Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Wir waren nie Freunde

Wir waren nie Freunde

Titel: Wir waren nie Freunde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Casta
Vom Netzwerk:
nächsten Bier. Sie sieht mich an. Zögert zunächst, ändert dann aber ihre Meinung. »Okay.« Ich fülle etwas auf einen Pappteller und gebe ihn ihr. »Danke«, sagt sie.
    »Ihr braucht auch einen Schluck«, sagt Manny und reicht mir die Flasche.
    Ich schüttle nur den Kopf.
    »Oh Scheiße«, sagt Manny. Nimmt selbst ein paar Schlucke. Dann gibt er die Flasche Tove. Sie trinkt. »Verdammt, ist das stark! Ist das Selbstgebrannter?« »Natürlich«, nickt Manny.
    Als ich fertig gegessen habe, sammle ich meine Sachen zusammen. Das war blöd von ihnen, meine Sachen herumzuschmeißen, denke ich. Aber ich sage nichts. Als ich fertig bin, gehe ich zum Feuer.
    »Das brennt ja gar nicht. Habt ihr kein Holz?«
    »Der Wald ist voll davon«, antwortet Philip. »Kannst ja was holen.«
    »Okay«, sage ich.
    Tove setzt sich neben Manny.
    »Hast du was?«, fragt sie mit leiser Stimme.
    Da lacht Manny laut auf.
    »Aber natürlich«, sagt er mit zufriedener Stimme. »Kommt jemand mit Holz sammeln?«, frage ich. Als keiner antwortet, löse ich die Axt vom Baumstamm und gehe den Berg hinunter.
    »Tolle Freunde hat man«, sage ich.
    Mannys Stimme hallt hinter mir her:
    »0 Mann, was ist nur mit dir los, Kimmi!«
    Als ich zurückkomme, hat es schon angefangen dunkel zu werden. Ich höre Lachen vom Lager. Ich kann Criz' heisere Stimme und Pia-Marias blubberndes Schwätzen erkennen. Zuerst denke ich, wie schade, sie verscheuchen die Auerhähne. Aber dann wird mir klar, dass es hier schon lange nicht mehr um Auerhähne geht. Es fällt mir schwer, mit dem Arm voller trockener Zweige zu laufen. Ich habe einen toten Stamm gefunden, den ich abgeschlagen habe. Es hat eine Weile gedauert, aber wenn wir es schaffen, noch einmal zu gehen, bevor es vollkommen dunkel ist, dann haben wir für die ganze Nacht genug Holz.
    Als ich auf den Bergkamm komme, stolpere ich. Das Holz fällt mir hin. Ich fluche, hocke mich hin und versuche alles wieder zusammenzusammeln.
    »Da kommt der Sklave mit dem Holz«, sagt Manny. Die anderen lachen.
    Ich trete vor und lasse das Holz neben die Feuerstelle fallen.
    »Kommt jemand mit, den Rest holen?«
    »Scheiße, was hast du gemacht?«, schreit Pia-Maria. »Du hast mit deinem blöden Holz mein Bier umgekippt« Ich sehe eine Dose auf dem Boden liegen. Rundherum Schaum. Ich stelle sie wieder hin.
    »Nun beruhige dich mal«, sagt Philip.
    Ich frage mich, wen er wohl meint, Pia-Maria oder mich. Mir scheint, sein Blick ist etwas getrübt. Aber vielleicht liegt das ja auch an der Dämmerung. »Du machst alles kaputt«, sagt Pia-Maria.
    »Dann gehe ich eben allein«, sage ich und drehe mich um, um noch einmal den Berg hinunterzugehen. »Verdammt, was ist denn bloß mit dir los?«, fragt Manny. Ich höre, wie er aufsteht und hinter mir herkommt. Ich kümmre mich nicht darum. Gehe weiter, bis ich seine Hand auf meiner Schulter spüre. Da bleibe ich stehen. »Was kommst du her und nervst, du blöder Sklavenheini.«
    Ich reiße mich los und verschwinde den Berg hinunter.
    Die Stämme der Bäume. Die Dunkelheit über mir. Ich kann kaum etwas sehen. Das letzte Himmelslicht erlischt langsam. Ich taste mich vor. Große Felsblöcke. Hole Atem, ruhe mich aus, gewöhne die Augen an die Dunkelheit. Mache weiter. Finde meinen abgestorbenen Baum. Den Arm voll. Und wieder zurück. Zurück zu den Freunden auf dem Berg. Ich drehe mich um. Da sehe ich plötzlich den ganzen Berg. Sehe, wie die Flammen die Dunkelheit um mich herum erhellen. Ich beeile mich. Haste keuchend über den Bergkamm. Bleibe stehen. Spüre die Wärme näher kommen, sie schlägt mir entgegen. Die Flammen steigen entlang der dunklen Kiefernstämme hoch. In ihrem Schein sehe ich Tove, Criz und Pia-Maria. Sie haben sich vom Feuer zurückgezogen. Hocken vor dem Windschutz. Sie lassen eine handgedrehte Zigarette kreisen. Ich kann sehen, dass das gesamte Holz, das ich angeschleppt habe, ins Feuer geworfen wurde. Das Neue lege ich ein Stück von der Feuerstelle entfernt ab. Ein Holzstück rollt weg, direkt vors Feuer. Ich lasse es dort liegen.
    »Das war ja nun nicht nötig, gleich alles reinzuwerfen«, sage ich.
    »Was ist denn nun schon wieder?«
    Mannys Stimme hinter mir. Als ich mich umdrehe, sehe ich, wie er und Philip sich vor den flachen Stein hocken. Philips Messer glänzt im Feuerschein. Ich sehe, dass es rot von Blut ist. Manny hält einen spitzen Stock in der Hand.
    »Was macht ihr?«
    »Wir wollen doch den Hasen grillen. Jetzt wird gefeiert, Kimmi.«
    Philip schneidet

Weitere Kostenlose Bücher