Wir tun es für Geld

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Autoren: Matthias Sachau

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Pause. Die gereizte Haut muss sich erholen, weißt du?«
    »Ach, ich tanz einfach barfuß.«
    Während Vanessa und ich Ines davon überzeugen, dass das wegen der vielen Pfennigabsätze viel zu gefährlich ist, bildet sich langsam eine Männerschlange neben uns. Aber niemand kann so gut Männerschlangen ignorieren wie Vanessa. Erst als der Latino mit dem weißen Hemd schon fast an ihrem Rücken klebt, dreht sie sich um.
    »Nein, Juan, ich tanze jetzt erst mal mit meinem Freund hier.«
    Vanessa greift weiter hinten in der Schlange nach der Hand eines kleinen Männleins mit 80er-Jahre-Streberscheitel. Ich kenne ihn. Er ist auch in unserem Kurs. Angesichts einer so hochkarätigen Tanzpartnerin könnte er ruhig ein bisschen lächeln.
    Ines hat nun auch den anderen Schuh ausgezogen und findet sich mit ihrer Zwangspause ab, während Vanessa beginnt, mit dem Streberscheitel ihre Runden zu drehen. Der Typ ist übrigens nicht nur qua Frisur, sondern auch so durch und durch Streber. Im Kurs war er immer der Erste, der die neuen Schrittfolgen konnte, und schon mehr als ein Mal ist er neben Ines und mir aufgetaucht, um uns gnädig Ratschläge zu erteilen. Am Anfang haben wir ihn noch »Gustavo für Arme« genannt, aber am Ende hat sich »Streberscheitel« durchgesetzt. Trotzdem, eins muss man ihm lassen, er führt Vanessa ziemlich souverän durchs Gewühl. Etwas steif im Rücken vielleicht, aber keine Spur von Nervosität.
    Ich arbeite weiter an Ines’ Schuh herum und muss mich langsam fragen, ob das wirklich was hilft oder ob ich mich in ihn verliebt habe.
    »Nur falls du darüber nachdenkst, Lukas – du kannst von mir aus gerne auch mal mit Vanessa tanzen.«
    »Och, so wie es aussieht, habe ich da eh keine Chance.«
    Ein paar Stühle weiter sitzt nämlich Juan, starrt Vanessa und Streberscheitel an und scharrt dabei nervös mit den Füßen. Keine Frage, in ihm sieht es ungefähr so aus wie neulich bei uns im Schnellkochtopf, kurz bevor Ekkehart ihn aufgemacht hat. Wie kann man sich nur so quälen? Vielleicht sollten wir besser einfach gehen.

    * * *

    Wie viele Lieder will Vanessa jetzt eigentlich noch mit Juan tanzen? Es reicht mir langsam. So gut ist der nämlich auch wieder nicht. Außerdem versucht er dauernd irgendwelche verquasten Figuren, bei denen sie ihm das Bein in den Schritt stecken muss. Warum lächelt sie ihn an? Das ist doch einfach nur plump. Also wirklich! So einen schmierigen Westentaschenmacho lässt man als Frau von Format doch einfach links liegen.
    »Scharr nicht dauernd so mit den Füßen, Lukas.«
    »Tschuldigung. Komm, wir tanzen wieder.«
    »Kleinen Moment.«
    Noch während ich zusehe, wie Ines in ihre Wunderwerke der Schuhmacherkunst schlüpft, zieht jemand von hinten an mir.
    »So, Lukas, jetzt endlich wir.«
    »Vanessa…«
    Im nächsten Augenblick haben wir schon unsere ersten Figuren getanzt. Aus den Augenwinkeln sehe ich Ines, die nun vom Streberscheitel aufgefordert wird, und Juan, der uns anstarrt und sofort wieder zum füßescharrenden Schnellkochtopf wird.
    »Jaja, man muss einfach öfter die Partner wechseln, hihi.«
    »Äh ja, genau.«
    Unglaublich. Sie tanzt, als würde sie das schon Jahre machen. Trotzdem muss ich führen. Blödes Konzept. Aber hilft nichts. Konzentration. Eins, zwei, drei, vier…
    Nach zwei Liedern bin ich endlich so weit drin, dass ich Vanessa einigermaßen sicher führen kann. Aber jetzt fängt sie auf einmal an, Sperenzchen zu machen.
    »He, die Figur kann ich noch nicht, Vanessa.«
    »Ist aber ganz einfach. Komm, probier noch mal, Lukas. Folge einfach deinen tänzerischen Instinkten, hihi.«
    »Ich fürchte, wenn wir das noch mal machen, kocht dein Juan über.«
    »Hm? Ach der… Sooo, und jetzt hopp, lass mein Bein rein.«
    »Äh…«
    Wow.
    Wir sehen Ines wieder zum Rand humpeln. Keine Ahnung, ob sie nur markiert, weil sie die Nase voll vom Streberscheitel hat, oder ob der Schuh wirklich wieder drückt. Vanessa reißt mich herum, und wir tanzen noch mal die anzügliche Figur. Und noch mal. Und noch mal andersherum.
    »Na, drückt dich auch irgendwo der Schuh?«
    Der Schuh nicht, aber… und sie weiß es ganz genau. Raffiniertes Biest.
    »Schau mal, was ich noch kann.«
    Wow!
    He, ich führe. Nein, das war wohl mal. Vanessa spult jetzt ihr Programm ab. Jeder Versuch, sie zu führen, läuft ins Leere. Sie steuert mich, wohin sie will. Ich sehe nervös nach Ines, aber die ist schon wieder mit jemand anderem auf der Tanzfläche.

    * * *

    Inzwischen habe