf an. Sie sollen von allen Seiten zart braun werden. Hört sich leicht an, aber das klappt nur mit perfektem Timing. Wenn du da eine Roulade nur ein bisschen zu lange auf einer Seite lässt, wird der Wirsing schwarz. Und beim Wenden müssen wir auch noch höllisch aufpassen, sonst reißen die Labberblätter ein.«
    Ich führe den Pfannenwender so vorsichtig wie ein Elektrofrickler seinen Lötkolben. Dass ich die fragilen Paketchen so perfekt gleichmäßig angebraten kriege, hätte ich mir selbst nicht zugetraut. Anscheinend brauche ich Publikum beim Kochen. Ich muss Ekkehart nur noch einbläuen, dass er nachher nicht verrät, wie viel ich mitgeholfen habe.
    »Gut, Ekkehart, und jetzt gib mir die Brühe.«
    Ich nehme noch einen Schluck Wein und lasse die Pfanne dabei nicht aus den Augen.
    »Tja, also, hm.«
    »Was ist?«
    »Also, die Brühe, ich wollts ja vorhin schon sagen…«
    Ich drehe

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