Wir waren nie Freunde
dem Hasen das Fell den Bauch entlang auf. Dann zieht er etwas daran, und die nackte Haut des Hasen kommt zum Vorschein. Das scharfe Messer schneidet noch einmal, jetzt weiter oben am Hals. Dann zieht er wieder. Das Fell gleitet herunter, bleibt in großen Fetzen hängen.
»Es wäre besser gewesen, etwas von dem Holz aufzubewahren«, sage ich. »Nächstes Mal kann jemand anders losgehen.«
Manny spuckt aus.
»Das ist dein Job, Kimmi. Du holst Holz, wenn wir dir das sagen. Hast du das noch nicht kapiert?« Ich kümmre mich nicht weiter um Manny, gehe zum Windschutz und hole mir einen Extrapullover. »Hast du das kapiert?. Ich drehe mich um.
»Drohst du mir?«
Manny kommt auf mich zu. Er hat den groben, angespitzten Stock in der Hand.
»Drohen?«, fragt er. »Was redest du da für einen Mist, Kimmi?«
Ich höre PM lachen.
»Das ist so typisch für ihn. Immer muss er so verdammt überlegen tun.«
»Hör endlich auf mit dem Getue«, sagt Manny. Er boxt mir mit seiner freien Hand in den Bauch. »Hast du das kapiert?«
Ich nicke.
»Dann antworte auch, verdammt nochmal.« Ich nicke.
»Man sieht dich ja nicht, du verfluchter Sklave. Hör auf zu nicken. Hast du das kapiert?«
Er macht einen Schritt auf mich zu. Ich sehe aus dem Augenwinkel, dass er mit dem Fuß auf das heruntergefallene Holzstück tritt. Er rutscht aus, verliert das Gleichgewicht und tritt fast mit dem anderen Fuß ins Feuer.
»Oh Mann, was machst du!«, schreit er.
Er tritt gegen das Holzstück, dass es den Berg hinunterrollt. Schlägt mit seinem Stock noch danach. Dann starrt er mich an.
»Ich habe ja wohl nichts gemacht«, sage ich.
»Das war doch dein bescheuertes Holz.«
Ich drehe mich um. Sehe Pia-Maria an. Sie sieht mich auch an, und ihr Blick ist voller Verachtung. Ich habe das Gefühl, sie hasst mich.
»Das werde ich dir zurückzahlen«, sagt Manny. Philip kommt zu uns. Er hat das blutige Messer in der Hand. »Nun beruhige dich«, sagt er. »Kimmi ist doch unser Kumpel. Oder etwa nicht, Kimmi?«
In der anderen Hand hat er den Hasen. Er hält ihn an einem Ohr, als wäre es ein ausgezogener Teddy, den man irgendwo ranhängen kann.
Ich nicke.
»Hör endlich mit diesem blöden Nicken auf.«
»Das sieht ihm so verdammt ähnlich.«
»Gib ihm was zu rauchen.«
Pia-Maria reicht die selbstgedrehte Zigarette. Der süße Haschischduft steigt mir in die Nase.
Ich schüttle den Kopf.
»Ach lass doch, das ist viel zu gut für dich«, sagt sie. »Jetzt reiß dich aber zusammen, Kimmi. Dein Stil passt nicht hierher.«
»Es gefällt uns nicht, wenn du so bist«
»Ich will nicht«, sage ich.
Plötzlich braust Pia-Maria auf. Ihre Augen glänzen. Ich sehe, wie wütend sie ist. Sie geht direkt auf mich zu. Boxt mich, dass ich nach hinten falle. Ich kann meinen Körper nicht mehr kontrollieren und falle mit dem Hintern ins Feuer.
Lautes Lachen ertönt. Ronja bellt.
Schnell springe ich auf und bürste die Glut weg, die an meiner Hose festklebt.
»Das war ja wohl nicht nötig«, sage ich.
»Willst du nun rauchen oder nicht?«, schreit Pia-Maria. »Nein«, sage ich. »Das mache ich nicht. Und wenn du mich noch so provozierst.«
»Was redest du denn da für ein Blech, Kimmi! « »Scheiße, was habt ihr denn für Leute mit in den Wald rausgeschleppt!«
»Ich werde dir zeigen, wie man provoziert!«
Der Schlag kommt, bevor ich reagieren kann. Manny peitscht mit seinem Stock. Er trifft über dem Schienbein. Der Schmerz kommt augenblicklich. Ich stehe still. Verziehe das Gesicht.
»Oh Mann, du bist ja dümmer, als ich dachte«, sagt Manny.
»Der ist so verdammt dumm, den müsste man verbrennen«, sagt Pia-Maria.
Sie entdeckt meinen Pullover, der vor dem Windschutz liegt. Sie kommt ins Schwanken, als sie sich zu ihm hinunterbeugt. Dann wirft sie ihn ins Feuer. Die Flammen lodern auf, als der Pullover Feuer fängt. Es riecht nach verbrannter Wolle.
Die anderen lachen lauthals. »Guter Wurf.«
»Jetzt verbrennt der blöde Sklave!«
»Willst du jetzt endlich rauchen?«
Ich schüttle den Kopf.
Sekunden später zischt der Stock durch die Luft. Der Schlag trifft mich am Bauch. Ich stöhne auf. Greife instinktiv mit beiden Händen auf den Bauch. Krümme mich zusammen. So bleibe ich ein paar Sekunden lang stehen. Versuche die Kontrolle über die Schmerzen, über den Körper zu erlangen. Dann spüre ich, wie jemand mich schubst. Ich stolpre, falle ins Feuer, aber es gelingt mir, wieder rauszukommen, bevor ich hinfalle. Ich sinke zusammen und
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