Wir tun es für Geld
EINFACH, IHR WOLLT MICH FERTIGMACHEN!!!«
* * *
»Also, hast du dich beruhigt? Dann lassen wir dich jetzt wieder raus.«
»Macht doch, was ihr wollt, ist eh alles egal.«
Ich sitze mit angezogenen Beinen auf meinem Bett, höre zu, wie meine Zimmertür wieder aufgeschlossen wird, schaue dabei aber nicht mal hoch.
»Komm, Lukas, alles gut.«
»Stell dir vor, die Hifi-Anlage klingt jetzt sogar besser. Karlchen hat noch schnell ein paar goldene Resonatorschalen vom Hifi-Studio Ohr besorgt. Seit die an der Wand kleben, kommen die Höhen viel…«
»Und Sie müssen mal die Soße probieren.«
Ha, Soße.
»Ich habe mich genau an das Rezept gehalten.«
Im gleichen Moment steigt mir ein feines Duftwölkchen in die Nase. Ich stehe auf wie von selbst und gehe in die Küche. Dort tunke ich einen Löffel in die Soße… Sekunden später hänge ich an Frau Kohlmeyers Brust und heule vor Glück.
»Sie hatten ja recht, Herr Fink. Wenn man etwas sparsam mit dem Orangensaft umgeht, ist das gar nicht so schlecht, muss ich sagen.«
»Es schmeckt göttlich!«
»Ich traue mich ja kaum, es Ihnen zu gestehen, aber ich habe noch ein bisschen von meinem Johannisbeergelee als Verfeinerung drangegeben.«
»Frau Kohlmeyer, Sie sind die Beste, die Beste, einfach nur die Beste!«
»He, genug geknutscht jetzt, du musst die Baustelle noch abnehmen.«
Ich gehe langsam ins Wohnzimmer.
Nein!
Wow!
Der Viktor. Tut immer so, als ob er nichts kapiert, aber wenn es drauf ankommt…
»Mit der Hängung der Bilder bin ich mir ja nicht so ganz sicher.«
»Perfekt.«
»Und den Couchtisch hab ich jetzt doch einfach nur weiß angesprüht.«
»Großartig.«
»Und die Volleybälle…«
»Besser gehts… nicht… Buhuuu!«
»Reiß dich zusammen, Lukas, sie kommt in einer Viertelstunde. Mach dich frisch!«
»Ich such derweil schon mal die Musik aus.«
»Ups, die Blumen stehen schief.«
»Und wir müssen durchlüften.«
Irgendwelche Hände schubsen mich ins Bad. Ich kann das Ganze immer noch nicht fassen. Ja. Doch. Alles ist im Lot. Jetzt kommt es nur noch auf mich an. Ha. Nur noch. Ich sehe mein Gesicht im Spiegel. Nein, das geht gar nicht. Ich verpasse ihm spontan ein paar Ohrfeigen, um es aufzuwecken. Bisschen kaltes Wasser und jetzt – lächeln. Fürchterlich. Erst mal duschen und dann noch mal probieren…
»Herr Fink, Herr Fink, sie kommt, sie kommt! Sie schließt gerade unten die Tür auf.«
Während ich die Information noch verarbeite, bewegen sich die anderen mit Lichtgeschwindigkeit.
»Okay, Musik läuft.«
»Kerzen sind an.«
»Prima.«
»Aber… wie verschwinden wir jetzt, ohne dass sie uns bemerkt?«
Also wirklich.
»Kommt, entspannt euch. Ines kommt rein, ihr sagt kurz hallo und…«
»Auf keinen Fall, Lukas. Es muss so aussehen, als hättest du das allein gestemmt! Das ist das A und O!«
»Da hat Ihr Freund ganz recht, Herr Fink.«
»Aber…«
Sowieso schon zu spät, der Schlüssel dreht sich im Schloss.
* * *
»Abend, Lukas. Tut mir wirklich leid, dass ich dich hängengelassen habe. Ich wollte die ganze Zeit anrufen wegen Hochzeitstag und so, aber ich hatte ausgerechnet heute einen dermaßenen Dauerhassel, und dann musste ich noch mit Bernd was regeln, weil der doch heute Abend noch nach Luxemburg… Egal. Macht alles nix. Stell dir vor, ich hab über einen unserer Vorstände doch noch einen Tisch im Le Canard für uns zwei bekommen! Jetzt lassen wir es uns einfach…
…
….
…..
Was ist hier passiert?«
Ich nestele an dem farbverschmierten Hemd rum, das ich immer noch anhabe.
»Das…Ich… Oh!«
Wie kann das sein? Als ich mich wieder umdrehe, sind Ekkehart, Viktor und Frau Kohlmeyer verschwunden! Ich stiere hektisch herum, sehe aber keine Füße unter der Vorhangkante, keine Nasenspitze hinter dem Schrank und auch keinen Ellenbogen unter dem Sofa… Ha, bestimmt an der Decke, wie bei Leon, der Profi… Nein, auch nicht. Als hätten sie sich in Luft aufgelöst. Ines ist zum Glück so von den Socken, dass sie gar nicht mitbekommt, wie verwirrt ich bin.
»Lukas!…
das…
ist…
…
wunderschön!«
Beim »wunderschön« geschieht mit ihrer Stimme das Gleiche, was neulich mit Vanessas Gesicht passierte. Das Wort kam von so tief innen, dass es sich erst mal an das Licht gewöhnen muss. Etwas in mir jauchzt und hüpft. Aber – Haltung.
»Darf ich dir deinen Mantel abnehmen?«
»Oh… ja, danke. Saukalt da draußen, sag ich dir.«
Draußen! Natürlich!
»Wow… Und das hast du
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