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Wir waren unsterblich (German Edition)

Wir waren unsterblich (German Edition)

Titel: Wir waren unsterblich (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Raimon Weber
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das Zündapp-Zeichen mit.“
    „Ich weiß nicht, ob irgendwer tatsächlich an dem Unfall Schuld ist“, stellte Hilko fest. „Aber jemand hat es dort hingeschrieben, damit wir es lesen. Und damit ist klar, dass der Schreiber weiß, dass wir mit Charlie zu tun hatten.“
    „Du meinst, er weiß sogar, dass wir von Charlie wegen Grundmann erpresst wurden?“, fragte Töffel.
    „Aber warum tut er dann so, als hätte er Charlie geholt ?“, wunderte sich Leo. „Und wer soll es – verdammt noch mal! – sein? Einer seiner Freunde?“
    Hilko atmete tief durch die Nase ein. „Wir müssen es herausfinden.“
    „Können wir nicht einfach abwarten?“, sagte Töffel. „Bisher klappte das doch.“
    „Nein“, sagte Hilko. „Es war wohl doch nicht allein das Schicksal, das uns Charlie vom Hals schaffte.“
    „Dann kommen vielleicht neue Forderungen auf uns zu“, vermutete Leo. „Wenn wir nur wüssten, wer dahinter steckt.“ Er sah sich nervös um. „Vielleicht beobachtet er uns gerade.“
    Markus deutete auf die schmalen Fenster. Draußen wucherten meterhohe Büsche, direkt dahinter begann der Acker. „Er könnte irgendwo da draußen sein.“

    Markus hatte einen Plan: Wir sollten so tun, als würden wir alle abhauen. In Wirklichkeit schlichen wir uns aber dann über den Acker zum Bauernhof zurück. Markus nahm an, dass der Unbekannte sich davon überzeugen wollte, ob wir tatsächlich im Keller waren. Das konnte der ganz einfach daran erkennen, ob das Firmenzeichen von Charlies Moped noch da war oder zumindest bewegt wurde. Wir schauten ihn an, als sei er völlig durchgedreht. Er öffnete das Fenster. Die Glasscheibe war zersplittert. Nur eine Scherbe steckte als nadelspitzes Dreieck in einer Ecke des Rahmens.
    „Wir legen uns dort auf die Lauer. Und wisst ihr was: Ich hole mir noch mal die Kamera von meinem Bruder. Wenn ich jemanden im Flur höre: Knips!“ Markus lehnte sich mit einem Ruck aus dem Fenster. Die Spitze der Glasscherbe verfehlte ihn nur um ein paar Zentimeter. Er ließ sich von der Fensterbank fallen. Wir hörten das Rascheln der Blätter und das Brechen von Zweigen. „Das haut hin!“ Markus schwang sich in den Flur zurück. „Wer ist dabei?“
    „Keiner!“, schnauzte Leo. „Das ist total bescheuert.“
    Markus schürzte beleidigt die Lippen. „Seid ihr alle seiner Meinung?“
    Ich wartete auf eine Reaktion von Hilko. „Na ja ...“, begann der und kickte vor eine Scherbe am Boden. „Es wäre gut zu wissen, was das da unten soll.“ Er versetzte der Scherbe einen Tritt und sie flog gegen die Kellertür und zersplitterte.
    Töffel schob sich an ihm vorbei. Er zitterte und wirkte neben Hilko winzig. Wie ein kleiner Bruder. „Aber was ist, wenn es den Lichtlosen wirklich gibt?“
    „Keine Angst“, erklärte Markus grinsend. „Ich werde den Kerl fotografieren und dir zeigen, dass er aus Fleisch und Blut ist. Es gibt keine Gespenster.“
    Ich wünschte mir, dass Markus endlich die Klappe hielt. Es wäre vielleicht wirklich besser, sich einfach zu verkriechen.

    Fünf Minuten später marschierten wir über den Feldweg in Richtung Gartenvorstadt. Töffel hielt sich an Hilkos Seite und reckte den Kopf nach allen Seiten, als würde der Verfasser der Botschaft in der Nähe herumschleichen. Markus hielt am Ende des Weges an. „Aufgepasst! Ich hole die Kamera und bin in spätestens zwanzig Minuten wieder bei euch. Ihr schlagt euch durch die Felder. Wir treffen uns an dem Flurfenster.“ Ich war mir nicht ganz sicher, ob Markus sich über den Ernst der Lage im Klaren war. Er benahm sich, als sei das Ganze ein Spiel. Hilko sah grübelnd den vorbeifahrenden Autos auf der Straße nach. „Nein“, sagte er. Markus sah ihn pikiert an. „Ich begleite dich. Ich muss auch noch etwas besorgen. Ritsch, Leo und Töffel verstecken sich in der Scheune. Von dort können wir das ganze Gelände übersehen. Das ist viel sicherer, als wenn wir unter dem Fenster hocken.“ Er machte eine Pause. „Einer von uns könnte die Nerven verlieren, wenn tatsächlich jemand auftaucht.“
    „Genau! Kein Risiko.“ Ich sah Markus eindringlich an und deutete mit einem Nicken auf Töffel. Der stand am Fahrbahnrand, knetete seine Hände und suchte noch immer mit riesengroßen Augen die Umgebung ab. Markus verstand. Er schlug Hilko auf die Schulter. „Gehen wir.“
    „Kommst du mit?“, fragte ich Töffel. Sein Gesicht nahm einen so überraschten Ausdruck an, dass es fast komisch aussah. Wir gingen ein Stück die

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