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Wir tun es für Geld

Wir tun es für Geld

Titel: Wir tun es für Geld Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Matthias Sachau
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Ines. Du kannst dir ja, wenn du unbedingt willst, auch so einen Sumo-Plattenspieler zulegen. Wenn hier einer vor Neid sterben muss, dann ich. Ekk-Stöcks Plattensammlung ist einmalig. Die werde ich nie kriegen, nicht für alles Geld der Welt.«
    »Hm, du hast recht.«
    »Eben.«
    »Wenn ich ein bisschen spare und Bernd nichts davon erzähle, könnte ich mir auch einen Transrotor leisten. Aber was mache ich dann mit meinem Clearaudio Performance?«
    »Wie? Moment, du würdest wirklich 25 000 Euro…?«
    »Würdest du mich auslachen?«
    »Hm. Ganz ehrlich?«
    »Sags.«
    »Du wärst der einzige Mensch der Welt, den ich nicht dafür auslachen würde.«
    …
    Sie hat mich geküsst.
    Aber nur ganz leicht.
     
    * * *

31.01. / 21:14 Uhr
 
Tagebuch vernachlässigt. Zu viele Ereignisse, zu wenig Zeit. Was mich wundert: Lukas und Ines haben mich noch nie nach meinem Beruf gefragt.
 
Immer noch keine verbindliche Auskunft zu Liefertermin Transrotor-Plattenspieler. Habe persönlich Abholung angeboten.

Hochzeitstag
     
    »EINS – ZWO – DREI – VIER… und nicht schlappmachen da in der letzten Reihe! EINS – ZWO – DREI – VIER…«
    Ich weiß nicht, wann mein Herz zum letzten Mal so schnell geschlagen hat. Hoffentlich hält es durch. Ich sehe Viktor von der Seite an. Er grinst.
    »Ich hab doch gesagt, dass du der perfekte Kandidat für Tonis Vital-Kompakt-Kurs bist.«
    »Du hast gesagt… das ist kaum anstrengender… als eine Partie Volleyball.«
    »Ihr wollt den Sinn meiner Red’ mit Zweifel belegen, Freund?«
    Ich bin lieber still. Im Gegensatz zu Viktor brauche ich meinen Atem. Hoffentlich kann ich mich, wenn diese Marter endlich vorbei ist, überhaupt noch auf den Beinen halten. Wäre nicht ganz unwichtig, denn hinterher soll ja noch Küchenvernichter-Grummler unter meiner Aufsicht für fünf Leute kochen. Das wird ein Knochenjob.
    Überhaupt, hier ist es viel zu eng. Kein Wunder, schließlich stehen um uns herum die ganzen Spinning-Geräte, die vorher in dem Raum waren, in den jetzt Karolines Brautkleid-Atelier eingezogen ist. Ich muss ständig aufpassen, dass ich mir hinten nicht an einem dieser Ungetüme die Ellbogen stoße, und gleichzeitig, dass ich vorne dem Mann mit der enganliegenden Fitness-Hose nicht in den dicken Hintern trete, den er sich gerade abzutrainieren versucht. Ein fürchterlicher Anblick übrigens.
    Aber der Abend mit Ines gestern war so schön, dass mir heute nichts so richtig die Laune verderben wird. Die traumhafte Tanzstunde wollte einfach nicht aufhören. Wir lächelten uns dauernd an, im Park, zu Hause, und, ja, zwischendrin dieser Kuss, ganz leicht, ganz nebenbei, eben mal so, ohne Geigen und ohne harten Schnitt zur Anschlussszene. Und später noch ein zweites Mal, bevor Ines zum Schlafen in ihr Zimmer verschwand.
    »EINS – ZWO – DREI – VIER… und lasst bitte die Leute durch, die wo ins Brautkleid-Atelier wollen!«
    Hihi, also, das ist wirklich langsam eine Farce hier.
    »Ich finde, Toni sollte den Empfangstresen um die Hälfte kleiner machen.«
    »Wieso?«
    »In den so gewonnen’ Raum könnt’ er zwo Spinning-Gerät’ placieren. Das wiederum schüfe eine freie Gass’ hin zu des Brautkleid-Ateliers Toren.«
    »Er könnte… auch einfach sein… Büro kleiner machen… Und ich kann jetzt wirklich… nicht mehr.«
    »Deines Kommens Wichtigkeit erkennst du an ebendiesen Worten, Freund.«
    »Hä?… Ach so… Du, solange ich die Treppe bei uns raufkomme… bin ich fit genug… Außerdem, tu nicht so enthusiastisch, Viktor… Ich weiß genau, dass du auch nur hier bist… weil Annemarie dich dazu verdonnert… hat.«
    »Pst, sie kann uns hören.«
    »Ist nur die… Wahrheit.«
    »Es geht hier auch nicht nur um Fitness, du kriegst einfach ein viel besseres…«
    »Körpergefühl… ich weiß.«
    »Eben.«
    »EINS – ZWO – DREI – VIER… Lukas, Viktor, der Nächste, der wo schwätzt, fliegt raus.«
    »Barsche Kund’ aus des gutherz’gen Freundes Mund.«
    »Dem steht das Wasser… wirklich bis zum Hals.«
     
    * * *
     
    Wenigstens der Duschraum ist einigermaßen großzügig. Der Brausekopf über meinem verschwitzten Schädel ist zwar ein bisschen verkalkt, aber der harte Strahl, den die verengte Öffnung erzeugt, massiert jeden Körperteil durch, den man in ihn reinhält. Meine vom Dauergehampel malträtierten Schultermuskeln sagen danke. Durch den Wasservorhang hindurch höre ich Viktor quasseln.
    »Toni könnte noch mehr sparen, wenn er einfach einen gemischten Duschraum

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